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Re: Welt(un)ordnung



Hallo Horst-Walter!

> >Meine Meinung dazu ist immer noch: Mauer um Serbien bauen, die alten
> >Selbstschußanlagen aus DDR-Zeiten wieder aktivieren und Serben und
> >Kosovo-Albaner das untereinander selbst ausmachen lassen.
> 
> Evolution pur, oder wie? Wie schoen dass die Aliierten nach '45 anders
> gedacht haben, was DDR-Sowjetunion/BRD anging.
> 
> > Egal was hier
> >"recht" oder "unrecht" ist, für die Gesamtbilanz auf Weltebene wird's
> >günstiger sein wenn sich da unten zwei Völker bekriegen und eines
> dabei
> >vielleicht ausgelöscht wird
> 
> Du sprichst von ca 900.000 Menschen - Menschen wie Du und ich.

Ja, aber wir sind in einer Phase wo auf jeden Fall Menschen wie Du und
ich sterben werden, und je nach dem wie das noch weitergeht sind es entweder
mehr oder weniger. Und meine Befürchtung ist, daß es mit steigender
Parteienzahl mehr werden, deswegen vertrete ich die Meinung, daß Nicht-Ein-
mischen unterm Strich besser ist. Damit gibt es wenigstens eine obere
Schranke für die Gesamtfolgen... Ja, das ist sarkastisch, ich weiß. Aber
wenn ich die Wahl zwischen 1 Mio. Toten und einem Weltkrieg habe ist mir
die Million lieber, soweit man das so überhaupt sagen darf. Und nein, das
hat immer noch nichts mit Menschenverachtung zu tun.

> >als wenn wir in ein paar Monaten mitten im
> >Atomkrieg stehen. Das umkämpfte Gebiet und die Zahl der originär
> invol-
> >vierten Menschen ist marginal klein und maximal unwichtig im
> Weltgefüge
> 
> zynischer und auch gewissenloser kamm man eigentlich nicht mehr
> argumentieren. Bemisst sich ein "Schaden" an Menschen nach deren Zahl,
> Wichtigkeit, Kaufkraft, etc? Bist Du persoenlich wichtiger, als ein
> Kosovo-Albaner? Da sind wir aber dicht dran am lebensunwerten Leben...

Aua, nein. Ich zähle sie einfach. 1 Albaner, 1 Europäer, 1 Russe, 1 werauch-
immer. Vielleicht tendiere ich dazu die Sachen etwas sehr trocken zu
schreiben, aber letztendlich geht es nicht mehr um "ob Menschen sterben"
sondern um "wie viele müssen noch sterben"? Und da fürchte ich einfach daß
die Gesamtzahl durch die externen Interventionen höher geworden ist als
wenn man die da unten einfach hätte sich gegenseitig ärgern lassen.
Remember: Die NATO kämpft gegen Milosevic, aber es macht sich niemand
Gedanken darüber, daß nicht nur Milosevic, sondern auch die Kosovo-Albaner
teilweise nicht unbedingt weiße Westen haben. Die Problematik hat "da unten"
jahrelang geköchelt und es gibt keine binäre Möglichkeit der Attributierung
"schuldig" oder "unschuldig". Beide Seiten sind "irgendwie" schuld, die
eine vielleicht mehr als die andere. Und nun kommt von außen ein angreifendes
Verteidigungsbündnis, stellt sich auf eine der beiden Seiten und richtet
erstmal Schaden an, sowohl aktuell wie auch mit Blick auf eine drohende
Eskalation.

> >verglichen mit den Gesamtschäden, die die Eskalation jetzt vermutlich
> >anrichten wird.
> 
> hier sollte mal jemand Berufener das Woertchen MORAL definieren (mir
> ist dabei wohl der dr hinderlich, also lass ich's besser...).

Moral = pseudo-ethischer Kodex einer Gesellschaft ("das was man tut und was
eben nicht"). Mit der kann man hier nicht argumentieren, die ist bei
NATO-nahen Leuten so, bei den Russen andersrum und durch die Moral der
im Kosovo lebenden Leute werden wir mangels brauchbarer Infos eh nicht
durchsteigen. Das würde uns heute auch nicht mehr weiterbringen.

Viele Grüße,
Daniel




-- 
Daniel Roedding                                       phone: +49 5252 9838 0
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