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FFII 1999 Woche 22: Gruendung von EuroLinux etc
- To: debate@fitug.de
- Subject: FFII 1999 Woche 22: Gruendung von EuroLinux etc
- From: PILCH Hartmut <phm@a2e.de>
- Date: Wed, 9 Jun 1999 15:08:53 +0200 (CEST)
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FFII-Nachrichten 1999 Woche 22
* AFUL und FFII gründen "EuroLinux-Bündnis"
* Ergebnisse des Clementgate-Karikaturwettbewerbs
* Sprachwahrer-Verein will freie Wörterbuch-Datenbasis aufbauen
* FFII-Brief an Van Miert hat über 200 Unterzeichner
* NRW-Verträge mit Microsoft bleiben vorerst Verschlußsache
* Kontaktaufnahme mit Bonner Patentpolitikern
* IPBox für Kongress-Intranet wird Samstag 15:00 installiert
* Computerwoche beschenkt angemeldete Kongressteilnehmer
AFUL und FFII gründen "EuroLinux-Bündnis"
Angesichts [12]bedrohlicher Patent-Pläne der EU-Kommission haben
[13]AFUL (ein französischer Verband) und [14]FFII (ein deutscher
Verband) verabredet, das [15]Eurolinux-Bündnis zu gründen, um in der
europäischen IT-Industrie Linux, Freie Software, Offene Standards,
Freien Wettbewerb und Innovation zu schützen und voranzubringen.
In einem [16]Aufruf, der am Montag an europäische nationale
Organisationen mit verwandter Zielsetzung ausgesandt wurde, bezeichnen
führende Vertreter von AFUL und FFII die "Schaffung einer tatkräftigen
Lobby der mit dem Einsatz von Linux und freier Software in Europa
verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen" als
den Hauptzweck des Eurolinux-Bündnisses.
Als Webaddresse für das EuroLinux-Bündnis ist www.eurolinux.org
reserviert. Wegen vorübergehender Konfigurationsprobleme sind die
Webseiten jedoch möglicherweise noch ein paar Tage lang unter
eurolinux.ffii.org zu suchen. Voraussichtlich wird FFII mit seines
guten Anschlusses im Deutschen Forschungsnetz (DFN) dauerhaft die
Webressourcen für das Bündnis stellen.
Eine gemeinsame Gründungsfeier wird auf dem [17]Kongress
"Informationelle Monokultur und die Alternativen" am 13. Juni in Köln
stattfinden. Dort wird Jean-Paul Smets, Vorstandsmitglied von AFUL und
Autor der Webdokumentation [18]www.freepatents.org, eine
programmatische Rede über die EU-Pläne und die Aufgaben von EuroLinux
halten.
AFUL (Association Francophone des Utilisateurs de Linux et Logiciels
Libres/Französischsprachiger Verband der Benutzer von Linux und Freier
Software) hat in Frankreich viele einflussreiche und tatkräftige
Mitglieder, darunter Politiker und Parlamentarier, die diverse
Gesetzesinitiativen und Ausschreibungen für die Förderung des
Einsatzes freier Software in der französischen Verwaltung und
Gesetzesinitiativen für die Freiheit der Kommunikationsstandards von
Patenten und Monopolen auf den Weg gebracht haben.
Als eine der ersten gemeinsamen Aktionen von EuroLinux ist eine
[19]Ausstellung europäischer Linuxfirmen in Tokyo. FFII wird dabei
durch den Vorsitzenden Hartmut Pilch vertreten sein.
Ergebnisse des Clementgate-Karikaturwettbewerbs
In unserem [20]Clementgate-Karikaturwettbewerb wurde zwar noch kein
offizielles Urteil gefällt, aber am Sieg des österreichischen
Zeitungskarikaturisten Helmut Schatzmayr, dessen Werk die
[22]Titelseite des Kölner FFII-Kongresses vom 13. Juni schmückt,
dürfte kaum Zweifel bestehen.
Sprachwahrer-Verein will freie Wörterbuch-Datenbasis aufbauen
Der Vorsitzende des [23]Vereins zur Wahrung der Deutschen Sprache,
Prof.Dr. Walter Krämer aus Dortmund, hat zugesagt, gemeinsam mit dem
FFII eine Ausschreibung für eine frei verfügbare Wörterbuch-Datenbank
der Deutschen und Englischen Sprache zu erarbeiten und dafür einen
angemessenen Geldbetrag als Lohn auszuschreiben.
