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[FYI] Eröffnungsrede Margareta Wolf anlässlich des Linuxtages 2001 zum Thema: "Open Source - Chance für Wirtschaft und Gesellsc
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- Subject: [FYI] Eröffnungsrede Margareta Wolf anlässlich des Linuxtages 2001 zum Thema: "Open Source - Chance für Wirtschaft und Gesellsc
- From: "Axel H Horns" <horns@ipjur.com>
- Date: Sun, 8 Jul 2001 17:42:52 +0200
<http://www.bmwi.de/Homepage/Presseforum/Reden%20%26%20Statements/200
1/1705Rede1.jsp>
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Rede vom 05. 07.2001
Eröffnungsrede der Parlamentarischen Staatssekretärin beim
Bundesminister für Wirtschaft und Technologie Margareta Wolf
anlässlich des Linuxtages 2001 zum Thema: "Open Source - Chance für
Wirtschaft und Gesellschaft" am 5. Juli 2001 in Stuttgart
Es gilt das gesprochene Wort!
Anrede
I.
Deutschland ist auf dem Weg ins Informationszeitalter, die private
und berufliche Nutzung des Internet ist bereits Alltag.
[...]
Meine Damen und Herren,
nirgendwo wird dies klarer als bei den täglichen Zielkonflikten, auch
in der Informationsgesellschaft:
Sichere, verlässliche Datennetze Vertrauen der Verbraucher und
Unternehmen Aufgaben der Strafverfolgung Schutz vor
Wirtschaftsspionage
Die Politik muss permanent nach einem Ausgleich widerstreitender
Interessen sorgen.
Die aktuellen Themen wie die Europaratskonvention zur
Datennetzkriminalität oder Telekommunikationsüberwachungsverordnung
belegen dies sehr lebendig.
Für diese Bundesregierung sind die Realisierung von demokratischen
Freiheiten eine oberste Priorität.
Dies gilt auch für das Medium "Internet".
Natürlich gehört dazu auch die Verpflichtung, uns alle als Mitglieder
dieser Gesellschaft auf der Basis unseres gemeinsamen, demokratisch
legitimierten Wertesystems in wichtigen Lebensbereichen zu schützen.
Deshalb ist die Arbeit von Strafverfolgungsbehörden eine legitime,
notwendige Staatsaufgabe.
Dennoch müssen wir uns hüten, aus verständlicher Abwehr gegen
Kriminalität, Kinderpornografie, Naziseiten und ähnliches, das
Internet einer totalen Kontrolle zu unterwerfen.
Dies kann nicht gelingen. Deshalb müssen wir die Medienverantwortung
stärken. Das ist ein sinnvoller, präventiver Schutz.
Daneben müssen wirkungsvolle Mittel zur Verfügung stehen, die unter
Berücksichtigung von vernünftigen, technisch machbaren und
verhältnismäßigen Maßnahmen, auch die Arbeit der zuständigen Behörden
gewährleisten.
Meine Damen und Herren,
eine breite Bewegung wie die der OpenSource-Community, die sich in
großem Umfang auch mit den bisher angesprochenen Fragen befasst, kann
und sollte dazu beitragen, die gestellten Fragen in der
Öffentlichkeit zu diskutieren und auch zu beantworten.
Ein zunehmend wichtiges Element unserer Strategie ist deshalb - nicht
erst seit heute - die Unterstützung der Open Source-Bewegung in
Deutschland, in Europa und weltweit.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Open Source ist keine Wunderwaffe im Kampf für mehr Sicherheit im
Internet.
Aber - wenn der Quellcode eines Programms offen liegt und von
zahlreichen kompetenten Fachleuten weltweit eingesehen, untersucht
und geprüft werden kann, erhöht das natürlich die Sicherheit der
Software um ein ganz erhebliches Stück.
Open Source setzt darüber hinaus auf ein überaus wertvolles Gut, das
unsere Gesellschaft fördern sollte: gemeinschaftliche, kreative und
selbstverantwortliche Arbeit.
Der Open Source-Prozess macht es jedem Programmierer möglich, die
bereits vorhandene Arbeit anderer zu nutzen und gleichzeitig selbst
zum allgemeinen Fortschritt beizutragen.
Damit andere diese Arbeit nutzen können, muss sie gut sein - die
Community wird sie eingehend untersuchen und testen.
Bevor ein Stück dieser Arbeit beispielsweise für das nächste Linux-
Release akzeptiert wird, hat es zweifellos mehr Tests hinter sich,
als es in einem traditionellen Entwicklungsunternehmen auch nur
denkbar wäre.
Open Source hat eine wichtige Funktion bei der Herstellung von mehr
Wettbewerb auf dem Softwaremarkt. Open Source ermöglicht es,
Wettbewerb und Kommunikationsfähigkeit unterschiedlicher Software-
Lösungen sicherzustellen.
Das Open-Source Betriebssystem Linux setzt sich mehr und mehr durch -
gegen Microsoft-Windows und andere proprietäre Betriebssysteme.
Es läuft stabiler, ist billiger und kann den jeweiligen Bedürfnissen
der Nutzer dank seines offenen Quellcodes besser angepasst werden.
Zudem lässt sich Linux wesentlich besser gegen Angriffe von außen
sichern.
