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Re: FFII 1999 Woche 22: Gruendung von EuroLinux etc



On Wed, Jun 09, 1999 at 11:26:23PM +0200, PILCH Hartmut wrote:
[...]
 
> Es gibt natuerlich auch ein Denken ganz ohne Sprache, dass sich dann seine
> Wege bahnt und Worte findet.  Wenn aber ein gutes Sprachsystem bereits
> vorhanden ist, denkt es sich leichter.

Da bin ich mir wirklich nicht so sicher.
 
> Aus dieser Erfahrung resultiert auch ein gewisser Enthusiasmus, der Leute
> bei Sprachen wie Esperanto oder Lojban haelt.  Lojban
> (http://www.lojban.org) dient u.a. der Verifizierung der
> Sapir-Whorf-Hypothese, die dem Sprachsystem einen recht starken Einfluss
> auf die Denkfaehigkeit zuspricht.  

AFAIK gibt es keine tollen empirischen Belege und auch keine
guten theoretischen Gründe für die Sapir-Whorf-Hypothese.
 
> Das hat auch viel mit Mnemotechnik zu tun.  Wenn man ein gutes
> Notierungssystem hat, haelt man Gedanken schnell fest, die sonst
> verfliegen.  Aehnlich wie mit dem Computerwissen:  wenn man es in
> GUI-Informationsstrukturen sammelt, bleibt nichts haengen.   Mit
> interpretierten Sprachen hat man eine steile Lernkurve, akkumuliert
> aber auch Ausdrucks- und Denkkraft.  Niemand wird behaupten, sein
> Geist schaffe sich diese Denkkraft von ganz alleine, ohne eine gute
> Programmiersprache.

Wer käme auf die absurde Idee, die interne Darstellung der Gedanken
hätte irgendetwas mit der gesprochenen Sprache zu tun? An diese
interne Darstellung von Gedanken sind gänzlich andere Anforderungen
gestellt, als an eine gesprochene Sprache, die ja der Kommunikation
dient. Deshalb ist manchmal sehr viel Arbeit notwendig, um einen
Gedanken präzise in Worte zu fassen. Das wäre nicht notwendig, wenn
das Gehirn gleich in der entsprechenden Sprache denken könnte/würde.

Martin