Der VWDS wurde Ende 1997 mit dem Ziel gegründet, der Verwahrlosung der
deutschen Sprache, insbesondere dem Einführen unnötiger Anglizismen
durch öffentliche Funktionsträger entgegenzutreten. Bereits Ende 1998
überschritt die Mitgliederzahl 4000. Unter den Mitgliedern sind
bekannte Wissenschaftler und Politiker aller Parteien, so z.B. die
bayerische SPD-Vorsitzende Renate Schmidt.
Mit Aktivitäten wie der "Ehrung" von Ron Sommer als "Sprachpanscher
des Jahres" (wegen Einführung neuer Terminologie wie "GermanCall",
"WorldCall" etc auf Telefonrechnungen) mobilisierte der VWDS auf
humorvolle Weise den Unmut der Bürger über den fehlenden Gemeinsinn
ihrer Vertreter. Gleichzeitig begannen einige Wissenschaftler
innerhalb des VWDS die Arbeit an einem normativen deutschen
Wörterbuch.
Mit der Ausschreibung, über die Professor Krämer auf dem FFII-Kongress
referieren und diskutieren wird, soll diese Arbeit auf eine
informatisch solide Grundlage gestellt werden, die maximale
Breitenwirkung sichert und optimale Beiträge zur informationellen
Infrastruktur leistet. Nach Meinung des VWDS ist auch ein produktives
Wortbildungssystem ein öffentliches Gut und Teil der unsi umgebenden
geistig-informationellen Infrastruktur.
FFII-Brief an Van Miert hat über 200 Unterzeichner
Eine kurze Mitteilung auf der Mailingliste unserer französischen
Partnerorganisation AFUL führte zu einem Sturm von Unterzeichnern
unter unseren mehrsprachigen [24]Brief an den EU-Wettbewerbskommissar
Van Miert, in dem wir warnen, dass die Pläne der EU-Kommission
(Generaldirektion 15) zur europaweiten Einführung der Patentierbarkeit
von Programmiermethoden nach US-Vorbild die Monopolherrschaft
stagnierender amerikanischer Giganten zementieren und das Aus für
einen Großteil der europäischen Softwareproduktion bedeuten könnten.
Dank der Tatkraft von AFUL haben wir nun das Vorurteil der
Generaldirektion 15 bestätigt: "Der Widerstand gegen den EU-PatentGAU
stellt ein spezifisch französisches Phänomen dar und ist nicht
ganz rational zu erklären". Wir appellieren an unsere Freunde im
deutschsprachigen Raum: zeigt durch massenhaftes Unterschreiben, dass
dem nicht so ist.
NRW-Verträge mit Microsoft bleiben vorerst Verschlußsache
Der FFII hat sich in NRW telefonisch und per Fax an den Landtag, die
Staatskanzlei und die CDU-Fraktion gewandt.
Dem Landtag ist über den Inhalt der Verträge der Landesregierung mit
Microsoft nichts bekannt. Wir stellten aber beim Gespräch mit dem
Landtagsbibliothekar mit Genugtuung fest, dass in den meisten
Zeitungsmeldungen, aus denen der Landtag seine Informationen beziehen
muss, spätestens im Untertitel von "zweifelhaften Softwarelösungen"
oder "Clementgate" die Rede ist. Die Quelle dieser Formulierungen ist
unverkennbar.
Die Staatskanzlei verwies uns an den Sachbearbeiter Herrn Dr. Hermann
Lossau (Arbeitsstab Medien und Telekommunikation / Arbeitsbereich
Medienkompetenz), der laut mündlicher Auskünfte aus dem Sekretariat
Verträge mit Microsoft unter Verschluss hält. Auf unsere wiederholten
telefonischen Anfragen erhielten wir keine Antwort. Auch ein am 2.
Juni abgesandtes Fax folgenden Inhaltes blieb bisher unbeantwortet:
Bei unseren Versuchen, näheres über die geplante Kooperation
zwischen dem Land NRW und der Firma Microsoft zu erfahren, wurden
wir vom Landtag an die Staatskanzlei uns von dort an Sie als
zuständige Instanz verwiesen.
Ohne die Vereinbarungen im Detail zu kennen, sehen wir
Kooperationen dieser Art grundsätzlich als höchst problematisch an.
Dies haben wir in einem offenen Brief an Wolfgang Clement erklärt,
dessen Text Ihnen sicherlich dank seiner weiten Verbreitung durch
die Presse bekannt geworden ist. Dieser Brief
(http://www.ffii.org/clemde.html) wurde von über 700 Personen,
zumeist Wissenschaftlern und EDV-Fachleuten, unterzeichnet.
