FITUG e.V.

Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft

UUCP? Was ist denn das?

Was haben die folgenden Fälle gemeinsam? Für die meisten heutigen Anwender lautet die Antwort: Es wird eine Verbindung zu einem Server beim Internet-Provider aufgebaut und der Gebührenzähler der Telekom tickt. Diese wegen ihrer Einfachheit so beliebte Konfiguration ist für sporadische Nutzer der Dienste E-Mail oder Usenet-News optimal - bei größerem Datenaufkommen oder der Nutzung durch mehrere Personen stößt sie schnell an ihre Grenzen. Trotzdem sieht man heute immer öfter Firmen, die Ihren Provider durch die Einrichtung zahlreicher Postfächer und die Telekom durch häufigen Verbindungsaufbau beschenken.

Offline-fähige Versionen der verwendeten Mail- und Newsprogramme können bei Privatanwendern Abhilfe schaffen: Die in Frage kommenden Nachrichtengruppen werden - wie die E-Mail - in einem Rutsch auf den eigenen Rechner übertragen, die Verbindung wird getrennt und gegebenenfalls zum Versenden aller Antworten später noch einmal aufgebaut. Bei Firmen hilft auch dies nicht viel: Jeder Mitarbeiter verbraucht Telephoneinheiten beim Abruf und Versand seiner Nachrichten und Nachrichtengruppen des Usenet liegen redundant auf den Arbeitsplatzrechnern im lokalen Netz.

Doch es geht auch anders: Warum es nicht dem Provider gleichtun und auf dem eigenen Rechner bzw. im lokalen Netz entsprechende Serversoftware installieren? Solche gibt es heute für alle gängigen Plattformen und sie ist im Gegensatz zu den Vorbildern unter UNIX meist leicht zu installieren. Mail- und Newsprogramme unterhalten sich nur noch mit dem lokalen Server. Wann und wie dieser mit dem Provider Daten austauscht, kann für ein- und ausgehende Nachrichten (teilweise auch in Abhängigkeit einer Prioritätsmarkierung) beliebig konfiguriert werden:

  1. sofortige Zustellung
  2. gebündelte Zustellung, sobald eine online-Verbindung besteht
  3. gebündelte und ggf. komprimierte Zustellung über das UUCP-Protokoll

Für den Zweck der Senkung von Telephonkosten ist Möglichkeit eins natürlich nicht geeignet. Möglichkeit zwei ist nicht ganz unproblematisch und wird auch nicht von allen Providern (eingehende Mail) und jeder Serversoftware (ausgehende Mail) angeboten. Der heutzutage leider kaum noch beschrittene Königsweg ist Möglichkeit drei. Hier ist nicht einmal eine Internet-Verbindung erforderlich: UUCP kann auch direkt mit einem Modem oder einer ISDN-Karte kommunizieren und ist dadurch schneller. Zu welchen Uhrzeiten welche Daten ausgetauscht werden, kann meistens beliebig festgelegt werden.

Die Installation von Serversoftware ermöglicht außerdem die automatisierte Filterung, Archivierung oder Weiterverarbeitung von Nachrichten. So lassen sich zum Beispiel mittels eines integrierten oder hinzuinstallierten 'Listservers' eigene Mailinglisten aufsetzen. Auch private bzw. firmeninterne Nachrichtengruppen und Mailinglisten sind denkbar.

Wer UUCP installiert hat, kann Nachrichten an andere angeschlossene UUCP-Systeme weitergeben und damit eine Mailbox oder ein Rechnernetz aufbauen. Mit UUCP können sogar Dateien übertragen oder Programme auf angeschlossenen Rechnern gestartet werden - die Übertragung von Mail- und Newsnachrichten ist eigentlich nur eine von vielen Anwendungen dieser Software.

Der Buchtip zu UUCP:
Michael Brunnbauer
UUCP, Mail und News - Konzeption, Konfiguration
Grundlagen und Servereinrichtung für den Austausch von E-Mails, News und Dateien per Modem
Pflaum-Verlag, München
230 Seiten. PTI-Reihe "Datenübertragung / Forum". DM 34,-; sFr. 31,50; öS 248,-
ISBN 3-7905-1506-X

Nach einer Einführung in Grundlagen und Geschichte dieser Dienste kann sich der Leser mit einem Software-Überblick die für sein Betriebssystem und seine Anforderungen passende Software aussuchen. Danach wird die allgemeine Arbeitsweise und Konfiguration von UUCP-Software zum Transport von E-Mail, News und anderen Daten behandelt.
In einem eigenen Kapitel wird ausführlich die Konfiguration von UUCP-, Mail- und News-Software unter Linux und anderen Betriebssystemen Schritt für Schritt beschrieben.

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