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Re: used computers



On Wed, Mar 01, 2000 at 11:50:00AM +0100,
	Peter Ross wrote:
> Kristian antwortete:
> 
> > >Viel mehr kann man in 1-2 Wochenstunden im Halbjahr eh nicht erreichen.
> > 
> > Wir reden hier nicht von 1-2 Wochenstunden im Halbjahr, sondern
> > vom ersten Rechner mit spaetestens dem Ende der 4. Klasse und
> > und Rechnern als primaeres Arbeitsmittel in allen Faechern.
> > Alles andere ist sowieso zwecklos.
> 
> Glaube ich nicht. Zeichenunterricht mit gimp?

Humbug. Das Vorhandensein einer Schultafel und eines Schreibheftes hat seit
Jahrzehnten nicht dazu gefuehrt, dass man keine Buecher mehr brauchte.
Die Medien werden parallel genutzt und gelehrt. Selbst wenn es brauchbare
Buecher im Netz gaebe oder E-Books, ist nicht alles per PC machbar. Lutz'
"primaeres Arbeitsmittel" ist eine Schwachsinnsvision eines selbsternannten
pseudoprogressiven Lehrerpacks, welches in der Vergangenheit mal auf den
Nuernberger Trichter in Form von Multiple-Choice-Programmen gehofft hat
(selbe Vision wie bei den "Sprachlabors" der 70er Jahre: der Lehrer als der
Kontrolleur der Kassettenrecorder, ohne grossartigen eigenen Arbeitsaufwand).
Der Computer ist ein Arbeitsmittel fuer bestimmte Probleme - naemlich fuer
solche, die sich automatisiert loesen lassen, kein Rundumschlag fuer alles.
Insofern stimme ich durchaus dem verworrenenen Internetsaulus Stoll zu:
das Klicken auf den virtuellen WWW-Teich im Bio-Unterricht ist qualitativ
schlechter als das gemeinsame Suchen von Planarienwuermern im Teich
und anschliessende Mikroskopieren derselben (die anschliessende Recherche 
ueber das Liebesleben der Pantoffeltierchen mag man dann durchaus in der
Netzbibliothek via PC machen). Zeichenunterricht per gimp ist leblos - auch 
da ist der PC faktisch unbrauchbar.

> Sollte die naechste Generation unfaehig sein, mit Papier und Bleistift 
> umzugehen, im Kopf zu rechnen, mit Buechern umzugehen etc.? Ausserdem 

Dieselbe Diskussion hatten wir bereits vor Jahren mit Einfuehrung des
Taschenrechners: jetzt geht das kleine Einmaleins und die Kompetenz zur
Multiplikation durch Addition von Logarithmen mittels Rechenschieber
den Bach runter. Ich gebe zu, dass ich zwar noch das Einmaleins (sogar "das
grosse" bis 20x20) in den Neuronen eingebrannt habe, aber mit dem HP rechne 
ich doch inzwischen deutlich besser als mit dem Kopf...

Der PC wird sicherlich Einzug finden in den Unterricht, allerdings wohl
in aehnlicher Form wie alle bisherigen Nuernberger Trichter, als Arbeits-
mittel, um etwa eine Literaturrecherche zu erledigen, nicht, um einen
Aufsatz zum Thema "was ich am Wochenende erlebt habe" auf drei URLs
reduzieren zu koennen.

> verbaut der Bildschirm gelegentlich schon jetzt die Sicht auf 
> einfachere Loesungen.

Genau da muss der PC als Allheilmittelhype-Geraet demystifiziert werden.
Dort wird die Aufgabe der Schulausbildung liegen, nicht im Lernen von
Word und auch nicht im Vergleich, dass es mit LaTeX im Vergleich einfacher
ist, alle Kapitelueberschriften 2pt groesser und kursiv zu setzen.

> Ein anderer Aspekt: Was hat das "Internet" in den letzten Jahren so populaer 
> gemacht? WWW und nicht die Newsgroups.

Die Newsgroups sind als Medium ungeeignet, noch nichtmal im Fremdsprachen-
unterricht. Vgl K12-Gruppen.

> Uebrigens: Neben den zukuenftigen Programmierern geht u.a. auch die naechste 
> Managementgeneration durch die Schule. Und da nicht SysAdmins und Programmierer, 
> sondern solche Leute z.B. ueber Firmen-Infrastrukturen entscheiden, und damit 
> ueber die Ausstattung von Tausenden Arbeitsplaetzen, ist evt. auch darueber 
> nachzudenken, wie Leute, die Organizer hip finden und stets das neueste Handy 
> moegen, mal auf andere Gedanken kommen. Ich glaube nicht, dass diese Gruppe mit 
> vi zu erfreuen ist.

Gerade aus diesem Grunde sollten sie andererseits 'vi' (oder seien wir nicht
so radikal, nehmen wir emacs und LaTeX) kennen, um eine Alternative zu
M$ zu bekommen, und nicht zu lallenden Klickaffen einer Firma zu werden.

> Wenn etwas schick ist und trotzdem tut, was ich will, ausserdem technisches 
> Verstaendnis dafuer geweckt wird, wie man mit den Unzulaenglichkeiten 
> umgehen kann, ist das viel wert.

Auf das Entwickeln von Technik-Kompetenz kommt es an, genau, nicht auf die
Dressur zum ALT-F4-Kenner. 

> Nebenbemerkung: Als Nextnutzer faellt mir beim OS-Auswaehlen auch noch Apples 
Das OS an sich ist irrelevant, die Vermittlung der Vielfalt ist wesentlich.
Insofern macht Lutz' Auffassung schon Sinn, Word, LaTeX, amiPro,
WordPerfekt, Emacs, vi (weiss nicht mehr, welche Liste er da hatte) im
groben Ueberblick zu vermitteln. Dann lernen die Leute Konzepte, etwa
cut&paste, markup, Abschnittsformate, Aufzaehlungen etc. nicht Folgen
von Mouseklicks und Tastenkombinationen, um etwas irgendwie aussehen zu
lassen - so wie leider unsere Sekretaerinnen oft gedrillt werden ("wie
geht denn kursiv ueber mehr als eine Zeile? Kann man da auch einfach mit der
Maus selektieren?").

Holger

-- 
"Well, from what I've read, scientific studies show men tend to be better at
dealing with visual concepts, while women are better at complex linguistic
communication." - "You mean..." - "Men are from MACs, women are from VMS"
	Erwin the AI, www.userfriendly.org