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FFII 1999 Woche 22: Gruendung von EuroLinux etc



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                        FFII-Nachrichten 1999 Woche 22
                                       
     * AFUL und FFII gründen "EuroLinux-Bündnis"
     * Ergebnisse des Clementgate-Karikaturwettbewerbs
     * Sprachwahrer-Verein will freie Wörterbuch-Datenbasis aufbauen
     * FFII-Brief an Van Miert hat über 200 Unterzeichner
     * NRW-Verträge mit Microsoft bleiben vorerst Verschlußsache
     * Kontaktaufnahme mit Bonner Patentpolitikern
     * IPBox für Kongress-Intranet wird Samstag 15:00 installiert
     * Computerwoche beschenkt angemeldete Kongressteilnehmer
       
AFUL und FFII gründen "EuroLinux-Bündnis"

   Angesichts [12]bedrohlicher Patent-Pläne der EU-Kommission haben
   [13]AFUL (ein französischer Verband) und [14]FFII (ein deutscher
   Verband) verabredet, das [15]Eurolinux-Bündnis zu gründen, um in der
   europäischen IT-Industrie Linux, Freie Software, Offene Standards,
   Freien Wettbewerb und Innovation zu schützen und voranzubringen.
   
   In einem [16]Aufruf, der am Montag an europäische nationale
   Organisationen mit verwandter Zielsetzung ausgesandt wurde, bezeichnen
   führende Vertreter von AFUL und FFII die "Schaffung einer tatkräftigen
   Lobby der mit dem Einsatz von Linux und freier Software in Europa
   verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen" als
   den Hauptzweck des Eurolinux-Bündnisses.
   
   Als Webaddresse für das EuroLinux-Bündnis ist www.eurolinux.org
   reserviert. Wegen vorübergehender Konfigurationsprobleme sind die
   Webseiten jedoch möglicherweise noch ein paar Tage lang unter
   eurolinux.ffii.org zu suchen. Voraussichtlich wird FFII mit seines
   guten Anschlusses im Deutschen Forschungsnetz (DFN) dauerhaft die
   Webressourcen für das Bündnis stellen.
   
   Eine gemeinsame Gründungsfeier wird auf dem [17]Kongress
   "Informationelle Monokultur und die Alternativen" am 13. Juni in Köln
   stattfinden. Dort wird Jean-Paul Smets, Vorstandsmitglied von AFUL und
   Autor der Webdokumentation [18]www.freepatents.org, eine
   programmatische Rede über die EU-Pläne und die Aufgaben von EuroLinux
   halten.
   
   AFUL (Association Francophone des Utilisateurs de Linux et Logiciels
   Libres/Französischsprachiger Verband der Benutzer von Linux und Freier
   Software) hat in Frankreich viele einflussreiche und tatkräftige
   Mitglieder, darunter Politiker und Parlamentarier, die diverse
   Gesetzesinitiativen und Ausschreibungen für die Förderung des
   Einsatzes freier Software in der französischen Verwaltung und
   Gesetzesinitiativen für die Freiheit der Kommunikationsstandards von
   Patenten und Monopolen auf den Weg gebracht haben.
   
   Als eine der ersten gemeinsamen Aktionen von EuroLinux ist eine
   [19]Ausstellung europäischer Linuxfirmen in Tokyo. FFII wird dabei
   durch den Vorsitzenden Hartmut Pilch vertreten sein.
   
Ergebnisse des Clementgate-Karikaturwettbewerbs

   In unserem [20]Clementgate-Karikaturwettbewerb wurde zwar noch kein
   offizielles Urteil gefällt, aber am Sieg des österreichischen
   Zeitungskarikaturisten Helmut Schatzmayr, dessen Werk die
   [22]Titelseite des Kölner FFII-Kongresses vom 13. Juni schmückt,
   dürfte kaum Zweifel bestehen.
   
Sprachwahrer-Verein will freie Wörterbuch-Datenbasis aufbauen

   Der Vorsitzende des [23]Vereins zur Wahrung der Deutschen Sprache,
   Prof.Dr. Walter Krämer aus Dortmund, hat zugesagt, gemeinsam mit dem
   FFII eine Ausschreibung für eine frei verfügbare Wörterbuch-Datenbank
   der Deutschen und Englischen Sprache zu erarbeiten und dafür einen
   angemessenen Geldbetrag als Lohn auszuschreiben.
   
   Der VWDS wurde Ende 1997 mit dem Ziel gegründet, der Verwahrlosung der
   deutschen Sprache, insbesondere dem Einführen unnötiger Anglizismen
   durch öffentliche Funktionsträger entgegenzutreten. Bereits Ende 1998
   überschritt die Mitgliederzahl 4000. Unter den Mitgliedern sind
   bekannte Wissenschaftler und Politiker aller Parteien, so z.B. die
   bayerische SPD-Vorsitzende Renate Schmidt.
   
