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From: Zeit-Printletter



Verstaerkter Lauschangriff

"Der oberste deutsche Datenschuetzer ist ein hoeflicher
Mann", heisst es im "Tagesspiegel". Doch eine
170prozentige Steigerung der staatlichen Ueberwachung
von Wohnungen und Telefonaten seit 1995 muesse auch
Joachim Jacob in Konflikt mit der Bundesregierung
bringen. "Die Telefonueberwachung bei Polizei und
Verfassungsschutz scheint zu einer Standardmassnahme
geworden zu sein, die man fast automatisch einsetzt,
wann immer die Fahndung nicht schnell genug vorankommt.
Was fuer den Ausnahmefall gedacht war, wird zur Regel."
Die "tageszeitung" fordert angesichts so viel
staatlicher Neugier mehr Problembewusstsein: "Die neue
Mitte der deutschen Gesellschaft erregt sich heftig
ueber Patriotismus oder Heimatliebe - aber nicht mehr
ueber den Ueberwachungsstaat. Der glaeserne Mensch, in den
80er Jahren der modernisierte Alptraum des Orwell'schen
Big-Brother-Staates, scheint in Zeiten von Handy und
Internet keine Bedrohung mehr darzustellen." Nicht in
der Staatsmacht sieht hingegen die "Frankfurter
Allgemeine Zeitung" die groesste Bedrohung fuer die
Privatsphaere der Buerger, sondern in der Herrschaft des
ungehemmten Kommerzes: "Glaesern ist der Mensch nicht
vor dem Auge des Gesetzes, sondern in den Computern von
Marktforschern, Kreditkarteninstituten und
Internetanbietern." Schliesst das eine das andere
eigentlich aus?


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Moritz Molle
mmolle@m-molle.de