Meine Damen und Herren,
es geht uns nicht darum, bestimmte Unternehmen in die Schranken zu
weisen.
Aber ich bin sicher: mehr Wettbewerb im Bereich der PC-
Betriebssysteme wird auch der Datensicherheit zugute kommen.
Das Internet selbst basiert auf offenen Standards und Open Source-
Software.
Lücken in der Sicherheit des Internets werden vor allem dort
aufgerissen, wo der Versuch unternommen wird, offene Standards durch
geschlossene, nicht einsehbare Standards zu verdrängen.
"Security through Obscurity", Sicherheit durch Unbekanntheit, ist
also ein Motto von gestern.
Immer wieder wird es gelingen, Wege in diese geschlossenen Systeme zu
finden.
Der Slogan lautet heute "Security through Transparency".
Denn durch die öffentliche Diskussion über erkannte Schwachstellen
können Sicherheitslecks schnell beseitigt werden oder können erst gar
nicht entstehen.
Wir sehen hier enorme Potentiale.
Deshalb unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie die Entwicklung des Verschlüsselungsprodukts GnuPG
(sprich: Gnu pee gee) auf Open Source-Basis.
GnuPG bietet den Anwendern eine einfach zu nutzende, transparente
Verschlüsselung an.
Diese Entwicklung wird auch von den Datenschutzbeauftragten des
Bundes und der Länder begrüßt.
Ich würde mich übrigens freuen, wenn auf deren Webseiten bald auch
GnuPG als Download angeboten wird. Bisher weit verbreitete
Kryptoprogramme sollten nicht alternativlos bleiben.
Auch das nationale Open Source-Kompetenzzentrums BerliOS bei der GMD-
Focus in Berlin wird in einer Private-Public Partnership von uns
gefördert.
Dieses Zentrum soll als technische Infrastruktur, Diskussionsforum
und Marktplatz die zentrale Drehscheibe für die Open Source Community
und Software-Anwender werden.
[...]
Meine Damen und Herren,
in diesem Zusammenhang hat auch die Diskussion zur Frage der
Patentierbarkeit von Software-Innovationen in der Öffentlichkeit
breite Beachtung gefunden.
Das im Auftrag des BMWi erstellte Gutachten der Technischen
Universität Berlin hat die besonderen Aspekte der Open Source
Software beleuchtet.
Eine weitergehende empirische Studie unter Federführung des
Fraunhofer Instituts Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI)
untersucht derzeit in unserem Auftrag umfassende mikro- und
makroökonomische Implikationen der Software-Patentierung.
Meine Damen und Herren,
insbesondere Entwickler von Open Source Software sehen sich durch
eine mögliche Ausweitung der Patentierbarkeit von Software gefährdet;
einige halten die aktuelle Patentierungspraxis in Europa für zu weit
gehend.
Angesichts der zentralen Rolle, die Informations- und
Kommunikationstechnologien in der modernen Wissensökonomie spielen,
kommt der Ausgestaltung des Rechtsrahmens für den Schutz geistigen
Eigentums in Bezug auf Softwareinnovationen besondere Bedeutung zu.
Der Übergang von der Alten zur Neuen Ökonomie ist gekennzeichnet
durch die globale Verfügbarkeit von Informationsgütern im Internet
und beschleunigte technologische Neuerungen.
Wirtschaftliches Wachstum ist heute in vielen Bereichen der
Informationsökonomie von Interoperabilität, Kompatibilität und
vielfältigen Netzwerkeffekten abhängig.
Und schließlich haben sich im Softwarebereich einmalige Prozesse der
interaktiven, transparenten Entwicklung von Innovationen
herausgebildet, die ihren unbestreitbaren Erfolg gerade ohne den
Patentschutz erzielt hat.
Ich bin der Auffassung, dass der Wettbewerb um Innovationen nicht
hinter juristischen Auseinandersetzungen zurücktreten darf.
Auf der anderen Seite müssen natürlich die Rechte der Entwickler von
Software gewahrt werden.
Unternehmen und Programmierer müssen angemessene Erträge für ihre
Arbeit realisieren können, damit sie einen Anreiz haben, in neue
Entwicklungen zu investieren.
Hinzu kommt, dass wir es mit ganz unterschiedlichen Teilmärkten in
den Softwarebranchen zu tun haben und mit unterschiedlichen
Unternehmensgrößenstrukturen:
Innovationsmanagement und langfristige Interessen in Bezug auf
gewerbliche Schutzrechte eines großen Automobilherstellers mit
eigener Softwareabteilung werden sich kaum mit denen eines kleinen
Softwareunternehmens oder freien Entwicklers decken, die einen Teil
ihrer Wertschöpfung über produktbegleitende Dienstleistungen
erzielen.
Nicht vergessen dürfen wir darüber hinaus die Dimension der
internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen
Softwareindustrie.
Es handelt sich hier um ausgesprochen komplexe Fragestellungen, zu
denen ich von dem bereits erwähnten Forschungsprojekt
richtungweisende Aussagen erwarte.
Wir brauchen eine breite Debatte über den geeigneten Schutz der
Rechte der Entwickler, die Gewährleistung von Anreizen zur Innovation
und die Sicherung des Wettbewerbs auf den Softwaremärkten.
Die Bundesregierung wird hierzu auch auf europäischer Ebene einen
aktiven Beitrag leisten.
[...]
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