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etwas offtopic aber hitek | Nato & Uran
- To: debate@fitug.de
- Subject: etwas offtopic aber hitek | Nato & Uran
- From: bleed <bleed@de-bug.de>
- Date: Mon, 8 Jan 2001 11:03:36 +0100
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- Sender: owner-debate@fitug.de
Title: etwas offtopic aber hitek | Nato &
Uran
http://debug.tool42.de/uranato.html
NATO CLUSTER AND
PIERCING
Martin Sachwitz
Neulich, ja neulich mussten wir NATO-Menschen mal schnell das
Kosovo-Land befrieden; zwangsweise und mit viel Bauchschmerzen. So
etwas ist uns Deutschen mindestens schon seit 50 oder mehr Jahren
nicht passiert. Glücklicherweise ist uns keine Hand abgefault, das
Grundgesetz wurde zwar versenkt, wenn nicht gar auf Grund gesetzt,
aber wir sind wie immer wieder einmal auf der richtigen, weil
Siegerseite. Der Bösewicht M - der Filmklassiker der 20er Jahre
zeigte es - trägt die volle Verantwortung und wird per Kopfgeld von
staatlichen und/oder kriminellen Jägern verfolgt. Solange aus
luftigen Höhen das Videogame abging und die kleinen Rambos
Panzerattrappen, Kraftwerke und Kliniken bombardieren konnten, war ja
alles bestens und die Stimmung in den Kriegercasinos riesig. Nun aber
müssen unsere olivgrünen Bündnisjungs in den Bodenkampf, denn
Bodenhaltung, so steht es ja sogar auf den Eierpackungen, ist so
ökologisch. Wenn da nicht die Altlasten der erfolgreichen Beseitigung
von Waffensystemen wären, denn es gibt keine neuen, schöneren
Kriegsspielzeuge, wenn die alten nicht verbraucht sind. Erst einmal
hat es zwei in britischen Diensten stehende Gurkhas zerfetzt. Nun sind
diese aus dem Nepal stammenden Relikte herrlicher Kolonialzeiten schon
immer dafür bekannt, in Himmelfahrtskommandos eingesetzt zu werden.
Schwupps wusste Premierminister Tony Blair auch gleich, dass eine
besonders hinterhältige serbische Minenfalle, natürlich auch noch
in einer Schule deponiert, die beiden Gurkhas und, weniger
erwähnenswert, noch ein paar Eingeborene erwischt hat. Das eher
beiläufige Dementi gab dann als Ursache Clusterbomben an. Diese
Dinger, im NATO Jargon CBU-87/B, für Cluster Bomb Unit, werden von
unseren amerikanischen Freunden bei Aerojet General / Honeywell
hergestellt und gelten bei den Militärs als besonders
kostengünstige Variante zum Killen von Soft Targets - also Menschen
und so. Und wirklich beträgt der Listenpreis nur läppische 13 941
$ - der letzte Dollar ist wohl der Aufpreis für die besonders
schöne gelbe Farbe, mit der die 202 Bomblets (20cm lang, 6 cm
Durchmesser) in jeder CBU verziert sind. Eine reiche Variation der
Zündung (Höhe, Entfernung, Zeit) animiert zu viel Kreativität.
Dadurch ist es möglich, mit einer Bombe etwa 200 mal 400 Meter
tödlich abzudecken. Besonders bösartige Zungen behaupten, dass diese
Streubomben eine 5 bis 10%ige Blindgängerrate eingebaut haben, um
auch noch nach dem Angriff als Landmine für nette Überraschungen
zu sorgen; Lady Di hätte sich über ein neues Betätigungsfeld
bestimmt gefreut. Beim Desert Storm 1991 wurden 10 035 CBU-87's
abgeladen, wieviel waren es im Kosovo? Einige Zeitungen wollen wissen,
dass 11 500 Splitterbomben nicht explodiert sind und auf ihre Opfer
lauern. Demnächst in diesem Kino.
