[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

"Alice im Bücherland" - c't befürwortet Zensur!



Hallo Leute,

in der neuen Ausgabe der Zeitschrift c't ist ein Artikel über
Online-Buchläden zu finden, über den ich mich ziemlich geärgert habe. 

Für diesen Artikel hat die c't bei insgesamt 8 Internet-Buchhandlungen
eine Reihe von Testbestellungen getätigt, u.a. Bestseller, Fachbücher,
vergriffene Bücher und englischsprachige Bücher. So weit, so gut.
Darüberhinaus ist die c't aber auch auf die glorreiche Idee gekommen, ein
verbotenes Buch zu bestellen (als Testobjekt diente van Helsing's
"Geheimgesellschaften"). Aber noch nicht genug damit, dass hier überprüft
wurde, ob sich die Buchhändler schön brav an die deutsche Zensur halten -
nein, es wurde auch noch erwartet, dass die Buchhändler die (in
Deutschland erlaubte!) englische Übersetzung des Buches in vorauseilendem
Gehorsam ebenfalls nicht liefern (und zum Teil hat es die c't sogar noch
mit der französischen Übersetzung versucht). Die Buchläden, welche die
englische oder französische Ausgabe lieferten, wurden im Testergebnis in
der entsprechenden Kategorie mit "-" (= schlecht) bewertet, diejenigen,
welche das Buch ohne Kommentar nicht in ihrem Katalog führten, mit "o" (=
zufrieden stellend), und diejenigen, welche die Lieferung mit einem dem
Autor gefälligen Kommentar verweigerten, mit "++" (= sehr gut).

Der Autor des Artikels ist ein gewisser Jürgen Kuri. Allerdings lässt die
Formulierung des Textes (Zitat: "Ein Buchhändler, der ein Mindestmaß an
Sensibilität für Moral und die Geschichte Deutschlands zeigt, sollte
unserer Ansicht nach auch die englische Fassung des Helsing-Buchs nicht
anbieten.") darauf schließen, dass es sich hier nicht alleine um die
Meinung dieses Autors handelt.

Ich halte die c't für eine sehr gute Fachzeitschrift und bin deshalb seit
vielen Jahren Abonnent. Auch das Engagement der c't bzw. des
Heise-Verlages (z.B. Krypto-Kampagne, Enfopol-Berichterstattung) fand ich
bisher anerkennenswert. Aber der erwähnte Artikel hat mich schwer
enttäuscht.

Ein paar Protest-eMails an den Autor <jk@ct.heise.de> und an die Redaktion
<ct@ct.heise.de> wären IMHO durchaus angebracht...

Der Artikel "Alice im Bücherland" ist übrigens auch online verfügbar:
"http://www.heise.de/ct/99/19/164/"

cu Gunnar