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Re: Nachhaltigkeit im Urheberrecht



>Wo dies dem Interesse des Schoepfers entgegenlaeuft, naemlich bei 
handfesten,
>finanziellen Vorteilen, egal ob kurz- oder langfristig, wird dies nicht
>angenommen werden.

Es gibt ein Interesse daran, wahrgenommen zu werden und fuer sich selbst 
die Werbetrommel zu ruehren. Ob das allein ausreicht, um fuer die noetige 
Offenheit zu sorgen - darueber kann man nur spekulieren. Bei Kunst duerfte 
das wohl eher der Fall sein, als bei Software: Die beste Art, sich bei 
unbekannten Musikern einzuschleimen, ist bekanntlich, sie um ein Tape zu 
bitten.
Dem langfristigen Interesse am Bekanntwerden dient man dadurch, dass man 
das kurzfristige Profitinteresse erstmal zurueckstellt, bis man einen 
gewissen Marktwert hat.
Auch Software muss sich erstmal verbreiten, bevor man damit Geld machen 
kann. Star Division kann froh sein um jeden, der Star Office kostenlos 
benutzt. So steigt der Nutzwert des Programms: Wer kauft schon ein 
Programm, das sonst niemand hat. Irgendwann muss dann natuerlich Schluss 
sein mit kostenlos. Bei Perl sieht man das ja sehr schoen: Da gibts ja eine 
kostenlose Lizenz zum Ueben und eine zweite, die Geld kostet.

>Auch trotz der aktuellen OpenSource-Modestroemung hat sich GPL nur 
insofern
>durchgesetzt, als dass GPL jedem unendliche Moeglichkeiten verschafft,
>Geld zu scheffeln, mit Ausnahme des Urhebers selbst. IBM hat den Apache 
nicht
>deswegen adoptiert, weil die GPL-Idee so geil ist, sondern weil es eh 
schon
>ein bekanntes, gutes Stueck Code ist, und sie da einfach und billig 
Support
>fuer teueres Geld an ihre Firmenkunden weiterverkaufen koennen. GPL 
entsteht
>da, wo die Entwicklungskosten fuer den Gegenstand anderweitig verdient
>werden, z.B. in Forschungsprojekten an Unis, oder bei Firmenangestellten,
>die auf Firmenkosten ein Hobby pflegen koennen, und die dadurch nicht
>darauf angewiesen sind, mit ihrer urheberrechtlich relevanten Taetigkeit
>ihr Brot zu verdienen (wie etwa Schriftsteller oder Komponisten).

Ich denke ja auch, dass es eine Maer ist, dass dem guten Menschen, der auf 
sein Urheberrecht verzichtet, als Belohnung das Manna vom Himmel faellt. 
Ich selbst will ja beruflich was mit Urheberrecht machen, hoers also ganz 
gern, wenns mal jemand nicht fuer Teufelszeug haelt. Auch wenn ich weniger 
ueber den ganzen GPL-Bereich weiss, als ich gern wissen wuerde, glaube ich, 
dass hier der Kampf um die Besetzung von Standards in der Softwareindustrie 
eine grosse Rolle spielt. Und natuerlich der Servicefaktor. Ich warte noch 
immer auf ein anstaendiges GPL-Computerspiel, das mit der urheberrechtlich 
geschuetzten Konkurrenz mithalten kann (wenns nur online ueber den 
Firmenserver geht, gilts natuerlich nicht).


Auf den Kulturbereich halte ich die GPL-Idee nicht oder nur eingeschraenkt 
uebertragbar, da Sponsoring immer Abhaengigkeit heisst und Einflussnahme 
auf die Inhalte. Man sehe sich einen beliebigen werbefinanzierten 
Internet-News-Dienst an und suche nach Nachrichten, die fuer potentielle 
Anzeigenschalter unbequem sein koennten. Finde ich nur sehr selten. 
Bemerkenswerte Ausnahme: Auf der letzten ct-Shareware-cd habe ich das 
Programm Junkbuster gesehen; das oder Webwasher war bis jetzt meines 
Wissens noch auf keiner Shareware-cd einer Zeitschrift. Und von der 
Fernsehfee haben die Meisten erst erfahren, als sie per einstweiliger 
Verfuegung untersagt wurde: Ich verstehs ja, ich wuerde die Werber auch 
nicht vergraetzen wollen. Da gibt das Urheberrecht vergleichsweise mehr 
Freiheit, grade wenn man wegen Internet keinen Verleger und kein Kapital 
mehr braucht.

Trotzdem denke ich, dass Urheberrecht auch nicht alles ist: Die Werbung und 
werbefinanzierte Inhalte gewinnen eine immer groessere Bedeutung; teilweise 
kann man auch sehr schoene Sachen damit machen; hier ist fuer kreative 
Geister noch viel zum Rausholen, will ich nicht 
verteufeln/daemonisieren/wie auch immer.

Ich denke, es geht um die richtige Balance.