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Re: Freie Software und Arbeitsplaetze



From: Holger Veit <Holger.Veit@gmd.de>
To: Mel Angele <mel@burn.muc.de>; <debate@fitug.de>
>
> Noe, nicht direkt. Lies genauer: "Es gibt so'ne und so'ne...". Heisst:
> man kann auch mit akademischem Titel unfaehig sein, ein Programm mit mehr
> als drei Zeilen strukturiert zu entwickeln. Andererseits: "Schaedlich ist
> ein Informatik-Studium nicht..." Was rauskommt, wenn man ungeschulte
Bastler
> ans Werk laesst, ist ziemlich oft Baehsick-Spaghetticode oder auch mal
> die eine oder andere wegoptimierte "19" in der Jahreszahl.
>

Geschickte Drehung. Zunächst hattest Du allerdings nicht die heutigen
"ungeschulten Bastler" aufs Korn genommen, sondern die "unstudierten" aus
den 70/80gern als für die Y2K-Probleme verantwortlichen ausgeguckt. Und das
ist völliger Blödsinn. Die Bastler sind erst in die Materie - dank billiger
Rechner etc.. - eingestiegen, als die "alten" Profis bereits seit langem
2000fähig programmiert haben. (Bei mir seit mindestens 1983)

Die heutigen Probleme auf Großrechnern hatten damals eine ganze Menge mit
den Kosten von Speicherplatz zu tun und nicht mit "mal eben optimiert".

Extrembeispiel aus der Praxis: das komplette Datum in 1 Byte, 5 bit = tag, 4
bit Monat, 6 bit Jahr - mit der Vereinbarung über ein Firmeninternes
"Startjahr". Da das Startjahr hier 1950 war, tritt das Problem ab 2013 auf.

Bei ca. 1Mio Teilen in einer Stückliste und zig Datumsfeldern in der DB
(VSAM + DL/1) hätte jedes Byte mehr relativ hohe Kosten verursacht, sowohl
an Platten als auch an Hauptspeicherplatz. Heutzutage verbrät DB2 für so ein
Feld locker 10 Byte, das sind Gigabyte-Zuwächse. (Auch in Bufferspace,
Partitions etc.)

Zudem Bestand immer die, aus heutiger Sicht nicht eingetroffene, von "Gurus"
jedoch ständig wiederholte, Vermutung/Hoffnung/Ansicht, daß diese Systeme
einen LifeCycle von "höchstens 10 Jahren" hätten und es bis dahin auf alle
Fälle etwas radikal neues geben würde.

"Echte" Fachleute haben schon damals die Realität beobachtet und diese
Ansicht nicht geteilt. Ich erinnere mich an Gespräche mit Kollegen in den
frühen 80gern in denen es hieß: "Wir müssen auf alle Fälle bis Mitte der
90ger raus aus diesem Job sein - oder willst DU etwa die ganze Sch....
anpassen..." !

Also verwechsle bitte nicht den Mist, der noch in den 90gern gebaut wurde
mit den damals z.T. historisch notwendigen Verfahren. Und die Entscheidungen
darüber wurden nicht von den "kleinen" Programmierern getroffen. Das stellt
die Hierarchien auf den Kopf.

Und das Ganze hat nichts mit Dipl oder NoDipl zu tun.

kpm