[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
Re: KRITIS Bericht
On Thu, Jun 29, 2000 at 02:10:52PM +0000, Lutz Donnerhacke wrote:
> * Peter Kuhm wrote:
> >interessanter fand ich da einen Artikel in der (noch) aktuellen c't 13/2000
> >---snip---
> >Anatomie eines Computer-GAUs
> >---snap---
>
> Das war aber KEIN Y2K, sondern geschah einige Minuten vorher: DOS.
> Überlast ob zuvieler Anrufe. (IIRC, mein D2 ging)
Doch. Das FIS III - bzw. ein Benutzer - hat die Hufe aufgrund eines
unerwarteten Datumsformats kurz nach Mitternacht (0:04 Uhr) hochgemacht.
Die erste Rückfallebene bestand im Einsatz redundanter Hardware, was ob der
Softwarenatur des Problems folglich nutzlos war.
Die 2. Rückfallebene bestand im Rückgriff auf das alte FIS II, welches mit
den zur Verfügung stehenden Druckern bereits beim Jahreswechsel 98/99
ziemlich am Ende war. Dieses fiel der Leitstelle(LS) gegen 1:30 Uhr auf, als
bereits eine ganze Reihe von Einsatzmeldungen in der Queue waren.
Dazu kam das Erreichen der Leistungsgrenzen des verwendeten Fax-Gerätes
(irgendjemand war im Vorfeld auf die Idee gekommen, Notrufbearbeitung und
Einsatzmitteldisposition in getrennte Räume zu legen).
Weiterhin hatte zu diesem Zeitpunkt die Fahrzeugzustandsanzeige(FZA) der LS
aufgrund einer Netzüberlast damit begonnen, regelmäßig Datenpakete
wegzuwerfen, so daß die Disponenten bei einem Großteil der Fahrzeuge keine
verlässlichen Statusinformationen (die Statusmeldungen von Fahrzeugen, wie
etwa "Einsatz übernommen", "in Reserve" oder "über Funk erreichbar",
werden bei den BOS mittels kurzer Datentelegramme übertragen und in der LS
automatisch ausgewertet) hatte.
Die Folgen des ganzes Chaos bestanden in Einsatzzeiten von teilweise weit
über 90 Minuten und vermutlich mindestens einem Todesfall. Gegen den
Landesbrandirektor(LBD) von Berlin liegen zur Zeit mindestens zwei
Strafanzeigen vor, eine von der Gewerkschaft der Polizei. Hinzuzufügen
bleibt, daß er vermutlich mit einem blauen Auge davonkommen wird, da die
für Berlin geltenden Verordnungen anders als zum Beispiel hier in NRW oder
auch in Thüringen keine Maximalzeiten bis zum Beginn der Hilfeleistung
vorschreiben.
Der Verlust des Einsatzleitsystems war somit auf einen Y2K-Fehler
zurückzuführen. Die Tatsache, das auch die vorgesehenen Rückfallebenen völlig
versagt haben, sowie der Ausfall der FZA - was zu den beschriebenen Folgen
führte - jedoch einfach nur auf eine außerordentlich schlampige
Vorbereitung.
Der LBD von Berlin hat übrigens auch in der Brandschutz 3/00 einen recht
ausführlichen Artikel über diese Problematik verfasst, und selbst bei diesem
Artikel wird deutlich, daß die ganze Geschichte eine außerordentlich
peinliche Angelegenheit für die BF Berlin ist. Bei Bedarf kann ich ihn mal
einscannen und verschicken.
steffen