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RE: politik-digital: Interview mit Lutz



Nur eine randbemerkung: der Hochgeschwindigkeitszug sollte nach Südkorea
verkauft werden. Für einen Fachinformationsdienst macht's sich besser, wenn
auch die Details stimmen, dennn wenn schon nicht die Fachdetails stimmmen,
sagt sich der Laie, ... Und was wusste die Journalistin ? Warum hat sie so
etwas rausgelassen ?

........................................................................
Frank Thomas


> -----Message d'origine-----
> De: Andreas Lehner [mailto:andreas@guardian.de]
> Date: mardi 25 avril 2000 12:07
> À: CCC News
> Cc: fitug debate
> Objet: politik-digital: Interview mit Lutz
> 
> 
> http://www.politik-digital.de/netzpolitik/cyberwar/fitug.shtml
> --- snip ---
> Auf der Strasse in Wackersdorf zu sitzen ist effektiver
> 
> Ist der Cyberwar für Deutschland eine reale Bedrohung? Woher 
> kommen die
> Gefahren? Wer ist für die Prävention zuständig? Fragen, die angesichts
> der jüngsten Informationen aus einem unveröffentlichten
> "Sensibilisierungsbericht" der Arbeitsgruppe Kritis an 
> Brisanz gewonnen
> haben. Angeblich drohen neue Gefahrenquellen aus dem Netz. In einem
> Interview gibt uns Lutz Donnerhacke, einer der Gründer des 
> Förderverein
> Informationstechnik und Gesellschaft (FITUG), eine realistische
> Einschätzung des Szenarios.
> 
> politik-digital: Herr Donnerhacke, was genau ist FITUG?
> 
> Lutz Donnerhacke: FITUG steht für den Förderverein Informationstechnik
> und Gesellschaft FITUG e. V. Unser Ziel ist es, Verbindungen 
> zu schaffen
> zwischen der virtuellen Welt der Neuen Medien und Datennetze und den
> Nutzern, den Menschen.Wir bemühen uns um Aufklärung über neue
> Entwicklungen und die effiziente Nutzung der neuen Medien. Unsere
> Hauptthemen sind Datenschutz, Kryptographie und Verbraucherschutz.
> 
> politik-digital: Hat sich die Einschätzung des Cyberterrorismus
> geändert? Welche neuen Gefahrenquellen sind gemeint? 
> 
> Lutz Donnerhacke: Es hat sich nichts Grundlegendes geändert. Das Thema
> ist schon seit mehreren Jahren aktuell und taucht immer in 
> regelmäßigen
> Abständen in der Presse und damit im aktuellen Bewußtsein auf. Die
> Gefahren sind nach wie vor gleich gross oder gleich gering. Im übrigen
> ist es schwer zu sagen, was genau Cyberwar oder Cyberterrorismus ist.
> Das Spektrum reicht von Wirtschaftsspionage über politische
> Angriffsmöglichkeiten bis zu relativ kleinen Stolperfallen für
> e-commerce Unternehmen. 
> 
> politik-digital: Welche Gefahrenquellen sind genau gemeint?
> 
> Lutz Donnerhacke: Die Hauptgefahr liegt im wirtschaftlichen Bereich.
> Dort herrscht grösstenteils Blauäugigkeit vor. Sicherheit wird nicht
> geplant, die Vernetzung ist weit fortgeschritten und die Systeme sind
> extrem angreifbar. In Deutschland passieren wöchentlich Angriffe auf
> Computersysteme im Stil der denial-of-service Attacken.
> Weitverbreitete Programme wie Lotus, das auch in 
> Bundesbehörden genutzt
> wird, haben Sollbruchstellen. Wer diese kennt, hat Zugriffs- und
> Manipulationsmöglichkeiten. Es ist ein leichtes hier in 
> Abläufe Einsicht
> zu erhalten. 
> 
> politik-digital: Warum kümmern sich die Unternehmen nicht 
> intensiver um
> Schutz?
> 
> Lutz Donnerhacke: Sie müßten dringend. Allerdings haben viele 
> Angst vor
> einem Imageschaden, wenn sie zugeben, dass sie tatsächlich 
> Probleme mit
> solchen Übergriffen und Behinderungen haben. Es gibt wirklich 
> eklatante
> Beispiele aus diesem Bereich. Siemens hat beispielsweise das 
> Wettrennen
> mit Frankreich um den Auftrag für einen Hochgeschwindigkeitszug in
