[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

[FYI] Trends.



http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/5756/1.html

-------------------------------- CUT -----------------------------

Kein schlechter Anfang

Florian Schneider   07.02.2000  

"Peoples Global Action": Weltweite Kommunikation und Vernetzung sind 
kein Privileg der Eliten mehr.  

[...]

Weltweite Kommunikation und Vernetzung sind bekanntermaßen nicht 
länger Privileg der herrschenden Eliten. Unter dem Titel "Peoples 
Global Action" (PGA) haben sich seit zwei Jahren Gegner der 
spätkapitalistischen Allmachtsphantasien zusammengeschlossen: das 
Spektrum reicht von Kritikern der neoliberalen Ideologie in den 
Metropolen über lateinamerikanische Basisorganisationen bis hin zu 
indischen Bauerngewerkschaften mit immensen Mitgliederzahlen. 
Unerwarteten Auftrieb erhielt dieses Bündnis nach der 
Veröffentlichung und Verhinderung des Multilateralen 
Intevstitionsabkommens (MAI) und der damit einhergehenden Kritik an 
der klandestinen Beschlussfassung post-nationalstaatlicher Gremien. 
Eine Reihe von weltweiten Aktionstagen - sogenannten "Global Action 
Days" wie der am 18. Juni, der in der Verwüstung des Londoner 
Geschäftszentrums gipfelte - sind Resultat nicht nur wachsenden 
Misstrauens gegenüber den Kompetenzen der "Global Leaders". Was sich 
darin manifestiert, ist vor allem ein mit dem zapatistischen Aufstand 
in Mexiko neu entwickeltes Selbstvertrauen in die Autonomie der 
lokalen Kämpfe - gekoppelt mit gleichzeitiger, globaler Vernetzung 
dieser sozialen Auseinandersetzungen, die weit über den klassischen 
Internationalismus der alten Arbeiterbewegung hinausgeht.  

Die politischen Auseinandersetzungen auf den Straßen Seattles haben 
das unabsehbare Potential solcher weltweiter Koalitionen überhaupt 
erst nur angedeutet. Andererseits wurde aber auch deutlich, dass 
sicherlich ein gewisser Anteil der erfolgreichen Mobilisierung auf 
nationalistischen Ressentiments beruht, die dadurch, dass sie sich 
anti-neoliberal gerieren, nicht weniger reaktionär sind. Schließlich 
ist es ja gerade der Weiterbestand strategisch wichtiger 
nationalstaatlicher Grenzen und die Verschärfung der dortigen 
Grenzregime, welche im krassen Widerspruch zu den Mythen der 
"Globalisierung" das weltweite Lohngefüge und die internationalen 
Ausbeutungsverhältnisse festschreiben und fortsetzen.  

Daran kann der Einsatz moderner Kommunikationstechnologien zwar an 
sich nichts ändern. Gleichwohl haben Mailinglists, Videos oder 
Bildberichte auf Webseiten und Live Streams, wie jetzt wieder aus 
Davos, einen entscheidenden Anteil an der Internationalisierung des 
Widerstands.  

[...]

-------------------------------- CUT -----------------------------