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Re: [FYI] Berlin erwägt Strafe für Virenverbreitung



On Mon, May 08, 2000 at 01:28:10PM +0200,
	Dr.Horst-Walter Schwager wrote:
> At 06:55 08.05.00 -0000, you wrote:
> >Dieses erste Problem ist jedoch ein Infrastrukturproblem tief im
> >Betriebssystem. So etwas loest man nicht mit einer Task Force.
> >Und wegen der Verfuegbarkeit des Quelltextes kann es auch nur in
> >Redmond geloest werden, egal wer hier auf der Welt sonst noch
> >eine gute Idee zu diesem Thema haben sollte.
> 
> Nein - dieses Problem wird in den Köpfen der Entscheider gelöst: Der
> Privatkunden, der Firmenkunden, der Behördenleiter.
> Wenn der Markt erkennt, wie teuer MS-Produkte wirklich sind (Nicht nur der
> jetzt fällige Support für den liebesdienst, nein auch mit dem Verlust der
> nationalen Souveranität bzw. Privatsphäre wird ja bezahlt, wie man weiß)
> dann spielt es keine Rolle mehr, was Redmont noch erkennt, oder nicht. Dann
> spielt Redmont keine Rolle mehr.

Das ist zu optimistisch gedacht. Vor Jahren galt die Regel, dass noch niemand
deswegen rausgeflogen ist, weil er bei IBM gekauft hat. Das heisst heute:
...weil er bei M$ gekauft hat. Ab einer gewissen Marktdurchdringung zaehlt
es nicht mehr, was gut oder schlecht ist, oder welche offenen oder versteckten
Kosten ein Produkt hat.

Da sind mindestens zwei Aspekte beteiligt: 
- die Kosten fuer den Umstieg, die leider oft ein Vielfaches hoeher sind
  als diejenigen zur Beibehaltung des Status Quos, und
- der menschliche Traegheitsfaktor (ham' wa schon immer so gemacht), der
  jeglicher Veraenderung erst mal pauschal Widerstand entgegensetzt.

Der Markt hat laengst erkannt, wie teuer PCs sind, sonst waere das Thema
TCO ja nicht bei den PC-Grossanwendern im Gespraech (kein Thema bei Klein-
betrieben mit ein paar hundert popeligen Rechnern!); es ist allerdings
schwer, den FAT Client mal so eben vom Desktop zu vertreiben, weil die
Anwender dann gleich Zeter und Mordio schreien, wenn die Alternative
irgendwas anderes als das vertraute Winword- oder Excel-Geraffels ist.
Das haben IBM und Sun mit ihren Networkcomputern der ersten Generation
schmerzlich feststellen muessen: Java sah zwar nett aus, aber es fehlten
die "Killerapplikationen" (ein M$-Ausguck hat sich ja inzwischen als
Killerapplikation im anderen Sinne erwiesen...). Inzwischen versuchen
es IBM und Sun ja anders (siehe Interview mit John Soyring in der aktuellen
c't). Dass dies nicht unbedingt das ist, was der Anwender will - Browser-
orientiertes Computing - kein Moorhuhn weit und breit - ist etwas, was
man besser erst dann erzaehlt, wenn der Coup geglueckt ist und die Daten
weltweit ueber WAP oder UMTS verfuegbar sind (zentralisiert auf dem lukrativen
Server), was auf den ersten Blick ja recht attraktiv erscheint und das
Web erst zu dem gemacht hat, was es ist.

Holger

-- 
"Well, from what I've read, scientific studies show men tend to be better at
dealing with visual concepts, while women are better at complex linguistic
communication." - "You mean..." - "Men are from MACs, women are from VMS"
	Erwin the AI, www.userfriendly.org