   Mit Aktivitäten wie der "Ehrung" von Ron Sommer als "Sprachpanscher
   des Jahres" (wegen Einführung neuer Terminologie wie "GermanCall",
   "WorldCall" etc auf Telefonrechnungen) mobilisierte der VWDS auf
   humorvolle Weise den Unmut der Bürger über den fehlenden Gemeinsinn
   ihrer Vertreter. Gleichzeitig begannen einige Wissenschaftler
   innerhalb des VWDS die Arbeit an einem normativen deutschen
   Wörterbuch.
   
   Mit der Ausschreibung, über die Professor Krämer auf dem FFII-Kongress
   referieren und diskutieren wird, soll diese Arbeit auf eine
   informatisch solide Grundlage gestellt werden, die maximale
   Breitenwirkung sichert und optimale Beiträge zur informationellen
   Infrastruktur leistet. Nach Meinung des VWDS ist auch ein produktives
   Wortbildungssystem ein öffentliches Gut und Teil der unsi umgebenden
   geistig-informationellen Infrastruktur.
   
FFII-Brief an Van Miert hat über 200 Unterzeichner

   Eine kurze Mitteilung auf der Mailingliste unserer französischen
   Partnerorganisation AFUL führte zu einem Sturm von Unterzeichnern
   unter unseren mehrsprachigen [24]Brief an den EU-Wettbewerbskommissar
   Van Miert, in dem wir warnen, dass die Pläne der EU-Kommission
   (Generaldirektion 15) zur europaweiten Einführung der Patentierbarkeit
   von Programmiermethoden nach US-Vorbild die Monopolherrschaft
   stagnierender amerikanischer Giganten zementieren und das Aus für
   einen Großteil der europäischen Softwareproduktion bedeuten könnten.
   
   Dank der Tatkraft von AFUL haben wir nun das Vorurteil der
   Generaldirektion 15 bestätigt: "Der Widerstand gegen den EU-PatentGAU
   stellt ein spezifisch französisches Phänomen dar und ist nicht
   ganz rational zu erklären". Wir appellieren an unsere Freunde im
   deutschsprachigen Raum: zeigt durch massenhaftes Unterschreiben, dass
   dem nicht so ist.
   
NRW-Verträge mit Microsoft bleiben vorerst Verschlußsache

   Der FFII hat sich in NRW telefonisch und per Fax an den Landtag, die
   Staatskanzlei und die CDU-Fraktion gewandt.
   
   Dem Landtag ist über den Inhalt der Verträge der Landesregierung mit
   Microsoft nichts bekannt. Wir stellten aber beim Gespräch mit dem
   Landtagsbibliothekar mit Genugtuung fest, dass in den meisten
   Zeitungsmeldungen, aus denen der Landtag seine Informationen beziehen
   muss, spätestens im Untertitel von "zweifelhaften Softwarelösungen"
   oder "Clementgate" die Rede ist. Die Quelle dieser Formulierungen ist
   unverkennbar.
   
   Die Staatskanzlei verwies uns an den Sachbearbeiter Herrn Dr. Hermann
   Lossau (Arbeitsstab Medien und Telekommunikation / Arbeitsbereich
   Medienkompetenz), der laut mündlicher Auskünfte aus dem Sekretariat
   Verträge mit Microsoft unter Verschluss hält. Auf unsere wiederholten
   telefonischen Anfragen erhielten wir keine Antwort. Auch ein am 2.
   Juni abgesandtes Fax folgenden Inhaltes blieb bisher unbeantwortet:
   
     Bei unseren Versuchen, näheres über die geplante Kooperation
     zwischen dem Land NRW und der Firma Microsoft zu erfahren, wurden
     wir vom Landtag an die Staatskanzlei uns von dort an Sie als
     zuständige Instanz verwiesen.
     
     Ohne die Vereinbarungen im Detail zu kennen, sehen wir
     Kooperationen dieser Art grundsätzlich als höchst problematisch an.
     Dies haben wir in einem offenen Brief an Wolfgang Clement erklärt,
     dessen Text Ihnen sicherlich dank seiner weiten Verbreitung durch
     die Presse bekannt geworden ist. Dieser Brief
     (http://www.ffii.org/clemde.html) wurde von über 700 Personen,
     zumeist Wissenschaftlern und EDV-Fachleuten, unterzeichnet.
     
