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Adam Smith's unsichtbare hand wirkt nicht zugunsten des Fortschritts



Liebe Rezipienten



Zur Verständlichmachung was ich meine, muß ich verweisen auf die
unterschiedlichen Mentalitäten die die Menschen haben; insbesondere von
Belang ist  die Differenzierung, weshalb gerade Histrioniker auf die
Dauer ganz gut mit Computern zurecht kommen:


Histrionisierung der Gesellschaft



Histrionische Menschen  (früherer Begriff: Hysterisch)  gibt es schon
immer.  Zudem gab es schon immer eine große Anzahl Anankastischer.
Letzteres geht zurück, dafür wird das histrionische mehr.  Es hat etwas
mit der sich ausbreitenden Beliebigkeit, Postmoderne  zu tun. Das findet
seinen Niederschlag insbesondere auch in der Erziehung. Wenn
Larifari-Verhalten und Falschheit, Unechtheit, seichtes, Gratifikation
erfahren, impliziert das eine histrionische Persönlichkeitsentwicklung. 
Und wenn solch eine Verhaltensweise immer mehr um sich greift,  gibt es 
immer mehr Histrioniker und  ist  somit das Resultat einer
Massenverhaltensweise, und bewirkt eine  Histrionisierung der Gesellschaft.
Staat und Gesellschaft hofieren das, weil solche Menschen pflegeleicht
sind, und vor allem gutes Stimm -und Kaufvieh, Konsum- und
Kommerzprotagonisten  („Fun-Gesellschaft“).

In den  USA war das schon immer so, jetzt auch zunehmend in Holland und
auch in Deutschland.

Hist. sind die willkommensten Rezipienten  und Internalisierer von
Anglizismen/Amerikanismen und anderweitige von der (Werbe)wirtschaft
lancierte Sprachverhunzungen. Adam Smith‘s unsichtbare Hand wirkt
zugunsten von allem was  seicht ist.

Das Ziel einer Therapie besteht darin, dem Hysteriker das denken, und
dem Anankasten Gefühle  beizubringen (Shapiro).

Was anankastisch, narzistisch, antisozial-dissozial und dependent ist,
läßt sich ziemlich leicht erklären. Aber histrionisch  ist sehr
abstrakt.  Histrioniker (früher hysterisch) gehen z.B. Kopfmenschen
instinktiv aus dem Weg.
His. täuschen unbewußt immer vor, daß sie etwas vortäuschen. Und sie
glauben (automatisch!) sie seien nicht verantwortlich für die Folgen
ihres Tun. Sie denken final.

Durchweg sind Histrioniker auch spießig. Sie wollen jedoch nicht spießig
sein, aber sie sind es. Im Gegensatz zu Anankasten (Zwanghafte
Charaktere), die alles tradierte betonen und  Wert darauf legen, als
konservativ zu gelten (Paradigma: Der Film   Besser  geht‘s  nicht;  mit
Jack Nicholson).

Histr. sind falsch, unecht, fassadenhaft. Das ist ihnen bis zu einem
gewissen Grad sogar klar. Aber sie wollen so bleiben. Begründen können
sie es nicht.

Manche Kopfmenschen indes sind naiv, originär, nativ.  Das sind His. 
Menschen folgerichtig nicht. Sie kommen einem naiv gebliebenen
Kopfmenschen überlegen vor, der naive Kopfmensch hat Angst vor ihnen.
Das ist entaktualisierbar durch gezielte Aufklärung und Sachinformation,
Vermittlung des (weitgehend) kompletten soziologisch-politologischen
Wissens. 

His. sind immer Anpassungsapologeten.

Die „Überlegenheit“ des His. ist nur eine  Scheinüberlegenheit. Ihr
Gefühl der Überlegeneheit beziehen sie aus der Tatsache, daß sie sich so
 expressiv und fulminant ausdrücken können („sich aufblasen“). Damit
erachten sie sich als überlegen gegenüber Kopfmenschen, und auch
gegenüber Sekundärtugenden („cool“); wähnen sich einer Macht ausübenden 
gesellschaftlichen Gruppe zugehörig. Das ganze Problem ist nicht als
belanglos abzutun. Die His. besitzen Macht und Einfluß in ihrem sozialem
Umfeld. Sie müssen nicht viel können, nicht viel wissen, brauchen sich
nicht inhaltlich präzise ausdrücken zu können, ihr „aufblasen“ reicht
schon aus.  Sie machen alles mit ihrem „Charme“, ihrem „Charisma“. 

Der Intellektuelle hat weder Verantwortung noch Macht; Verantwortung
vielleicht theoretisch, aber nicht faktisch.  Das sagen haben immer die Dummen.

Histrionisches Erleben spielt sich auf dem Niveau der kommunikativen
Symbolebene ab, ist hirntopographisch  lokalisierbar im Limbischen
System und den Schläfenlappen und stellt somit anthropologisch und 
phylogenetisch eine alte Struktur dar.

