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Re: IDC-Studie



On Mon, 12 Apr 1999, Giesbert Damaschke wrote:

> ein schönes Beispiel aus der endlosen Serie "So trickst man mit
> Statistik": Ohne Nennung der jeweiligen Basis, die da prozentual
> wächst (nennen das die Statistiker nicht "Grundgesamtheit" oder
> so?), erlaubt die Studie kaum relevante Aussagen zum Markt und
> verfolgt einzig den Zweck, noch rasch am Linux-Hype ein paar Mark
> verdienen zu wollen.

So kommt mir das auch vor.

Ich befuerchte auch, dass das Zielpublikum solcher Studien im wesentlichen
die Linux-Gemeinde ist.  Auch die meisten jener Firmen, die angeblich "auf
den OpenSource-Zug aufgesprungen" sind, vermeiden es nach wie vor
konsequent, in irgendeinem anderen Kontext Linux auch nur zu erwaehnen.

Beispiel http://www.digital.de: es werden Rechner "nur fuer Forschung und
Lehre" verkauft, auf denen "kein Betriebssystem"  installiert ist, so dass
Linux installiert werden kann, wobei Digital jede Gewaehrleistung fuer das
Funktionieren unter Linux weit von sich weist.  Wohlgemerkt: Digital ist
Mitglied bei Linux International und Compaq unterstuetzt laut
Hype-Pressemeldungen Linux. 

Schaut man Presseorgane wie das dem eco Forum e.V. nahestehende
"e-commerce magazin" an, so findet man konsequente MS-Schleichwerbung und
Nicht-Erwaehnung freier Software (z.B. Vergleichstest von
e-commerce-Loesungen ohne Minivend) von vorne bis hinten.  Schleichwerbung
ist so verbreitet und z.T. eine so offensichtliche Existenzgrundlage der
Zeitschriften, dass es schon kaum noch Sinn ergibt, sie zu enthuellen.

Bei Hardwareherstellern sieht es aehnlich aus:  auch neue Hardware ist
"entwickelt fuer WinXX, WinYY und WinZZ" --- dass sie unter Linux prima
laeuft, verschweigt man, als waere es peinlich.  Und zwar durch die Bank. 

Wann wird der Desktop-Bereich wirklich umkippen und seinen Boykott
gegenueber freien Systemen aufgeben?  Wodurch ist dieser Boykott wirklich
motiviert?  Ist es der Unwille von Geschaeftsleuten, jemandem auch nur im
geringsten gutes zu tun, der sich nicht mit genuegend barem revanchieren
kann?  ein Sich-Festklammern am Gewohnheitsdenken der informationellen
Monokultur?

Eine Antwort auf diese Frage wuerde viel mehr aussagen und viel tiefere
Analyse erfordern als die Extrapolation von ein paar Statistiken, die
niemand nachpruefen kann, weil niemand weiss, wie viele Linux-Systeme
installiert worden sind und wie viele davon benutzt werden. 

--
Hartmut Pilch
http://www.ffii.org