     Durch unseren Kongress möchten wir u.a. unsere Bedenken gegen die
     Kooperation mit Microsoft weiter erläutern und unterstreichen. Es
     geht jedoch nicht um Protest sondern um Dialog. Wir würden uns
     glücklich schätzen, wenn Sie unser Publikum darüber aufklären
     würden, was genau mit Microsoft vereinbart wurde und wie man den
     von uns befürchteten volkswirtschaftlichen Schaden in Grenzen
     halten kann.
     
   Im nächsten Monat steht eine Haushaltslesung an. Aus der Umgebung des
   CDU-Franktionsvorsitzenden Jürgen Rüttgers erfuhren wir, dass unsere
   Unterlagen Herrn Rüttgers vorliegen und dass die CDU-Fraktion dieser
   Sache nachgehen will.
   
Kontaktaufnahme mit Bonner Patentpolitikern

   Zur Umsetzung ihrer Patentschutz-Ausweitungs-Pläne müssen die
   europäischen Politiker die Europäische Patentkonvention ändern, in der
   Patentschutz für Programmierkonzepte ausdrücklich verboten ist.
   
   Wir haben versuchen derzeit mit den Verantwortlichen für die
   Patentpolitik der Bundesregierung ins Gespräch zu kommen.
   
   Eine Sachbearbeiterin des Patentreferates in der Abteilung 6 des
   Bundesministeriums für Wirtschaft erklärte uns ihre Auffassung, dass
   es nur um eine Vereinheitlichung der bestehenden Rechtssprechung gehe
   und nicht unbedingt weitreichender Patentschutz eingeführt werde.
   
   Der FFII unterstützt die Bemühungen um einen einheitlichen und
   effektiven Patentschutz, fordert aber, dass die von der europäischen
   Patentkonvention sinnvollerweise festgelegten Grenzen der
   Patentierbarkeit eingehalten werden. Wenn bisher von diversen
   europäischen Patentämtern gegen diese Vorgaben verstoßen wurde, so
   liegt die richtige Antwort nicht in der nachträglichen Legalisierung
   der Verstöße sondern in der Verpflichtung der Rechtssprechung auf die
   derzeitige gesetzliche Lage. Danach würden die bisher illegal
   gewährten Patente nicht widerrufen, aber gegenstandslos und damit
   unwirksam.
   
   Wir werden weiterhin mit dem BMWi, dem Justizministerium und
   interessierten Fachleuten Kontakt aufnehmen, um die Bundesregierung
   dazu zu bewegen, einer Änderung der Europäischen Patentkonvention
   nicht zuzustimmen. Es liegt in der Hand der Bundesregierung, die
   Katastrophe zu verhindern, denn eine Änderung der Konvention erfordert
   die Zustimmung aller Unterzeichnerstaaten.
   
IPBox für Kongress-Intranet wird Samstag 15:00 installiert

   Am Samstag, den 12. Juni um 15:00 installieren einige Teilnehmer
   unseres [25]Kölner Kongresses vom folgenden Tag in der
   Heinrich-Böll-Schule das lokale Präsentations-Intranet. Die Kölner
   E-Commerce-Firma [26]Intranet Projektmanagment GmbH, die als
   Vortragender und Aussteller am Kongress teilnimmt, hat zugesagt, ihr
   Produkt IPBOX als Intranet-Server unserer Veranstaltung einzusetzen.
   
Computerwoche beschenkt angemeldete Kongressteilnehmer

   Der Verlag der Wochenzeitschrift [27]Computerwoche hat zugesagt, jedem
   angemeldeten Kongressteilnehmer ein Exemplar der aktuellen CW zu
   spendieren.
   
   Bisher haben nur wenige Teilnehmer von der Möglichkeit der
   [28]Online-Anmeldung Gebrauch gemacht. Über die öffentliche Anmeldung
   sind dennoch schon einige Mitfahrgelegenheiten zustande gekommen. Von
   München Hbf fährt am Samstag 8:00 ein Minibus.
   
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    http://www.ffii.org/news/j1w22de.html
    1999-06-09 © PILCH Hartmut

Verweise

  12. http://swpat.ffii.org/
  13. http://www.aful.org/
  14. http://www.ffii.org/
  15. http://eurolinux.ffii.org/
  16. http://eurolinux.ffii.org/appellen.html
  17. http://kongress.ffii.org/
  18. http://www.freepatents.org/
  19. http://www.europe-inside.com/eurojapan/
  20. http://www.ffii.org/proj/kunst/msnrw/
  22. http://kongress.ffii.org/
  23. http://www.vwds.de/
  24. http://swpat..ffii.org/miert/
  25. http://kongress.ffii.org/1999/
  26. http://www.ipm-koeln.de/
  27. http://www.computerwoche.de/
  28. http://kongress.ffii.org/1999/sign/sigformde.html

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