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[FYI] RPS-Filter wird verteidigt 06.03.2000



[Hochinteressante Ueberlegungen. Man sollte dem mal nachgehen   --AHH]

http://www.intern.de/news/386.html

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RPS-Filter wird verteidigt 06.03.2000  

[...]

Kritik hat die Musikindustrie bei diesem Vorstoß bisher offenbar nur 
von den Medien, einzelnen Aktivistengruppen (z.B. Fitug) sowie der 
Anwenderschaft erhalten. Vermutlich wird den Providern bzw. den De-
CIX-Betreibern die Installation eines solchen Überwachungssystems 
finanziell versüßt, was das Ausbleiben von Kritik trotz massivster 
Eingriffe in die Netzstruktur erklären würde.  

[...]

Doch eine weitere Frage drängt sich auf: Geht es der deutschen 
Musikindustrie überhaupt um die MP3-Dateien? Sind diese wirklich für 
die Umsatzeinbrüche verantwortlich, welche die deutsche 
Musikindustrie im Unterschied zur amerikanischen verzeichnet?  

  http://www.intern.de/news/371.html

Im letzten Jahresbericht für das Jahr 1998 macht der deutsche Verband 
noch die "wachsende Haushaltsausstattung mit CD-Brennern" als 
wichtigsten Faktor für die Verluste verantwortlich.  

  http://www.ifpi.de/miz/Wirtschaftsbericht%201998.htm

Und unter der ebenfalls genannten "Musikpiraterie im Internet" 
versteht der Verband zweierlei: Kostenlos angebotene MP3-Dateien aber 
auch den Verkauf von raubkopierten CDs im Internet.  

Welche dieser beiden Erscheinungsformen wird wohl wirtschaftlich 
gesehen bedrohlicher sein? Wer eine aus dem Internet geladene MP3-
Datei schon einmal auf der Stereoanlage abgespielt hat, sollte die 
Antwort kennen.  

Was bedeutet diese Erkenntnis wiederum für das RPS-Verfahren? Ist es 
denkbar, dass auch URLs blockiert werden, unter denen illegal CDs 
verkauft werden? Die Antwort lautet: Warum eigentlich nicht?  

Bisher wurden von Seiten des Verbandes nur Angaben gemacht, wie eine 
Sperrung der Datenübertragung zu erfolgen hat. Nicht erwähnt wird, 
aufgrund welcher Kriterien eine Analyse der zu sperrenden URLs 
stattfinden soll.  

Theoretisch denkbar wäre es beispielsweise, dass eine Analyse anhand 
von Suchbegriffen zum Einsatz kommt. Weitgehend automatisiert könnten 
so suspekt erscheinende Verkaufsangebote aus dem Ausland ausgefiltert 
werden.  

Natürlich wäre es so auch möglich, illegale Verkaufsangebote aus dem 
Inland zu ermitteln. Und die illegalen deutschen Anbieter gleich mit. 
Aber das zu behaupten wäre eine Unterstellung, denn der Musikverband 
will lediglich den Datenverkehr in das Ausland überwachen.  

Bliebe natürlich die Frage zu klären, wieso der Verband so viel Wert 
auf eine Teilnahme des De-CIX legt, wo doch schon alle deutschen 
Provider mit Schnittstellen zu ausländischen Netzwerken gefiltert 
werden sollen.  

Oder sollte vielleicht doch mehr hinter den gemeinsamen Plänen von 
Providern sowie Musik- und Handelsverbänden stecken, als bisher 
verlautbart wurde?  

Geht es vielleicht nicht nur um den Schutz des Offline-Verkaufs, 
sondern vielmehr um den Aufbau einer eCommerce-Schaltzentrale, die 
den - bisher von der Musikindustrie sträflich vernachlässigten - 
elektronischen Handel mit Musikstücken überwacht und auch inländische 
Piraterie aufdecken oll?  

In diesem Fall wäre das ganze Wehklagen um die angeblich so 
geschäftsschädigende Verbreitung nur als Hebel zu sehen, welcher der 
Implementierung eines Clearing- und Kontrollsystems mit ungeahnten 
weiteren Möglichkeiten etwa im Bereich des Marketing sowie der 
Marktkontrolle dient.  


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     Letztes Update: 07. März 2000 URL:
     http://www.intern.de/news/386.html


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