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Re: [FYI] Misthaufen & Orale Tradition?



Helmut Springer <delta@faveve.uni-stuttgart.de> writes:

> On Sat 2000-11-25 (22:05), Florian Weimer wrote:
> > Und Sprechen etwa nicht? Zumindest die Negation kommt in der Natur
> 
> Tja, letztens propagierte im Radio ein mir leider entfallener
> Juenger der neuen Medien© den Trend weg von der viel zu komplexen
> Sprache hin zur Kommunikation ueber viel einfachere Icons.

D.h. Gebärden statt verbaler Kommunikation? ALS für alle?

> > Wenn das so weiter geht, wird sich eines Tages eine
> > Bildungsguerilla formieren, die illegal Bücher (oder was davon
> > übriggeblieben ist) teilt und irgendwann auf den Mond auswandert.
> 
> Fahrenheit 421 gelesen (gibt's auch eine gute Verfilmung von ,)?

Damals noch nicht, nur "The Right To Read" von Richard Stallman.

Ich glaube nicht, daß Bücher verboten werden. Meine
Lieblingshorrorvision sind elektronische Bücher, die wie heute schon
Mobiltelefone nicht über den Kaufpreis finanziert werden, sondern über
ein Abonnement (von Inhalten) gekoppelt an den Kauf. D.h. man bekommt
sein elektronisches Buch für einen recht symbolischen Kaufpreis,
muß dafür aber Mitglied im Buchclub werden. Mit diesen Büchern kann
man natürlich nur die Bücher des Buchclubs lesen (zumindest am
Anfang), und Authoring-Tools, die grundsätzlich das komplexe und
patentierte Rechtemanagement implementieren, kosten soviel, daß sich
das nur wenige leisten können -- und die Lizenzbedingungen sind so
ungünstig, daß an das Anbieten von Massendienstleistungen kaum zu
denken ist (heute schon realisiert bei Adobes Acrobat Distiller). --
Seltsamerweise bewegt sich die Industrie kaum in diese Richtung.

Andererseits kann man auch ohne Buchverbot beobachten, daß weite
Teile der Bevölkerung den Maßstab für die Wichtigkeit von Ereignissen
verlieren (ich will mich da gar nicht ausschließen). Von Neuigkeiten
wird immer weniger berichtet, Neuigkeiten werden vielfach gemacht, um
einer Nachfrage zu entsprechen. Und in der oberflächlichen Politik
geht es vorrangig um das Aussehen der Mächtigen und vielleicht noch
der IQ, und nur um Inhalte, wenn es um Geld geht oder das Leben. (In
diesem Punkt ist Bradurys Dystopie beklemmend aktuell.)