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Re: [FYI] Die Musikindustrie sichert ihre Pfründe



On Tue, Oct 05, 1999 at 01:13:13PM +0200, Patrick Goltzsch wrote:
> >>>>> Axel H Horns writes:
> 
>     > [jede Menge Pessimismus]
> s. https://www.sdmi.org/dscgi/ds.py/Get/File-592/pdwg99070802-Specification1.0.PDF
> oder auch http://www.fitug.de/netpol/99/16.html#1
> 
> Die Frage dürfte sein, ob überhaupt irgendjemand bereit ist,
> ein derartig kaputtes Gerät zu kaufen.

Man ist versucht, auf die kaputtkopiergeschuetzten DAT-Recorder zu verweisen
und zu bejahen, dass kein Mensch darauf reinfallen wird. Ich haette aus
demselben Grunde auch angenommen, dass niemand etwas MD-Player haben wollen
wuerde. Aber die verkaufen sich doch recht ordentlich, wo es um Mobilitaet
und Qualitaet geht (CD-Walkmans sind doch nur begrenzt erschuetterungssicher).
Ein Geraet wie der Diamond Rio ist etwas, auf das die Kundschaft seit
langem wartet. Es bedarf jetzt nur noch einer hinreichend aggressiven
Vermarktung, um statt eines solchen "freien" Geraetes einen kaputten
Standard der Musikmafia zu etablieren - ich schaetze die Kundschaft seit
der Verbreitung des Windows-Muells fuer so strohdumm ein, dass sie sich 
auch einen kaputten Standard unterjubeln laesst, sofern er nur als hinreichend
"neu" oder "cool" oder "jugendlich" beworben wird. Die Kunden dieses
Marktsegments sind gierig, und werden bezahlen, wenn sie was kriegen koennen.
Man siedle das Geraet und die downloadbaren Medien unterhalb des Preises
fuer CD-Player und CDs an und baue die Geraete so, dass ein Kopierschutz
einsetzbar ist, aber erzwinge ihn erstmal nicht. Wenn der Markt erst mal
penetriert ist, schalte man sofort auf das Pay-Per-Use-Modell um: dann gibt
es keine "freien" CDs mehr und auch keine Geraete, die ungeschuetzte
MP3s mehr abspielen kann.

> Von daher erwarte ich eigentlich nicht:
> 
>     > Die Musikindustrie sichert ihre Pfründe
> 
> sondern: sie setzt Millionen auf Illusionen. 
> 
> Mich irritiert in den verschiedenen Zusammenhängen (s. auch
> den IBM-Manager, der viele schöne Informationen für seine
> Tochter erwartet) vielmehr der Allmachtswahn, der in diesen
> unausgegorenen Phantasien immer wieder auftaucht. Wo kommt
> das her, wo will das hin?

IBM war frueher im Computerbusiness allmaechtig, bis sie durch staatliche
Kartellknebel kastriert wurden. Mittlerweile haben sich wesentlich staerkere
und besser vorbereitete Konsortien zusammengeschlossen; die Vision einer
Machtuebernahme auf einem Markt ist durch den Globalismus und die daraus
resultierende Rechtsschwaeche wesentlich greifbarer geworden (zudem ist der
Markt viel groesser). Firmen wie Microsoft oder IBM werden in Zukunft nicht
mehr nur andere kleinere Firmen einkaufen koennen, sondern ganze unvorbereitete
Nationalstaaten.

Holger
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