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Re: [FYI] Mit URL-Blocker gegen MP3-Server



On Fri, Sep 10, 1999 at 06:06:56PM +0200, Janko Roettgers wrote:
> Joerg-Olaf Schaefers schrieb:
> 
> > Janko Roettgers wrote:
> > [...]
> > > Ergo: Hier und da mal nen paar Server hochgehen lassen,
> > > auserdem kraeftig ins Copy kills music-Horn blasen. Wenn dann
> > > noch Tomorrow demnaechst schreibt, das mit der Musik aus dem
> > > Netz funktioniere wegen dieser neuen Filter gar nicht mehr, ist das Ziel
> > > halbwegs erreicht und MOD kriegt endlich mehr Schwung ...
[...]
> Allerdings sollten wir uns nichts vormachen: In ein paar Jahren wird 
> Musik hauptsaechlich uebers Netz verkauft werden. Das Ende der 
> CD als Hauptverkaufstrager ist abzusehen und waer nur durch eine 
> astronomische Erhoehung der Leermedienabgabe abzuwenden - 

Das bedingt erst mal eine weitverbreitete Infrastruktur, sei es durch
billige Downloadboxen und geringe Downloadkosten, oder Downloadshops,
die einem die Musik auf einen Datentraeger speichern (das als MP3 mit
lausiger Qualitaet in einen RIO zu laden, wo es nicht mehr rauskommt
und beim naechsten Download floeten ist, wird sich kaum durchsetzen;
es wird schnell festgestellt werden, dass das ein teurer Schmier ist).

Downloadshops erfordern hohe Investitionen gegenueber der bisherigen
Auslage an CDs in Regalen, so dass nicht bereitwillig jeder CD-Laden
jetzt auf einmal, wie weiland beim Uebergang von der Schallplatte zur CD,
der sich raeumlich gelohnt hat fuer den Haendler und qualitaetsmaessig fuer
den Kunden, auf den neumodischen Internetzug aufspringen wird. Wohl wird
die naechste Generation mit dem Internet aufwachsen wie wir mit Radio,
Fernsehen und Telefon, aber die Moeglichkeit, sich aus dem Internet
sich seine eigene Hitsammlung zusammenzustellen, wird den Musikmarkt
erst mal ziemlich durcheinanderwuerfeln. Wer jetzt eine CD kauft, weil
er/sie den Radiohit dadrauf so toll findet, muss 10 oder mehr Schrott-
Fuelltitel mitnehmen (bei Maxis ist es weniger, aber die Disko-Extended-
und die Radioversion zum eigentlichen Titel ist auch nicht so der Bringer).
Da steckt durchaus schon Mischkalkulation seitens der Musikindustrie drin.
Die wird mit dem Internet wegfallen; da braucht man sogar noch gar nicht mal
irgendwelche obskuren Raubkopierverluste herbeizuluegen. Die Folge wird sein,
dass entweder der Preis fuer den Einzeltitel steigt (auch wieder wie beim
Uebergang von Platten zu CDs) oder die Qualitaet den Bach runter geht
(ist schon jetzt absehbar).

> die nicht durchsetzbar ist. Und wenn die Hitparadentitel nur noch 
> im Netz erhaeltlich sind, werden sie dort auch gekauft (*) werden. 
> Denn der Konsument an sich ist ja doch traege und hat keine Lust, 
> stundenlang nach irgend welchen Raubkopien zu suchen. 
> Schoenes Beispiel dafuer: Auch der beste Decoderhack fuehrt 
> nicht dazu, dass Premiere weniger Abos verkauft.

Falsches Beispiel: Der Aufwand, sich den Decoderhack im Netz zusammenzu-
suchen, zu installieren und am Leben zu erhalten, ist immer noch wesentlich 
hoeher fuer den typischen DAU als zum naechsten Fernsehfritzen zu gehen
und einen Decoder zu erwerben. Bedenke: die aktuelle Generation der 30-40er,
die noch mit Elektronik und Mailboxen und selbstgebauten Rechnern aufgewachsen
ist, ist vermutlich die letzte, die noch diese Technik von der Pike auf
gelernt hat; die neue Generation waechst mit PC-Boxen auf, bei denen nur
noch die CPU-Taktfrequenz und andere Fuchsschwaenze Entscheidungskriterium
sind und sein koennen. Analogie zur PS-Manie bei Autos - von Autowaesche, Oel- 
und Reifenwechsel abgesehen, ist kaum noch ein Auto-User heute in der Lage, 
seinen vierraedrigen Untersatz zu verstehen: die Priesterschaft der Werk-
staetten floriert - der PC-Service ebenso. Im Sinne dieser Analogie erwartest
Du mit dem Decoderhack vergleichbar von einem Auto-User, dass er in der
Lage ist, durch Patchen des EPROMs aus der Motronik noch mal 10 PS mehr
rauszukitzeln: da soll es Hacker geben, die sowas koennen, ja! See,
what I mean?

> *) Kleine Anmerkung: Ob dieses Verkaufen allerdings wirklich so 
> ablaufen wird wie sich die Musikindustrie das heute vorstellt, ist eine 
> andere Frage.

Es geht darum, ob der Kunde gierig genug ist, die bereitgehaltenen Kroeten
zu schlucken. Dazu muss man ihm jegliche Alternative wegnehmen. Das wird
schwierig, solange er noch im Besitz von quasi freiprogrammierbaren 
Geraeten wie dem PC ist. Der Gedanke von Thin-Clients fuer jeden und Fat-
Servers irgendwo in Rechenzentren ist da wegweisender, als es zunaechst noch
den Anschein hat. Trojan horses ahead.

Holger

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