Re: Dummerjungenstreich

[Kristian Koehntopp <kris@koehntopp.de>]

In schulung.lists.fitug-debate you write:
>On 1999-12-04 23:00:35 +0100, Peter Kuhm wrote:
>> | Ich sitz da am Schreibtisch und hoer Radio, und denk, das normale
>> | Nachrichtenprogramm kann ich wohl voraussetzen. 

>> Was soll das?
>> [x] Medium nicht verstanden

>Wo ist Dein Problem? Wenn Du auf Internet bestehst, gibt es auch
>den einen oder anderen Newsticker per E-mail und dergleichen.

Das ist nicht das Problem. Das Problem ist die
Aufmerksamkeitsoekononie und es liegt vollkommen auf der Seite
von Heiko:

Auf der Welt gibt ausreichend viele Leute, die interessante
Dinge erzaehlen. Selbst dann, wenn man die Welt auf diese Liste
einschraenkt. Niemand ist auf die Ideen oder Texte von Heiko
angewiesen, selbst dann nicht, wenn das was er erzaehlt wichtig
oder richtig ist.

Solange Heiko also seinen Input nicht in einer Form
praesentiert, der ihn widerstandsloser Rezeption zugaenglich
macht, werden ihn viele Leute nicht lesen. Ich zum Beispiel habe
ihn seit einiger Zeit als vollstaendigen dauerhaften Ausschluss
im Killfile. Nicht weil ich ihn nicht leiden kann, sondern weil
mich die Decodierung der pseudointeressanten Textkompakta, die
er in diverse Listen und Newsgruppen stellt mehr Zeit kosten als
sie mir an Nutzen bringen.

Wer gelesen werden moechte - wer von _mir_ gelesen werden
moechte jedenfalls - der sollte auf eine Art und Weise
schreiben, die wenigstens einen minimalen Interpretationskontext
mitliefern, wenigstens eine Mikrokausalitaet innerhalb seines
Textes aufbauen und wenigstens eine Aussage formulieren. Er mag
gerne weitere externe Referenzen mitliefern, wenn er mag, aber
bitte erst _nachdem_ die lebensnotwendige
Rezeptionsinfrastruktur aufgebaut worden ist.


Zum Thema Radioprogramm voraussetzen: Dies ist die Postmoderne.
Welchen gemeinsamen kulturellen Kontext willst Du denn da noch
voraussetzen? Die mental-mediale Gleichschaltung wird doch jeden
Tag auf eine sehr eigenartige Weise gleichzeitig kleiner und
groesser (eigentlich: "weniger regionalisiert"). Auf dieser
Liste ist so ziemlich der komplette deutsche Sprachraum
vertreten und damit deckt diese Liste einen viel groesseren
regionalen Bereich ab als jeder beliebige Radiosender. Zugleich
ist der von dieser Liste erreichte Deckungsgrad aber sehr viel
duenner als der eines Radiosenders. 

Mailinglisten sind ein postmodernes Kommunikationsmedium, das
vertikal, nicht horizontal deckt und das kein Vollprogramm
liefert, weil es keines liefern will. Darum muessen
Interpretationsbezuege in dieses Medium importiert werden und
die Nachricht selbst muss mindestens soviel Bezugssystem selbst
mitbringen, dass sie freistehend verstanden werden kann.

Leute, die solche Nachrichten nicht produzieren koennen,
rauschen. Rauschen blende ich mit meinem Killfile aus.

Kristian

PS: Wau Holland schreibt fuer die Computer-BILD. Was glaubt Ihr,
    hat ihn damals dazu bewogen, so etwas zu tun?