> Nord-Korea verloren, weil sie ihre Angebote per Fax durch französische
> Leitungen geschickt haben... 
> 
> politik-digital: Wie sehen die Gefahren im politischen 
> Bereich aus? Ist
> die Bundesrepublik akut gefährdet Ziel von Angriffen zu werden? 
> 
> Lutz Donnerhacke: Für das deutsche Regierungssystem sind die Gefahren
> relativ gering. Es gibt in Deutschland keine guten Ziele. Kritische
> Bereich wie z.B. die AKWs hängen nicht am Netz. 
> 
> politik-digital: Gäbe es denn potentielle Angreifer?
> 
> Lutz Donnerhacke: Die gibt es wahrscheinlich schon, im In- 
> und Ausland.
> Aber wie gesagt, die Ziele in Deutschland sind nicht attraktiv. Unsere
> hiesigen Organisationsstrukturen sind so aufgebaut, dass man nicht mit
> ein oder zwei Eingriffen komplette staatliche Systeme lahmlegen lassen
> kann. Höchstens kurzfristige Beeinträchtigungen sind möglich. 
> Man könnte
> den Frankfurter Flughafen in Teilen behindern, aber nach spätestens
> einer Stunde hätten die den Schaden behoben. Auf der Strasse in
> Wackersdorf zu sitzen ist effektiver. Ausserdem ist Deutschland immer
> noch ein Land des Papiers. Die meisten Ministerien hängen gar nicht so
> stark vom Infosystem ab. Und dann gucken Sie mal bei der 
> Polizei vorbei.
> Die schreiben noch auf mechanischen Schreibmaschinen. 
> 
> politik-digital: Welche Länder sind denn beispielsweise gefährdet?
> 
> Lutz Donnerhacke: Länder mit geringer und eng zusammenhängender
> IT-Struktur, die zudem noch konkrete äußere oder innere Feinde haben,
> Pakistan wäre so ein Beispiel. 
> 
> politik-digital: : Die Amerikaner sprechen vom digitalen Pearl-Harbour
> und investieren immense Summen in die Entwicklung von 
> Abwehrsystemen für
> den IT-Bereich. Warum halten sich die deutschen Stellen mit Auskünften
> so zurück? 
> 
> Lutz Donnerhacke: In Amerika wird das Thema von offizieller Seite auch
> nicht breitgetreten. Und in Deutschland wird im Bereich des 
> Schutzes vor
> Cyberangriffen auch geforscht. Der Grund, warum sich alle offiziellen
> Stellen bedeckt halten ist: alle sind beteiligt und keiner 
> kann das laut
> zugeben. Die Informationsbeschaffung durch Einsicht in fremde Systeme
> ist mittlerweile eine ganz normale Geheimdiensttechnik. Jeder 
> tut es und
> alle wollen sich selber schützen. Wer im Glashaus sitzt.... 
> 
> politik-digital: Haben Sie den Eindruck, dass genug Zusammenarbeit zu
> dem Thema zwischen Stellen wie dem Innenministerium, dem BSI oder dem
> BKA stattfindet? 
> 
> Lutz Donnerhacke: Das ist eine Frage des Sinns der Zusammenarbeit. Es
> bleibt unklar, wer eigentlich wen vor was schützen will und warum. Da
> streiten sich die Geister und widersprechen sich die 
> Interessen. Das BSI
> gibt ganz gute Hinweismappen heraus. Die werden üblicherweise 
> ignoriert. 
> 
> politik-digital: Deutschland steht ja erst am Anfang des
> Internet-Zeitalters. Besteht nicht die Möglichkeit, dass mit
> fortschreitender Abhängigkeit von Netzsystemen die Gefahr von wirklich
> gefährlichen Angriffen zunimmt? Wie kann man sich dann schützen? 
> 
> Lutz Donnerhacke: Je mehr man sich von bestimmten Abläufen abhängig
> macht, desto leichter ist man genau da angreifbar. Das Hauptproblem
> besteht darin, dass die technophobe Gesellschaft gar nicht 
> wissen will,
> was alles möglich ist. Man möchte nur einige Dinge bequem nutzen und
> lehnt jeden weitergehenden Gedanken ab. Da Sicherheit 
> unbequem ist, wird
> sie nicht angefasst, sondern verteufelt und wegdiskutiert. Es fehlen
> Menschen, die bewußt mit den verwendeten Techniken umgehen können.
> 
> politik-digital: Vielen Dank für das Gespräch. 
> 
> Das Interview mit Lutz Donnerhacke führte Carolin Welzel. 
> --- snip ---
>