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[FYI] SDMI will Schranken des Urheberrechtes niederreissen



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SPIEGEL ONLINE - 06. Oktober 2000, 17:19
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,96819,00.html

Wasserzeichen Wer hackt für die Industrie?

Von Konrad Lischka

Die Firmeninitiative SDMI bemüht sich, ein Musikformat im Netz zu
etablieren, dass die genaue Kontrolle von Urheberrechten erlaubt.
Hacker sollen nach dem Willen der Industrie dabei helfen, das System
sicher zu machen.

[...]

Schon kurz nach der Herausforderung durch die SDMI brach eine
Kontroverse darüber aus, ob sich Interessierte an dem Wettbewerb
beteiligen sollten. Gezweifelt wird vor allem an den Motiven der
SDMI. Die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation
(EFF) warnt davor, "der Musikindustrie bei der Perfektionierung eines
Mittels zu helfen, das unsere eigenen Rechte bedroht". Die
Formulierung "eigenen Rechte" bezieht sich hierbei auf den so
genannten fairen Gebrauch. In den USA gibt es wie auch in Europa
Schranken des Urheberrechts. Das Urheberrechtsgesetz der Vereinigten
Staaten ist nur wegen zwei Einschränkungen mit der von der Verfassung
garantierten Meinungsfreiheit konform: Zum einen gilt Urheberrecht
nicht für Ideen und Fakten, zum anderen ist der "faire Gebrauch"
erlaubt. Dass bedeutet zum Beispiel, dass in der Bibliothek Bücher
fotokopiert werden dürfen, dass man von Computersoftware
Sicherheitskopien erstellen kann, dass eine CD für den Walkman auf
Kassette überspielt werden darf. Einige Experten glauben, dass die
Digitalisierung von Inhalten eben diesen "fairen Gebrauch" technisch
unmöglich macht.

Der US-Rechtsprofessor Lawrence Lessing warnt in seinem Buch "Code",
dass die Gefahr nicht die angebliche Unmöglichkeit eines
Urheberrechtsschutzes im Internet ist - vielmehr ermögliche die neue
Technik an bestehenden Gesetzen vorbei eine absolute Kontrolle der
Benutzung von Inhalten. Eben dies bringt das neue SDMI-Musikformat
nach Befürchtungen der EFF mit sich. So könnten neue Abspielgeräte
das Nutzen nicht DMAT-verschlüsselter Musik verweigern. Die Anzahl
möglicher Kopien könnte beschränkt werden, so dass es nicht mehr
möglich sei, Musik im Auto, beim Joggen, unter der Dusche und sonst
wo zu hören, ganz zu schweigen davon, eine CD zu verleihen. Eine
weitere Sorge der EFF ist außerdem, dass durch die Verschlüsselung
das Urheberrecht unbeschränkt gültig sein wird.

"Urheberrecht soll Werke nur für eine beschränkte Zeit schützen, die
danach frei verfügbar werden. Dieser Übergang wird bei Technologie
wie DMAT nicht mehr möglich sein." SDMI-Vorsitzender Chiariglione
betont in einem zweiten offenen Brief, dies alles sei keinesfalls
Absicht seines Konsortiums. Zweifel daran sind nicht ganz
unberechtigt.

[...]

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