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Re: Mehr Ueberwachungskameras in der City,



Holm, 

die britische Polizei kann inzwischen genau und sicher
feststellen, ob sich ein gewisses Auto zu einem gewissen 
Zeitpunkt in London befand. 
Das Problem ist nicht partielle Video-Überwachung an 
Brennpunkten, sondern die flächendeckende Erfassung. 
Dabei ergeben sich zwei wesentliche Unterschiede zur 
(normalerweise sehr beliebten) Fußstreife: Die Jungs in 
Grün sind auch nur Menschen, vergessen, kennen aber ihre 
Pappenheimer aus dem ihnen halt bekannten Viertel.
Da keine Daten erhoben werden, können diese auch nicht 
missbraucht werden. Die unbegrenzte Weiterverwendung und 
Massenkontrolle (sowie die Möglichkeit dazu) ist im Prinzip 
eine Gefahr für die Demokratie. Dazu braucht man aber keine 
Video-Überwachung. Das ging vor 60 Jahren schon mit Hilfe 
eines ausgeklügelten Blockwart-Systems. Damit wird klar, dass 
beide Seiten in dieser Diskussion von verschiedenen Dingen 
reden. Wenn die sagen würden, nach 3 Tagen schmeissen wir 
die Bänder weg, dann wäre es im Prinzip nix schlimmes.

Die Warnung vor der flächendeckenden Anwendung von Überwachung 
hat also Sinn. Die Kriminalität ist immer ein Vehikel, die 
Überwachung bei der Bevölkerung zu verkaufen. Gleichzeitig 
wird die Fußstreife entlassen und Personal abgebaut und 
damit erst die Situation geschaffen, in der die Video-
Überwachung notwendig wird. Deinen konkreten Befürchtungen 
wäre am besten geholfen, wenn die Polizei nicht in dicken 
Boliden durch die Städte fährt, sondern sich in ausreichender 
Zahl unters Volk mischt, einfach so. 

Ah ja, noch zur Gegenreaktion: Wenn jemand seine Dame 
öffentlich küßt, dann hat er keinen Anspruch darauf, dass 
alle anderen wegsehen. In seiner Wohnung dagegen hat er 
einen grundgesetzlich geschützten Anspruch darauf, der 
allerdings durch den Lauschangriff obsolet geworden ist.

Gruss

Rigo

On Wed, Aug 25, 1999 at 11:08:02PM +0200, Holm Landrock wrote:
> >>Deshalb fordere ich : Einpflanzung eines  pipers in jeden
> >>Neugeborenen mit l¸ckenloser GPS Ðberwachung.
> >>Sofort. Incl. zentraler Datenerffasung mit pr”ventiver Handlungsoption
> >>f¸r die Bundeswehr. Weltweit.
> >
> >Diese Vision habe ich schon vor einem Jahr aufgestellt und sie wird kommen,
> >fr¸her oder sp”ter, ...
> 
> [Ähm, das wurde etwas länger als vorgesehen. 'tschullichung]
> 
> Sind das Web-Cams? Werden die Bänder digitalisiert, gespeichert und der
> Öffentlichkeit zugänglich gemacht? Ist es schlecht, wenn kriminelle immer
> weiter verdrängt werden, bis es nirgends mehr ein Plätzchen für sie gibt?
> Ist es ein FITUG-Ziel, durchaus sinnvolle polizeiliche Massnahmen in
> Verbrechenshochburgen Deutschlands zu bekaempfen?  Gibt es einen
> Zusammenhang mit den FITUG-Vereinsinhalten, die über die Paranoia einzelner
> Mitglieder und debate-Abonnenten hinausgehen?
> 
> Oder um mal so zu fragen: Wie oft seid Ihr, die Ihr die Überwachung von
> öffentlichen Plätzen so wortreich ablehnt, schon überfallen worden? Ich
> gehe mal davon aus, daß jeder Mensch, der ein oder mehrere Male mit Gewalt
> und/oder mit Gewaltandrohung zur Kasse gebeten worden ist, solche Maßnahmen
> unterstützt *). Ich glaube nicht, daß jemand, der auf offener Straße von
> Kriminellen eine Lippe so aufgeschlagen bekommt, daß sie mit mehreren
> Stichen genäht werden muß, sich aus "Big Brother"-Motiven heraus weigert,
> die Verdächtigen auf einem Videoband zu identifizieren. Vermutlich heißt er
> das höchst willkommen.
> 
> Bleiben wir beim ursprünglichen Beispiel Leipziger Innenstadt, so wissen
> wir, daß diese Gegend Plattform zahlreicher Drogen-, Devisen-, Diebstahls-,
> Kapitals- und Gewaltdelikte ist. Sehe ich mir die 96er/97er
> Kriminalstatistik des Landes Sachsen an **), so sehe ich, daß die Leipziger
> Innenstadt einer der Abschnitte mit der höchsten Kriminalitätsrate ist.
> Gefolgt von Görlitz.
> 
> Ich sehe Kriminalitätsbekämpfung als Kernaufgabe der Polizei an (dagegen
> ist das Abkassieren von Rasern geradezu Firlefanz). Will man die
> Integration von Informationstechnik und Gesellschaft fördern, so muß man
> IMNSHO dergleichen Maßnahmen analysieren und bei Erfolg auch gutheißen.
> Selbst wenn die eigene Paranoia dagegenspricht.
> 
> *) ich weiß, wovon ich rede!
> **) ich weiß, wovon ich rede.
> 
> Fragen über Fragen. Oder um in Waus Form zu grüßen,
> H "konzentrieren wir uns doch auf Machbares und Fitugistisches" olm
> 
> p.s.: eine Bekannte, die den Vorstand ***) und etliche Mitglieder kennt,
> fragte mich neulich, wieso ich noch immer in "diesem Verein bin, dessen
> Mitglieder sich offensichtlich alle für führende Mitglieder terroristischer
> Organisationen halten, gemessen an den Paranoia, die sie vor sich hertragen
> würden" (Zitat Ende)
> 
> ***) dem unterstellt sie keine Paranoia
> 
> --
> Holm Landrock, Muenchen, holm@cube.net, http://www.cube.net/~holm
> "Honni soit qui pense!"
> 

-- 
Rigo Wenning - Institut für Rechtsinformatik
Juristisches Internetprojekt Saarbrücken
http://www.jura.uni-sb.de/
Administration - Redaktion - Service Francais
E-Mail rigo@fitug.de