Aber nicht nur clustern ist angesagt, es wurde auch fleissig
gepierced. Nun kann Piercing ein schöner Schmuck sein, wenn jedoch
unsere NATO Krieger dies tun, dann werden keine Ohren oder Zungen
verziert, sondern feindliche Panzer und Bunker geknackt. Als Werkzeug
dient unseren Künstlern eine GAU-8/A Avenger Schnellfeuerkanone,
wahlweise plaziert in AH-64 Apache Helikoptern oder auch in den
beliebten Warthog (Warzenschwein) A-10 Flugzeugen, die mit 25mm Armor
Piercing M919 oder 30mm PGU-14/B API Armor Piercing Incendiary
Munition bestückt sind. Das klingt erst einmal nur wie üblicher
militärischer Kauderwelsch, jedoch haben es die Patronen in sich -
nämlich abgereichertes Uran. Vor dem Terminieren muss erst einmal
penetriert werden, und dafür eignet sich hervorragend Uran, um mit
hoher Geschwindigkeit, grosser Dichte (2mal Blei) und - als Legierung
mit Titan - extremer Härte durchschlagenden Erfolg bei Panzerungen
zu erzielen. Abgereichertes oder Depleted Uranium (DU) ist ein
Abfallprodukt bei der Herstellung von Reaktor- oder Waffenuran.
Besteht das natürliche Uran aus einer Mischung der Isotope Uran-235
(0,7%) und Uran-238 (99,3%), so ist nach Extraktion des wertvollen
Uran-235 der tonnenweise anfallende Rest 0,7 mal weniger radioaktiv
als das natürliche Uran. Die Halbwertzeit von DU beträgt 4,5
Milliarden Jahre, da sind also nach dem geschätzten Alter der Erde
erst die Hälfte des Urans in leichtere Kerne zerfallen. Ist das
Zeug, einmal verschossen, wirklich so harmlos, wie uns das der
offizielle Report des US Kongresses (Summary Report to the Congress,
www.fas.org) glauben machen will? Hat es der abgespeckte Fischer, den
alle bundesgermanischen Maggies so unendlich lieben, weil ihr Homer
Simpson zu Hause es nie schafft, hat es dieser artenbedrohte
olivgrüne Jäger 90 geschafft, zum gefährlichen Castor noch einen
harmlosen Pollux zu erfinden, um radioaktive Abfälle in einem
garantiert ökologischen Krieg zu entsorgen?
Wie beim Alkohol zeigt es sich
auch hier, dass Sachen, die in kleinen Dosen ganz nett sind, deshalb
nicht gleich in Massen konsumiert werden sollten. Beim Desert Storm
War Game wurden etwa 300 Tonnen DU im Spielgebiet verteilt. 90 000 US
Veteranen, nach dem Kontakt mit DU wirkliche Veteranen, klagten über
Folgeschäden (Golf Krieg Syndrom) - mit mässigem Erfolg
(www.miltoxproj.org). Über die Iraker, die die Scheisskarte gezogen
haben, reden wir natürlich nicht. Was macht das Zeug eigentlich?
Uran ist ein Alpha-Strahler, sendet diese fetten Heliumkerne aus, die
im Körper nur etwa 0,03mm weit fliegen und dann, ihre Energie
vollständig abgegeben, stecken bleiben. Schon ein Blatt Papier
stoppt sie vollständig. Um da Schaden anzurichten, muss schon
kräftig eingeatmet oder urangepuderte Lebensmittel verzehrt werden,
damit die Betroffenen Leukämie, Genschäden, Haut- oder Lungenkrebs
abgreifen können. Nicht vergessen sollten wir, dass Uran ein
toxisches Schwermetall ist, also Nieren und Leber beim Entgiften ein
wenig überfordert sein könnten. Nun, das alles klingt trotzdem
nicht gerade super gefährlich, ein belgisches Huhn mit Cola oder ein
britisches Steak stellen da eine ganz andere Herausforderung dar. Ganz
anders sehen das unsere Preussen. Der honorige Prof. Dr.
Siegwart-Horst Günther, seines Zeichens Präsident des Gelben
(gelben?) Kreuzes International hatte nach dem Golf Krieg einen Freund
in Berlin veranlasst, eines dieser im Irak zurückgelassenen
Urangeschosse zur Untersuchung in die Strahlenklinik der FU-Berlin
(Prof. Dr. R. Felix) zu geben. Erstmal passierte natürlich gar
nichts, aber nachdem es dann endlich unsere Polizei, dein Freund und
Helfer, merkt es euch endlich mal, gecheckt hatte, warteten am 20.7.92
sieben Polizisten in Schutzanzügen in der FU auf ihn. Verknackt vom
Berliner Amtsgericht am 15. 01. 1993 wegen Verstoss gegen das
Atomgesetz. Ja, Atome strahlen nun mal anders in den verschiedenen
Gegenden dieser Welt.
Der Autor dieses Artikels ist
Hochenergiephysiker.
Der Artikel erschien zuerst im August 1999 in Debug, Zeitschrift
für elektronische Lebensaspekte.
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