FITUG e.V.Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft |
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"Within any community of 20 million people, there's bound to be a red-light district." Brian Behlendorf.
Es gibt auch Newsgruppen, in denen einschlägige Bilder verbreitet werden.
Diese 'binaries'-Gruppen sind nach meiner Ansicht nicht unbedingt nötig
- wer Bilder will, soll in die entsprechenden Läden gehen. Leider wird
nicht zwischen reinen Diskussionsforen und 'Bilder-Newsgruppen' unterschieden
und alle einschlägigen Gruppen von vielen Providern gesperrt - ein
kleiner Schritt in Richtung Zensur und Beschränkung der Meinungsfreiheit,
denn diese ist auch immer "die Freiheit der Andersdenkenden". Wer die
Bilder haben will, kommt auch dran. Entweder man sucht sich einen Newsserver
im Ausland oder holt sich gleich die Bilder von einem fernen Rechner.
Außer einer leichten Erhöhung der Netzlast kein Unterschied.
Auch die Bombenbauanleitungen sind im Netz zu finden, denn schließlich
hat man Zugang zu Informationsservern auf der ganzen Welt. Ein paar
Anleitungen, die durch die News geistern (rec.pyrotechnics), sind gefährlich
- für den der sie ernst nimmt und versucht, sie nachzuvollziehen. Der
Bastler riskiert Leib und Leben, denn die Texte sind fehlerhaft und
von mangelndem Fachwissen geprägt. Auch für derartige Informationen
braucht man das Netz nicht, ein paar gute Chemie- und Physikbücher
tun es auch - und die gibt es in jeder öffentlichen Bibliothek. Hier
zeigt sich auch der Nachteil der als anarchisch bezeichneten Struktur.
Jeder, der sich berufen fühlt, kann erst einmal Informationen ins Netz
streuen. Wenn sich dann Proteste erheben, ist es oft zu spät. Daraus
folgt die Regel: "Sei mißtrauisch!".
Extremisten können das Netz für die Übermittlung von E-Mail oder Dateien nutzen - auf dieselbe Art und Weise, wie sie Telefon, Brief- und Paketpost nutzen können. Und genausowenig wie die Post für die Verabredung einer Straftat am Telefon verantwortlich ist, kann das Netz etwas dafür, wenn es auf diese Weise mißbraucht wird. Gegen Propaganda in den News wehrt sich die Netzgemeinde mit allen Mitteln. Ebenso würde sich die Mehrheit der Internet-Nutzer aber auch gegen Versuche von Zensur wehren. Solche Versuche wären zudem zum Scheitern verurteilt, denn das Netz wurde ja ursprünglich unter dem Gesichtspunkt entwickelt, das auch bei Ausfall von Teilen der Nachrichtenverbindungen die Informationen zum Empfänger gelangen ("Das Netz betrachtet Zensur als Fehlfunktion und umgeht sie.").
Auf der anderen Seite gilt, daß man auch kein Recht auf irgendwelche Informationen hat. Wenn Ihr Provider beschließt, die Newsgruppen der alt.binaries-Hierarchie nicht anzubieten (egal, ob er das aus ethischen Gründen tut oder nur, um Plattenplatz zu sparen) und im Nutzungsvertrag die 'Lieferung' dieser Newsgruppen nicht ausdrücklich vermerkt ist, können Sie höchstens versuchen, die Daten von einer anderen Stelle zu bekommen. Eine Universität könnte beispielsweise auf die Idee kommen, die Freizeit-Newsgruppen (rec-Hierarchie) nicht anzubieten, da diese nicht dem wissenschaftlichen Datenaustausch dienen. Derzeit wird das Ganze noch sehr salopp und frei gehandhabt. Damit das so bleibt, müssen auch die Benutzer 'auf dem Teppich bleiben'.
Fazit: Grundsätzlich gilt, wie schon gesagt, daß sich alle Dinge des täglichen Lebens und alle Facetten der Gesellschaft im Netz wiederspiegeln - und das sind nun mal nicht immer nur positive Dinge. Damit wir in diesem leicht anarchischen Internet noch lange einen freizügigen Datenaustausch haben, muß jeder Benutzer seinen Anteil leisten, indem er das Netz nicht mißbraucht und das Klima gegenseituger Toleranz und Hilfsbereitschaft erhält. Gelegentliche 'Flames', d. h. streitbare Vorwürfe gehören natürlich auch dazu - sofern man es nicht übertreibt.
