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[FYI] Smudo: "Einführung einer exekutiven Gewalt im Netz"



http://www.heise.de/newsticker/data/chr-29.11.00-002/

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Smudo: Es führt zwangsläufig zur Einführung einer exekutiven Gewalt
im Netz. Etwas, das viele Netzphilosophen schon seit Jahren
prophezeien. Und es ist auch logisch, dass es zu Möglichkeiten des
Schutzes von Individuum, Märkten, Marken, Bürgern usw. kommen muss.
Es ist ein Irrglaube, man könne im Netz die Freiheit finden, nach der
sich die Menschen naturgemäß sehnen, denn auch in der
Informationsverteilung muss ein Schutz des weniger Mächtigen vor dem
Mächtigen stattfinden. Man darf die Interessenverteilung und
Handelswegeverteilung nicht frei wuchern lassen. Die Erfahrung zeigt,
dass das freie Wachstum den Schwachen nicht schützen wird. Alles
andere ist eine moralische Gut-Böse-Vorstellung, deren Anwendung
online gefährlich ist. Das Netz ist schon lange nicht mehr ein Ort
der grenzenlosen Anarchie. Alleine die USA, die ja bekanntlich nicht
zimperlich mit jenen sieben Nationen umgeht, die sie als
internationale Terror-Krisenherde betrachten, belauschen das Netz
nicht erst seit gestern auf der Suche nach subversiver Bedrohung.
Auch die groß angelegten Datenbanken über User-Verhalten und die User-
Profile auf den Rechnern von Internet Service Providern und anderen
Mega-Dienstleistern im Netz sind datenschutzrechtlich explosiv. Wer
schützt den Privat-Surfer vor solchen Erfassungen? Sicherheit im Netz
ist vielen Usern ein Bedürfnis und der Schutz von Musik nur eine
kleine Facette der Gesamtentwicklung.

Ein interessanter grundsätzlicher Aspekt ist die Betrachtung der
regionalen Grenzen mit Landesgesetzen, die im Netz nicht ohne
weiteres zu ziehen sind. Es wird sich zeigen, wie die Dinge in ihre
Bahnen kommen. Ich betrachte diese Entwicklung mit großem Interesse,
sehe aber überhaupt nicht schwarz, denn das für mich faszinierendste
am Netz ist, dass die Ordnung an kulturellen und kommerziellen Linien
entlang und die Anarchie des freien Austausches eben mehrdimensional
nebeneinander co-existiert. Die meistgefragten Leute des nächsten
Jahrzehnts werden demnach Netzwerksicherheitsexperten und Encryption-
Spezialisten sein.

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