His. machen alles  instinktiv und intuitiv. Ist ein His. LKW-Fahrer,
findet er auch in einer fremden Stadt schnell den Weg. Er muß zwar auch
nach dem Weg fragen, aber nicht oft.  Er braucht eine Wegbeschreibung
nur ganz grob, „so in etwa“, aber er braucht keine genaue 
Wegbeschreibung. Ein Kopfmensch benötigt jedoch eine explizite
Wegbeschreibung und muß deshalb auch immer wieder aufs neue jemanden fragen.

So erstaunt es nicht, das ausgerechnet Histr. nach einer kurzen
Einarbeitungszeit sehr gut mit  Computern  zurechtkommen. Der Kopfmensch
scheitert zunächst. Der anankastische Mensch kommt mit Computern nicht
so schnell zurecht wie der Histrionische, er braucht länger, lernt es
dann am Ende aber doch. Der reine Kopfmensch braucht dazu noch viel
länger, eventuell lernt er es nie.

Ein Grund mit, warum His. gut zurecht kommen mit Computern: Man braucht
kein logisch-abstraktes Gedächtnis, sondern ein gutes Formalgedächtnis.
Man muß formale Dinge gut behalten können. Das können His. als
ausgleichende Gerechtigkeit für ihre sonstigen kognitiven Defizite ja.
Also kommen sie gut zurecht mit Computern.
Der Kopfmensch hat ein sehr gutes abstraktes Gedächtnis,
Logikgedächtnis, kann sich sehr gut  Fakten  merken; aber hat oftmals
ein sehr schlechtes Formalgedächtnis. Dann kommt der Kopfmensch mit
Computern  nicht klar.



Insofern muß unterschieden werden zuwischen den verschiedenen Arten zu
lernen. Man kann intuitiv lernen, oder nach dem  Trial-and-Error-Prinzip
(„aus Fehlern lernen“), oder aber  a priori  und  rekursiv,
rückbezüglich, durch vergleichen,  analog, also  aus der
Rückmeldung/Spiegelung; oder aber auch nach Mischmethoden.
Der His. lernt  intuitiv  und  nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Das
lernen  a priori, oder gar durch Rückmeldung/Spiegelung, ist ihm fremd,
ja lehnt er ab, fürchtet sich vor eventueller Kritik. Evaluation findet
der Hist. unnatürlich.
Der Kopfmensch lernt  a priori  und  rekursiv/rückbezüglich, gespiegelt.
Intuitiv  lernen und das lernen „aus Fehlern“  kann  der  Kopfmensch nur
bedingt, in Abhängigkeit  von dem Fachbereich  und in Abhängikeit von
der Situation; und auch dann benötig der Kopfmensch immer  Erkenntnisse 
a priori  und  Rekursivität zusätzlich, sonst fühlt er sich unsicher und
macht dann vielleicht gerade Fehler.  Darüber lacht der Histrioniker. 

Mit Histr. kann man auch keine  Problemgespräche  führen. Vielleicht am
Anfang ja, dann aber nur oberflächlich, später dann gar nicht mehr. His.
lehnen das weitere führen von Problemgesprächen ab. Sobald His.  merken,
daß das problemfokussierte sich unterhalten nicht nur eine
vorübergehende Sache, eine „Einlage“ ist, sondern ein wesentlicher
Aspekt, ein zentraler Bestandteil, lehnen sie die weitere Fortführung
des Dialogs ab, und lehnen auch  jede weitere Unterhaltung mit dem
Betreffenden  ab, weil sie Angst haben, daß immer wieder 
Problemgesprächsinhalte aufkommen.

Leider trägt die  Computerentwicklung  dem histrionischem Stil Rechnung:
 Lineares eingeben, Bedienerführung; nur intuitiv ohne Rückkopplung.
Sozusagen Skalen ohne Skalenangaben, bzw. Skalen die wieder
verschwinden. Attrappe; Etikettenschwindel. Dem His. fällt das nicht
auf, er denkt ja selbst so, er  ist  so.

Es verwundert nicht, daß His. empfänglich sind für das
sprachwissenschaftlich gesehen unnötige  computerneudeutsch, welches aus
nicht nachvollziebaren Scheinbegriffen  aus  pidgin-englisch besteht und
von Anbeginn aufgebläht wurde zu einem Soziolekt der andere ausgrenzen soll.

Streitet  man sich mit His. die mit Computern arbeiten über
grundsätzliche Fragen zum Computer, zieht man den kürzeren. Erstens,
verstehen Histr. nicht was man meint, zweitens hassen sie das logische
argumentieren sowieso (Misologie), drittens  verschanzen sie sich hinter
der (angeblichen) Mehrheitsmeinung und behaupten, daß die meisten
Menschen mir Computern gut zurecht kämen.   Das die meisten Menschen mit
Computern gut klar kämen stimmt zwar nicht, aber das interessiert His.
nicht.  Überhaupt beurteilen His. Meinungen und Sachverhalte nach ihrem
Gefühl, ohne die Auffassung rechtfertigende Untermauerung und Beweise. 
Gerade das ist dem histr. Stil so  immanent. 