Durch unseren Kongress möchten wir u.a. unsere Bedenken gegen die
Kooperation mit Microsoft weiter erläutern und unterstreichen. Es
geht jedoch nicht um Protest sondern um Dialog. Wir würden uns
glücklich schätzen, wenn Sie unser Publikum darüber aufklären
würden, was genau mit Microsoft vereinbart wurde und wie man den
von uns befürchteten volkswirtschaftlichen Schaden in Grenzen
halten kann.
Im nächsten Monat steht eine Haushaltslesung an. Aus der Umgebung des
CDU-Franktionsvorsitzenden Jürgen Rüttgers erfuhren wir, dass unsere
Unterlagen Herrn Rüttgers vorliegen und dass die CDU-Fraktion dieser
Sache nachgehen will.
Kontaktaufnahme mit Bonner Patentpolitikern
Zur Umsetzung ihrer Patentschutz-Ausweitungs-Pläne müssen die
europäischen Politiker die Europäische Patentkonvention ändern, in der
Patentschutz für Programmierkonzepte ausdrücklich verboten ist.
Wir haben versuchen derzeit mit den Verantwortlichen für die
Patentpolitik der Bundesregierung ins Gespräch zu kommen.
Eine Sachbearbeiterin des Patentreferates in der Abteilung 6 des
Bundesministeriums für Wirtschaft erklärte uns ihre Auffassung, dass
es nur um eine Vereinheitlichung der bestehenden Rechtssprechung gehe
und nicht unbedingt weitreichender Patentschutz eingeführt werde.
Der FFII unterstützt die Bemühungen um einen einheitlichen und
effektiven Patentschutz, fordert aber, dass die von der europäischen
Patentkonvention sinnvollerweise festgelegten Grenzen der
Patentierbarkeit eingehalten werden. Wenn bisher von diversen
europäischen Patentämtern gegen diese Vorgaben verstoßen wurde, so
liegt die richtige Antwort nicht in der nachträglichen Legalisierung
der Verstöße sondern in der Verpflichtung der Rechtssprechung auf die
derzeitige gesetzliche Lage. Danach würden die bisher illegal
gewährten Patente nicht widerrufen, aber gegenstandslos und damit
unwirksam.
Wir werden weiterhin mit dem BMWi, dem Justizministerium und
interessierten Fachleuten Kontakt aufnehmen, um die Bundesregierung
dazu zu bewegen, einer Änderung der Europäischen Patentkonvention
nicht zuzustimmen. Es liegt in der Hand der Bundesregierung, die
Katastrophe zu verhindern, denn eine Änderung der Konvention erfordert
die Zustimmung aller Unterzeichnerstaaten.
IPBox für Kongress-Intranet wird Samstag 15:00 installiert
Am Samstag, den 12. Juni um 15:00 installieren einige Teilnehmer
unseres [25]Kölner Kongresses vom folgenden Tag in der
Heinrich-Böll-Schule das lokale Präsentations-Intranet. Die Kölner
E-Commerce-Firma [26]Intranet Projektmanagment GmbH, die als
Vortragender und Aussteller am Kongress teilnimmt, hat zugesagt, ihr
Produkt IPBOX als Intranet-Server unserer Veranstaltung einzusetzen.
Computerwoche beschenkt angemeldete Kongressteilnehmer
Der Verlag der Wochenzeitschrift [27]Computerwoche hat zugesagt, jedem
angemeldeten Kongressteilnehmer ein Exemplar der aktuellen CW zu
spendieren.
Bisher haben nur wenige Teilnehmer von der Möglichkeit der
[28]Online-Anmeldung Gebrauch gemacht. Über die öffentliche Anmeldung
sind dennoch schon einige Mitfahrgelegenheiten zustande gekommen. Von
München Hbf fährt am Samstag 8:00 ein Minibus.
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http://www.ffii.org/news/j1w22de.html
1999-06-09 © PILCH Hartmut
Verweise
12. http://swpat.ffii.org/
13. http://www.aful.org/
14. http://www.ffii.org/
15. http://eurolinux.ffii.org/
16. http://eurolinux.ffii.org/appellen.html
17. http://kongress.ffii.org/
18. http://www.freepatents.org/
19. http://www.europe-inside.com/eurojapan/
20. http://www.ffii.org/proj/kunst/msnrw/
22. http://kongress.ffii.org/
23. http://www.vwds.de/
24. http://swpat..ffii.org/miert/
25. http://kongress.ffii.org/1999/
26. http://www.ipm-koeln.de/
27. http://www.computerwoche.de/
28. http://kongress.ffii.org/1999/sign/sigformde.html
-phm