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Re: <Autofrwd>Re: [FYI] Ueber die Unfaehigkeit, den PC am laufen



On Wed, Jun 23, 1999 at 01:19:29PM -0000, fe@koma.free.de wrote:
> Thomas Lieder <2lieder@informatik.uni-hamburg.de> schreibt:
> 
> >Mit einem Internetzugang über das Kabelnetz sollte das Anschließen für die
> >Mehrheit handhabbar werden ( interaktive Dienste über das Kabelnetz will
> >Bertelsmann ja noch in diesem Jahr, zumindest im Raum Köln verfügbar machen
> >[Heise Newsticker vom 15.06.1999]). Das größere Problem dürfte darin bestehen,
[...]
> Welche Dienste außer Internet-Diensten, VOD, sicherem Telebanking und
> vielleicht noch graphisch aufgepeppten Versandhauskatalogen würden
> denn überhaupt nachgefragt und wäre gleichzeitig bezahlbar?  Selbst ob
> der der "innovativste" Dienst, VOD, angesichts des Misserfolgs des
> Pay-TV in Deutschland eine reale Markchance hat, ist äußerst
> fragwürdig.

Warum ist denn Pay-TV hier ein Flop? Antwort: es ist fuer die erbrachte
Leistung zu teuer. Man bezahlt: Kabelanschluss (monatlich ca. 20-30DM)
(oder alternativ: Schuessel+Receiver), GEZ-Zwangssteuer zur Erhaltung
verkrusteter Beamtenapparate, dazu ca 50 DM monatlich fuer Premiere:
man bekommt ein Programm, welches 2-3 Jahre alte Spielfilme sendet, die
laengst als Kinofilme, Kaufkassette und Videoverleih abgeschrieben sind.
Alternativ kann man sich Kirchs DF1 mieten, da schlaegt der suendhaft
teure Decoder erst mal ins Kontor, und der Mehrwert, bei Sportveranstaltungen
Schumi aus verschiedenen Kamerapositionen in die Leitplanke fahren zu sehen,
ist doch arg begrenzt.

Billigloesungen haben sich dank solider technisch-politischer Querelen
gebuendelt mit einem uebertriebenen "jetzt zocken wir erst mal kraeftig
ab, solange es noch geht" nicht verbreitet (vom illegalen Syster-Decoder
auf WinTV-Basis abgesehen). Was kostet eigentlich an einem Digital-Free-Air-
Decoder so seine 800DM oder mehr? Vergleiche dazu die Gamekonsolen-Hardware:
was da drin steckt, laesst moderne PCs spieletechnisch uralt aussehen. Und
doch werden Konsolen fuer 250DM verkauft - die schiere Menge allein kann's
wohl nicht sein.

Bei VOD ist das Ganze noch irrer: Messlatte ist dabei etwa bei Filmen der
Preis der entsprechenden Kinokarte, bei Konzerten oder Sportveranstaltungen
die Eintrittskarte. Ich habe nichts dagegen, fuer ein Fussball-Spitzenspiel
auch mal 30 DM fuer die Karte zu zahlen, wenn ich dann das Ganze live
miterlebe. Fuer eine VOD-Sendung ueber 70cm-Diagonale auch nur die Haelfte
zu zahlen, selbst wenn da Bayern gegen Leverkusen spielt, kommt mir und wohl
den meisten anderen nicht in den Sinn. Und die Privatfilmvorfuehrung zum
Preis der Kinokarte auf dem heimischen Fernseher ist ebenso unangemessen.
S.o.: "Jetzt zocken wir erst mal ab!"

Man faengt gleich mit den vermeintlichen Spitzenangeboten zu Spitzenpreisen
an und vergisst dabei, dass erst mal eine weite Verbreitung der Technologie
erreicht werden muss.

Zur Anfangsfrage: was fuer Dienste wuerden ueberhaupt nachgefragt? So wie
es sich jetzt darstellt, tatsaechlich keine: der Gedanke, zum sporadischen
Briefschreiben einfach CPU-Zeit und Software on-demand zu mieten, wird sofort
durch die Gier, moeglichst viel Geld in kuerzester Zeit zu machen, sabotiert.
Die Online-Dienste, welche zeitabhaengige Gebuehren kassieren, haben vor-
gemacht, wie man das Medium fuer den sporadischen Anwender unattraktiv
machen kann: es geht verdammt schnell ins Geld. Ein gekaufter Computer
ist viel teurer, aber zumindest bezahlt: laufende Kosten dagegen, so zeigt 
die Erfahrung, erweisen sich am Monatsende doch wesentlich hoeher als man
geglaubt hat. Break-Even-Punkte oder Rentabilitaetsueberlegungen sind bei
Privatanwendern sekundaer oder tertiaer.

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