Spricht man His. genau darauf an, werden sie  persönlich. Statt mit
Argumenten reagieren sie mit persönlichen Angriffen, bleiben nicht
sachlich, nicht auf der argumentativen Ebene (die ihnen ja auch fremd
ist), sondern tätigen Anwürfe, bis hin zu Verbalinjurien. Auf die
Logikfeindlichkeit der Histrioniker wies schon Fritz Riemann hin (Buch:
Grundformen der Angst).

Eine typische Form der Auseinadersetzung von His. ist die
Affektprojektion, eine Auseinandersetzungsebene  kleiner Kinder und
Primitiver („...doof!“  „Selber doof!“).  ( Siehe auch  Fritz Riemann)

Typisch ist, daß Hist. das  kybernetische Prinzip  nicht begreifen
(wollen).  Man kann His. i.d.R. nicht begreiflich machen, was der Sinn 
eines Heizkörperthermostatventils  ist, oder der Sinn eines 
automatischen Getriebes für ein Auto - geschweige denn, wie sie funktionieren.
Typischerweise werden His. auch frech, wenn man sie von  den Vorteilen 
und der Notwendigkeit solcher Systeme erzählt. Sie lehnen das emotional
ab. 
Befinden sich in einer Wohnung Heizkörperthermostatventile, verstehen
His. i. d. R. ihren Sinn nicht und meinen, sie müßten die Temperatur mit
den Thermostatventilen  so regeln wie mit einfachen Ventilen. 
Fährt man ein Auto mit automatischem Getriebe, verstehen His. nicht,
wieso das Auto fährt ohne das man kuppeln und schalten muß. Oftmals
verstehen sie den Einzelaspekt der Automatik, daß man nicht kuppeln muß,
können sich noch vorstellen das das eine spezielle Automatik
drehzahlabhängig regeln kann. Aber wieso man auch nicht schalten muß,
übersteigt ihr Vorstellungsvermögen dann doch. Immer wenn viele
Parameter mit einfließen, und dies rekursiv ist, wollen His. nicht mehr verstehen.
Sind His. Techniker geworden, verstehen sie die Kybernetik zwar doch,
aber können sie nicht fassen, nicht emotional verstehen, lehnen sie
emotional weiterhin ab.
Im Gegenzug gilt, lernt ein totaler Kopfmensch aus Fachbüchern der
Charakterologie/Psychologie die Histr. Persönlichkeitseigenschaft 
kennen, versteht es das zwar intellektuell, aber  kann es „nicht
fassen“, kann sich histrionisches Erleben nicht wirklich vorstellen,
nicht  emotional nachvollziehen.

Erst recht schwer kann man His.  Kybernetik zweiter Ordnung, also
Systemtheorie begreiflich machen.

Hist.  denken und handeln  linear,  „straight“,  „cool“,  geradeaus,
stromlinienförmig, sequentiell, „bedienergeführt“ (der
stromlinienförmige Mensch ist eine Gefahr für die Gesellschaft.  Vergl. 
Herbert Marcuse: Der eindimensionale Mensch).

Die unfaßbare Unlogik der Hysteriker, so beschrieb es Fritz Riemann.
Die ganze Gesellschaft ist ja so, oder fast die ganze.  Nicht ohne Grund
gibt es ja eine  linke Zeitschrift  mit dem Titel  Unfaßba.  Unfaßba
ohne r; typisch  provokativ.

Gleichwohl können histr. Menschen durchaus auch in technischen Berufen
Leistungen erbringen. Sie lernen dann aber  durch reines auswendig
lernen, wie ein Papagei, lernen im Sinne von „haben“, nicht imSinne von
„sein“  (Erich Fromm, Haben oder Sein). D.h., sie reflektieren ihr
Wissen nicht, denken nicht in Strukturen.  Das merkt man dann daran, daß
sie technische Konzepte nicht erklären können, anderen Leuten  nicht 
vermitteln können.

Offene Kontakte mit Mitmenschen liegen His. sehr wohl. Sie sind meistes
oder oft ausgesprochene Partytypen, Salonlöwen, können schöngeistig
daherreden (salbadern), sind  Ausgeh-Typen, „Fun-Gesellschaft“; können
gut  flirten, salbern, dick auftragen.  Dabei ist gerade das ein Produkt
der höheren Symbolebene, doppelt rekursiv, ein Phänomen der Kypernetik 
zweiter Ordnung und fällt somit in die Systemtheorie.  Das läuft 
automatisch ab und wird vom Hist. nicht reflektiert. 

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© by  Helmut Poppenborg , 1999 , Fortschrittsinitiative , Münster  ,  1999








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HP


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