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Re: "Alice im Buecherland" - c't befuerwortet Zensur!



On Mon, Sep 13, 1999 at 07:20:41AM +0200, matthias.otto wrote:
> Hi,
> 
> ich mag nicht zu beurteilen, ob englische Ausgaben eines in
> Deutschland verbotenen Buches das neo-faschistische Potential in
> unserem Land erweitern oder nicht...
> 
> Allerdings sehe ich Gefahren fuer die Demokratie mehr in der Tatsache,
> dass viele Leute ihre Entscheidung waehlen zu gehen, vom aktuellen
> Tageswetter abhaengig machen. (Man siehe dazu die Beteiligung bei den
> Wahlen in NRW und Thueringen).

Denkzettelwahl, wie es der SPD-noch-OB von Koeln gestern im WDR-Fernsehen
sagte.

[...]
> 
> Ach ja, ich moechte nicht ebenfalls so abschweifen.
> Kurz und knapp meine Meinung: Die fremdsprachigen Ausgaben der Buecher
> sind fuer mich in keinster Weise als volksverhetzendes Material in
> Deutschland anzusiedeln (Amtssprache ist Deutsch..), sondern lediglich
> als Medium zur politischen Bildung.
> 
> Und ob diese Buecher das Weltbild gebildeter Neo-Faschisten (muessen
> sie ja sein, da sie Englisch beherrschen) erschuettern koennen, wage
> ich zu bezweifeln.

Waere ich Deutschlehrer und Dein Beitrag ein Aufsatz, wuerde ich drunter-
schreiben: Thema verfehlt, mangelhaft.

Der Punkt bei der Sache ist nicht, ob wirklich gewisse fremdsprachige Buecher
volksverhetzend *sind*, sondern dass die c't hier zum erstenmal offensichtlich
Partei ergriffen hat *fuer Staatszensur*. Die Bewertung der Qualitaet von
Internet-Buchlaeden kann sich neutral nur an objektiven Kriterien festmachen,
wie Lieferzeit, Lieferumfang, Preis, Verpackung, Rueckgaberecht, Verfuegbarkeit
von Buechern, etc. Mit Letzterem ist gemeint, dass ich von einem Buchhaendler,
ob Internet oder Ladengeschaeft, *erwarte*, dass er mir die *erhaeltlichen*
und nicht ausdruecklich verbotenen Buecher (etwa "Mein Kampf") auch beschafft,
und sich nicht erdreistet, aus voreilendem Gehorsam meinen Auftrag zu
interpretieren. Es ist mein persoenliches Problem (da meine eigene Willens-
erklaerung), wenn ich aufgrund dessen in Konflikt mit geltendem Recht komme
(gleiches Spiel, wie wenn ich illegale Software oder "Bildchen" aus dem
Netz runterlade - don't shoot the messenger). Insofern stellt eine Wertung,
die die am schlimmsten manipulierenden Buchhaendler mit "++" angibt und die-
jenigen, die meinen Auftrag korrekt und zu meiner Zufriedenheit ausfuehren, 
mit "-" oder "--" bewertet, Revolverblattjournaille und nicht unabhaengigen,
wertungsfreien Journalismus dar. Ich werde mir ernsthaft ueberlegen,
ob ein solches Meinungsmachepamphlet noch alle 14 Tage Eingang in meinen
Briefkasten finden sollte.

Holger Veit

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