Re: [FYI] Bytes plus Mehrwertsteuer

["Gunnar Anzinger" <a@gksoft.com>]

On Sat, 3 Jun 2000 10:25:08 -0400, Ulf Möller wrote:

> > Bislang mussten europäische Kunden keine Mehrwertsteuern auf US-
> > Internetprodukte zahlen. Dies benachteiligte jedoch die europäischen 
> > Firmen.
> 
> Hä? Amerikanische Kunden bezahlen doch auch keine sales tax, wenn sie
> online Informationen von europäischen Firmen kaufen.

Das stimmt schon, aber die zahlen ja auch bei der physischen Einfuhr von
Gütern keine sales tax. Das amerikanische und das europäische Steuersystem
sind sehr unterschiedlich. Für alle Umsätze innerhalb der EU wird
Umsatzsteuer fällig und für alle Einfuhren in die EU wird
Einfuhrumsatzsteuer fällig, damit ausländische Unternehmen keinen
Wettbewerbsvorteil erhalten. Die Einfuhrumsatzsteuer ist allerdings nicht
vom Lieferanten (welcher sich nicht in der EU befindet) abzuführen,
sondern vom Importeur bei der Zollbehörde des Landes, in dem die Ware in
die EU eingeführt wird.

> Denken diese Leute eigentlich auch mal darüber nach, was passiert,
> wenn sich so etwas durchsetzt und sich Firmen in jedem Land
> registrieren lassen müssen, in dem sie potenzielle Kunden haben?

Anscheinend nicht. Die Idee, auch auf den Import über das Internet
Umsatzsteuer zu erheben, ist an sich ja durchaus logisch, um
Wettbewerbsgleicheit zwischen physischen und elektronischen Importen
herzustellen. Aber die Idee, dazu Unternehmen, die nicht in der EU
ansässig sind, heranzuziehen, passt überhaupt nicht in das derzeitige
Umsatzsteuersystem.

> Ich habe neulich bei einem Verlag für 5,90 DM ein PDF-File erworben.
> Unwahrscheinlich, daß sich ein Kleinverlag mit deutschsprachigen
> Veröffentlichungen in Kanada registrieren lassen würde. Wenn es solche
> Steuergesetze schon gäbe, hätte ich den Text vermutlich gar nicht
> bekommen können.

Vermutlich doch. Denn warum sollte sich der kleine Verlag irgendetwas um
die Steuergesetze eines anderen Landes kümmern? (die EU ist in diesem
Sinne als ein Land anzusehen) Deshalb kann die Idee IMHO auch nicht
funktionieren - höchstens bei Unternehmen, die Niederlassungen oder
Tochtergesellschaften in der EU haben, denn nur diese können von möglichen
Sanktionen getroffen werden.

cu Gunnar