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Re: [horns@t-online.de: Re: [MEMBERS] [leitner@convergence.de: Re: Zensur Feldversuch durch TCPIP.de Berlin?]]



Wau Holland <wau@minos.trend.jena.thur.de> writes:

> On Wed, Mar 22, 2000 at 06:16:18PM +0100, Florian Weimer wrote:
> ...
> > URL-basiertes Blocking ist sowieso völlig unnütz. Sobald man eine
> > Session-ID im URL hat, funktioniert das nicht mehr.
> 
> Danke. Eine Session-ID zur Wegwerf-Unterscheidung der Nutzer (hat
> nicht auch Deja.com sowas?) kann man einem Journalisten erklaeren.

Die meisten Suchmaschinen haben AFAIK Session-IDs. Amazon.de erweckt
ebenfalls diesen Eindruck.

Ansonsten: <38C91773.9A3C2795@netuse.de> (zum Sevenval-Patent, das
funktioniert natürlich auch nicht mehr, aber Sevenval dürfte einige
gute Argumente für Session-IDs in petto haben).

> w "stell Dir vor, in der URL ist Zufallswert und/oder Zeitangabe" au

Dieses Zufallswert kann man natürlich auch mit Absicht einfügen.
Das ist natürlich nur solange wirkungsvoll, wie man dem Konzept
der Einzelfallsperre treu bleibt. Falls tatsächlich großflächig URL
poisoning verwendet würde, könnte der Schuß aber nach hinten losgehen:
Es könnte für notorische Anbieter unerwünschter Inhalte (oder solche
mit URL poisoning) die Host-Sperre eingeführt werden.

Alles in allem glaube ich nicht, daß RPS größere Auswirkungen auf die
Internet-Landschaft in Deutschland hätte, wenn es denn etabliert würde
(bis auf das Problem, daß sich vielleicht einige Provider eher totklagen
ließen. als so eine Maßnahme durchzuführen -- und das nicht unbedingt
die schlechtesten wären). Ich glaube auch nicht, daß RPS, wenn einmal
implantiert, selbst mit größtem PR-Aufwand als funktionierende Lösung
dargestellt werden kann, die auch für technisch verwandte Probleme
einsetzbar wäre. (Mag sein, daß ich diese Angelegenheit ein bißchen zu
naiv sehe.)

Was mir weitaus größere Kopfzerbrechen bereitet (vielleicht auch
deswegen, weil ich Musik vorrangig in Papierform erwerbe): Ein
anderer großer Zweig der Copyright-Industrie wird von den Fehlern der
Musikbranche lernen. Ich befürchte, daß wir beim elektronischen Buch
(bzw. dem, was den PC-basierten Web-Browser ablösen wird) ähnliche
Geschäftsmodelle sehen werden, wie sie jetzt beim Mobiltelefonmarkt
üblich sind: Beim Kaufpreis stark subventionierte Geräte, die aber nur
Inhalte bestimmter Verleger anzeigen können, verbunden mit effektiven
Maßnahmen zur technischen Durchsetzung der Kontrolle der Nutzungsrechte.
Die Geräte, die alles anzeigen, was als DocBook o.ä. daherkommt, werden
für die Masse unerschwinglich sein. Das Web mit seiner wunderbaren
Eigenschaft, daß jeder sein eigener Verleger sein kann, wird so niemals
die Massen erreichen.

Also hoffe ich, daß die Buchindustrie erst im Jahr 2003 das elektronische
Buch in breiter Front anzubieten versucht. Bis dahin wird keiner ein
Gerät besitzen wollen, mit dem er nicht die eigene Homepage seinen
Freunden zeigen kann. ;)