Mit Hilfe dieser Codierungsmethoden kann man Binärprogramme, Bilder,
Animationen, Klänge, komprimierte Archive, etc. in Newsgruppen posten.
Grundsätzlich gilt somit, daß alles was nicht Text ist, also auch z.
B. Bilder mit pornografischem Inhalt, mit den derzeit verwendeten Newsreadern
nicht direkt angezeigt werden kann, sondern erst durch ein entsprechendes
Decodierprogramm nachbearbeitet und dann mit einem Betrachterprogramm
angesehen werden muß - was den Vorteil hat, daß man nicht 'zufällig'
mit Dingen konfrontiert wird, die man nicht sehen möchte.
Anmerkung: Dies gilt nur für den Internet-Dienst 'News'. Mit anderen
Diensten, speziell WWW (World Wide Web) können Bilder direkt betrachtet
werden. Die im WWW angebotenen Informationen kommen jedoch nicht automatisch
'ins Haus' wie News, sondern müssen gezielt bei einem anderen Rechner
abgerufen werden.
Es gibt derzeit 20 - 30 verschiedene Verfahren, Dateien platzsparend
zu einem komprimierten Archiv zusammenzufassen. Die verwendeten Kompressionsprogramme
verwenden unterschiedliche Kompressionsverfahren und Dateiverwaltungsstrukturen.
Manchen Systeme erlauben gleichzeitig eine Verschlüsselung der Daten.
Damit sind die Kontrollmöglichkeiten von Newsartikeln auf strafbare
Inhalte beschränkt. Vorauszuschicken ist, das News für die sogenannten
Internet-Provider (wenn man auch kleine Betreiber mitzählt, sind es
in Deutschland inzwischen über 300) einen kritischen Dienst darstellt.
Andere Internet-Dienste wie E-Mail, WWW, FTP werden vom Benutzer individuell
wahrgenommen, wobei die Daten bzw. Inhalte direkt zwischen zwei Rechnern
(dem Computer des Beutzers und einem fernen Computer) ausgetauscht
werden. Das System des Provider stellt dabei lediglich die Anschluß-
bzw. Verbindungsmöglichkeit zur Verfügung (so wie die Rechner, welche
die Datenpakete auf ihren Weg weiterleiten - in der Regel sind dies
zwischen 5 und 30 Stationen).
Manche Provider wie AOL, Compuserve haben primär ein 'lokales' Angebot,
d. h. dem Newssystem in seiner Funktion vergleichbare Informations-
und Diskussionsforen. Diese Foren sind 'moderiert', sie unterliegen
damit einer Überwachung. In diese Gruppe fällt auch T-Online mit seinem
BTX-Angebot, das durch den BTX-Staatsvertrag 'gedeckt' ist.
Problematisch ist also nur der Zugang ins Internet, den die Provider
bieten. Die Mehrzahl der Provider unterhält aus technischen Gründen
einen eigenen News-Server und hält somit alle News-Artikel auf einem
seiner Rechner bereit. Obwohl jeder Benutzer mit Internet-Zugang grundsätzlich
jeden News-Server auf der Welt verwenden kann, wird normalerweise der
des Providers genutzt. Da die Newsartikel vollautomatisch zwischen
den vielen Rechnern im Netz ausgetauscht werden, kann ein Provider
nicht über die Inhalte bestimmen. Das NNTP-Protokoll erlaubt auch das
Löschen und Anlegen von Newsgruppen und Artikeln über das Netz. Dazu
werden Newsartikel mit speziellem Header und Inhalt gepostet (Control-Messages).
Nur so ist es möglich, z. B. weltweit die aktuellen Neswgruppen-Namen
up-to-date zu halten. Die News-Software zur Verwaltung der gesamten
Informationen stellt normalerweise einen Teil der Systemsoftware dar,
die nach einmaliger Einrichtung selbständig abläuft.
Zur Überwachung der Inhalte müßten entsprechende Filterprogramme in
das Newssystem eingebaut werden. Eine menschliche Überwachung scheitert
an der Datenmenge (mehrere 10.000 Artikel mit einigen zig Megabyte
pro Tag in etlichen tausend Newsgruppen).
Einige Provider behelfen sich derzeit damit, zahlreiche Newsgruppen
zu sperren, die möglicherweise bedenkliche Inhalte haben könnten. Die
Auswahl erfolgt dabei über den Namen der Newsgruppe. Dies ist aus mehreren
Gründen unsinnig. Der Name einer Newsgruppe kann niemals den Rückschluß
auf 'illegale' Inhalte zulassen. Beispiel: Eine Newsgruppe 'de.alt.autodiebstahl'
kann genauso Tips zum Verhinden eines Diebstahls enthalten oder Suchanzeigen
nach abhanden gekommenen Autos wie auch Tips zum Autoklau. Genauso
wenig ist eine Anschlagtafel für die an ihr hängenden Zettel 'verantwortlich'.
