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Re: Religionen



[Ich kann's dann doch nicht lassen...]

On 1999-12-06 13:52:33 +0100, Torsten Jerzembeck wrote:

>> Trennung von Staat und Religionen? In Deutschland leider
>> Fehlanzeige! Unser ganzes Rechtssystem ist durchsetzt von
>> Bestimmungen, welche die Ansichten dieser Religionen
>> wiedergeben.

> Man könnte auch sagen, daß diese Bestimmungen (die es durchaus
> gibt) Ausdruck unseres Kulturraums sind, der bislang (bis zur
> Mitte dieses Jahrhunderts, würde ich grob schätzen) zum größten
> Teil christlich geprägt war.


Es ist ganz interessant, die Argumentationsmuster einiger hier unter
diesem Gesichtspunkt etwas genauer anzuschauen.


Da schreibt etwa jemand (Gunnar oder pi), die katholische Kirche
habe Millionen Tote auf dem Gewissen.  An was für Wertvorstellungen
wird die katholische Kirche hier gemessen?  An solchen, die in den
meisten Kulturen dieser Welt über Jahrhunderte _religiös_ begründet
werden.  An Wertvorstellungen, die im übrigen Teil des christlichen
Glaubens sind, ganz gleich, welche Ausprägung er annimmt.

Diese Wertvorstellungen werden hier im übrigen auch von den offen
antireligiös argumentierenden nicht in Frage gestellt.


Nehmen wir andererseits Harry: Er begründet seine Ablehnung von
Software, an der ein Scientology-freundliches oder -nahes
Unternehmen beteiligt war, überhaupt nicht mit seinen eigenen
religiösen oder Wert-Vorstellungen, sondern mit purem Eigennutz.  Er
fürchtet um die Vertraulichkeit seine Daten.  Er begründet diese
Ablehnung nicht zuletzt mit den Zielen und Wertvorstellungen von
Scientology, die den traditionell religiös begründeten Werten
zuwiderlaufen, auf denen unsere Gesellschaft und unser Rechtssystem
nunmal aufbauen. Insbesondere verweist er darauf, daß Scientology
eben _nicht_ (wie etwa das Christentum) letztlich jedem Menschen den
gleichen Wert zubillige, sondern die Vernichtung von Gegnern
rechtfertige.


Wohlgemerkt: Ich spreche hier _nicht_ davon, daß es in der
Geschichte des Christentums grausame und oft tödliche Verfehlungen
gegeben hat.  Ich spreche auch nicht davon, daß Chick Corea ein
toller Pianist ist. Ich spreche von den Grundüberzeugungen, die dem
Christentum, unserer Gesellschaft und der CoS zugrundeliegen.

Diejenigen von CoS sind weder mit der Gesellschaft zu vereinbaren,
in der wir leben, noch mit denjenigen des Christentums.


-- 
http://www.guug.de/~roessler/