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Re: Computer in Schulen



Holger Koepke wrote:
>On 17 Dec 1999 13:17:37 +0100, Patrick Goltzsch
><Patrick.Goltzsch@Hanse.de> wrote:
[...]
>> Kolumnen der letzten Wochen, wo Borchers über eine deutsche
>> Initiative (D21?) berichtete, die "schultauglich" als Siegel
>> auf Rechner mit bestimmten Ausstattungsmerkmalen kleben
>> möchte (Win98 usw.).
>
>Bloedsinn. Auch Linux kann - bei gescheiter Konfiguration - sehr wohl
>schultauglich sein. Die eingesetzten Server (auf denen die diversen
>Serverdienste laufen) sind natuerlement Linux :-)

Hier in Hessen läuft wohl zur Zeit eine mit Newspeak-Trara bezeichnete
Aktion eines Ministeriums (Kultus-?) - jedenfalls wurden vor einer
Woche zwei Tage lang in hr3 die Hörer und auch insbesondere Firmen
dazu aufgefordert, ihre alten Computer doch bitte an diese Aktion und
so mittelbar an die Schulen zu spenden. Eine Bedingung an die zu
spendenden Kisten war, dass sie mit Windows 9x ausgestattet zu sein
haben, und nicht gar zu alt sein sollten. Auch direkte Geldspenden
wurden entgegengenommen.

Die Spender hatten dann die Gelegenheit, sich ihren Wunschtitel zu
wünschen - nach einigen einleitenden Worten.

Bei den reinen Geldspendern hörte man oft

  "Ich finde auch, dass dieser Bereich für unsere Jugend sehr wichtig
  ist, und darum die Schulen mit modernen Geräten ausgestattet sein
  sollen"

... bei Firmenspenden

  "... wir finden diese Aktion sehr gut und stellen daher 8
  486er zur Verfügung"

... und sonst erinnere ich mich noch an den Anrufer, der meinte

  "Meine Tochter hat auch Informatikunterricht, und ich finde es
  unglaublich, dass dort ein völlig überholtes Betriebssystem im
  Einsatz ist, und wünsche daher, dass den Schulen moderne,
  multimediafähige Computer zur Verfügung stehen" [1]

Schlimm fand ich, dass all diese Meinungen unreflektiert vor die
Hörermassen geworfen wurden.

Es soll wohl so ablaufen, dass die Teile zentral gesammelt werden
und dort eine beauftragte Stelle/Firma zusieht, was wie zusammen-
gestöpselt werden kann. Na viel Spass, dachte ich mir - wieviele
wichtige Dokumentation und Know-How wird wohl fehlen, und überhaupt,
die Arbeitszeit, die Wartung usw.

Die (Nicht-)Fähigkeiten der Lehrer waren zwar auch Gegenstand von
Gesprächseinspielungen, aber über Lernziele und -konzepte wurde sehr
wenig gesprochen und berichtet, und ich kann mich nicht daran erinnern,
"Linux" gehört zu haben. Ich weiss jetzt aber nicht mehr, ob diese
Aktion in Hessen im Zusammenhang mit der eingangs erwähnten Initiative
steht, aber eigentlich wollte ich mir das noch mal näher ansehen, und
dann protestieren.

Es hat mich die Vorstellung total genervt, dass die einen froh sind,
ihren abgeschriebenen Schrott loszuwerden und dafür gelobt zu werden,
dann darauf nonperformanter Microschrott läuft, bei dem es dann aber
auch nicht viel zu lernen gibt, dann wahrscheinlich noch massenhaft
Knete für Lizenzen drauf geht, und sich alle dabei so mega-progressive
fühlen. Dabei könnte mancher aus dem Krempel wirklich Schönes bauen...


Thilo "in der Schule lernt man fürs^H^H^H^Hbis zum nächsten
Windows-Release" Barth

[1] Alle Zitate inklusive Erinnerungsdelta.