Der wirkliche Zweck einer Newsgruppe geht aus deren Charta hervor.
Der Urheber eine 'illegalen' Artikels ist aus dem Header des Artikels
zu ermitteln und jeder Artikel ist auch einzeln löschbar.
Unter anderem gibt es auch so viele Newsgruppen, damit die News-Nutzer
nicht mit Themen oder Beiträgen konfrontiert werden, die sie nicht
lesen wollen. Jedes Newsreader-Programm erlaubt die gezielte Auswahl
von Newsgruppen, die man lesen möchte. Es wird auch immer von der 'Anarchie
des Netzes' gesprochen; was aber nicht stimmt, denn das Netz besitzt
starke Selbstregulierungskräfte. Für Teilnehmer mit gewissen Bedürfnissen
werden Nischen (= Newsgruppen) geschaffen, damit die anderen Mitglieder
der Netzgemeinde nicht belästigt werden.
Zur lückenlosen Überwachung müßten grundsätzlich sämtliche Newsgruppen kontrolliert werden, da es jedem freisteht, sein Material auch in themenfremde Newsgruppen zu posten (z. B. ein pornografisches Bild in die Gruppe 'comp.sources.unix'). Zudem lassen sich neue Newsgruppen in Sekundenschnelle anlegen. So könnte bei einer Sperre der Newsgruppe 'de.talk.sex' eine neue Gruppe namens 'de.talk.gender' entstehen, die so die Sperre ad absurdum führt. Abgesehen davon wird sich jeder wirklich Interessierte die entsprechenden Newsgruppen auf anderen Wegen besorgen. Die Sperre würde also nur für die Kunden des Providers gelten (was aus juristischer Sicht für den jeweiligen Provider ausreichen würde) und dort auch nur für diejenigen, die nicht findig genug sind, einen anderen News-Server anzuzapfen.
Bei der Überwachung muß man auch zwischen Text- und Binärgruppen unterscheiden. Bei Textgruppen könnte man versuchen, mit Scannerprogrammen zu arbeiten, welche die Texte nach bestimmten Schlüsselworten durchsuchen. Diese Scanner lassen sich aber auf zwei Wegen außer Funktion setzen. Entweder man verschleiert den gesamten Text oder einzelne Worte (Rot13, Sonderzeichen im Wort, willkürliche Trennung), was die Erkennung unterläuft, oder man fügt an jeden (!) Text den man postet, eine Liste kritischer Worte an (kann sogar von vielen Newsreader-Programmen automatisch erfolgen), was die Erkennungssystem überlastet.
Beim oben geschilderten Szenario wurde noch nicht berücksichtigt, daß diejenigen, die illegales Material über News verbreiten wollen noch Methoden der Verschleierung anwenden würden. Insgesamt stellt eine lückenlose Überwachung des Newsverkehrs einen immensen Aufwand dar, der schon dadurch zur Farce wird, daß jeder Kunde eines Providers bei vollem Internet-Zugang schier unendliche Möglichkeiten hat, sich das gewünschte Material zu beschaffen. So führt eine reine Sperre von Newsgruppen nur zu einem Scheinerfolg. Maßnahmen die ein Provider mit vertretbarem Aufwand treffen könnte wären:
Man sollte auch daran denken, daß nur ein verschwindender Teil der täglich weltweit verbreiteten Newsartikel Bedenkliches enthält, wobei in jedem Einzelfall (=Einzelartikel) erst geklärt werden muß, ob er ungesetzlich ist oder nicht. Die Vorteile des freien Meinungsaustausches über News überwiegen bei weitem, insbesondere gilt das auch für Newsgruppen die sich mit den Problemen gesellschaflicher Randgruppen befassen. Eine generelle Sperrung bestimmter Newsgruppen, wie sie von Compuserve auf den Hinweis der Staatsanwaltschaft München durchgeführt wurden, sind zwar aus Sicht des Providers verständlich aber trotzdem bedauerlich. Man sollte auch bedenken, das ein Transport der News (und anderer Daten) auch heute noch über Modemverbindungen per UUCP erfolgen kann - also ganz ohne Internet-Verbindungen. Eine Verbreitung kann somit niemals unterbunden werden.