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Re: US-Wirtschaftsexperte fordert Zurueckdraengung des Patentwesens



> > materielle Form, auf die man ein Preisschild kleben könnte.  Außerdem
> > bestimmt sie weitgehend den Rahmen unseres Handelns (s. Lessig "Code
> > is Law").  Deshalb ist die Freiheit im Umgang mit Information so
> > grundlegend wichtig.
>
> Ich habe schon viele Zitate von Lessig's Code is Law gesehen,
> aber das hier ist wirklich etwas zu sehr generalisierend und
> daher im Prinzip falsch.
>
> Lessig sagt, dass man in einem rein virtuellen Umfeld die
> Rahmenbedingungen so (um)gestalten kann, dass das Problem nicht
> mehr existiert. Er bezog sich dabei vielfach (missverständlich)
> auf P3P. Mit Patenten hat das nix zu tun, weil das old-world
> hard-copy monster sind, die man mit umkodieren nicht vertreiben
> kann.

Gerade deshalb sind Patente in diesem Kontext, auch nach Lessig, besonders
gefaehrlich.  Etwa mit seinem patentverminten Format ASF setzt Microsoft
die Regeln des Urheberrecht.  Aehnlich tut es Dornier mit dem
patentbewehrten Landkarten-Dateiformat, welches unsere
Landesvermaessungsaemter verwenden.  DeCSS waere fuer das betroffene
Konsortium nie zum Problem geworden, wenn sie ein Patent gehabt haetten.
Lessig kommt in "Code and Other Laws in Cyberspace" zu dem Schluss, dass
die Kontrolle ueber Software auf die Dauer viele Bereiche unseres Leben
umfassender regulieren wird als Gesetze dies zu tun vermoegen.  Und der
Schluessel zur Wahrung der in Art 19 der UN-Menschenrechtscharta
geforderten informationellen Freiheit liegt hier in der
Programmierfreiheit.  Weshalb Lessig auch bei jeder Gelegenheit vor den
Gefahren der Swpat warnt.  In einem ORF-Interview sprach Lessig gar
speziell im Zusammenhang damit von "Software-Stalinismus".

Eigentlich nicht falsch, denn die Idee der Privatisierung abstrakter Ideen
ist ebenso revolutionaer und verheerend wie die Idee der
Vergesellschaftung materiellen Privatbesitzes, die der Oktoberrevolution
zugrundelag.

-phm