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RE: Religionen



|-----Original Message-----
|From: Thomas Roessler [mailto:roessler@guug.de]
|Sent: Monday, December 06, 1999 2:34 PM
|To: debate@fitug.de
|Subject: Re: Religionen
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|[Ich kann's dann doch nicht lassen...]

me 2

|Es ist ganz interessant, die Argumentationsmuster einiger hier unter
|diesem Gesichtspunkt etwas genauer anzuschauen.
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|Da schreibt etwa jemand (Gunnar oder pi), die katholische Kirche
|habe Millionen Tote auf dem Gewissen.  An was für Wertvorstellungen
|wird die katholische Kirche hier gemessen?  An solchen, die in den
|meisten Kulturen dieser Welt über Jahrhunderte _religiös_ begründet
|werden.  An Wertvorstellungen, die im übrigen Teil des christlichen
|Glaubens sind, ganz gleich, welche Ausprägung er annimmt.
|
|Diese Wertvorstellungen werden hier im übrigen auch von den offen
|antireligiös argumentierenden nicht in Frage gestellt.

Netter Versuch. Aber der unbedingte Respekt vor dem Leben des 
Nächsten hat nichts mit dem Christentum zu tun. Dies wurde durch
Kant gezeigt. Im Gegenteil, die heutige Achtung des menschlichen
Lebens als Wert ist ein Abrücken von früher vertretenen Positionen
der Kirche. 

|Nehmen wir andererseits Harry: Er begründet seine Ablehnung von
|Software, an der ein Scientology-freundliches oder -nahes
|Unternehmen beteiligt war, überhaupt nicht mit seinen eigenen
|religiösen oder Wert-Vorstellungen, sondern mit purem Eigennutz.  Er
|fürchtet um die Vertraulichkeit seine Daten.  Er begründet diese
|Ablehnung nicht zuletzt mit den Zielen und Wertvorstellungen von
|Scientology, die den traditionell religiös begründeten Werten
|zuwiderlaufen, auf denen unsere Gesellschaft und unser Rechtssystem
|nunmal aufbauen.

Ich zeigte, daß dieser Gedankengang nicht rational ist.

|Insbesondere verweist er darauf, daß Scientology
|eben _nicht_ (wie etwa das Christentum) letztlich jedem Menschen den
|gleichen Wert zubillige, sondern die Vernichtung von Gegnern
|rechtfertige.

Das tut das Christentum erst seit kurzem, und wesentliche Teile der
Basisdokumente (Bibel) sprechen eine _ganz_ andere Sprache. 

|Ich spreche von den Grundüberzeugungen, die dem
|Christentum, unserer Gesellschaft und der CoS zugrundeliegen.

Christentum und CoS haben durchaus ähnliche, und für Religionen 
typische Ansichten über Nichtanhänger und deren Behandlung. Sie
sind beide IMO keine Bereicherung für die Gesellschaft, was aber
keinen Grund darstellt, auf die Mitglieder einzuprügeln, denn
das wäre paradox. Ich würde dem Gegner das zufügen, was ich ihm
vorwerfe, mir zufügen zu wollen. 

|Diejenigen von CoS sind weder mit der Gesellschaft zu vereinbaren,
|in der wir leben, noch mit denjenigen des Christentums.

Ich argumentiere nicht für CoS, ich plädiere nur dafür, die Gefahr,
die von ihr ausgeht, nicht zu übertreiben. Insbesondere nicht gegen-
über dem Christentum, denn dies wäre Verharmlosung des letzteren.

gruss,
 chris