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Re: Grober Konsens



> Wenn ich einen Apfel klaue, dann habe ich ein Unrechtsbewußtsein. Ich habe
> jemandem einen Gegenstand geklaut, der sein Überleben gesichert hätte.
> Wenn ich diesen Apfel verkaufe/esse, dann tue ich damit demjenigen den
> Schaden an, den dieser Apfel - von mir aus 1,29 DM - wert war.
>
> Wenn ich Software kaufe, dann habe ich ein rechtsbewußtsein, daß diese
> software mir gehört. folglich habe ich kein unrechtsbewußtsein, wenn ich
> diese kopiere. wieso auch - es ist ja meine software.

Na ja, wenn ich sie entgegen den Wuenschen des Autors anderen weitergebe,
habe ich vielleicht schon ein Unrechtsbewusstsein.  Ich breche damit ja
eine Regel, deren allgemeine Befolgung fuer alle nuetztlich waere, da dann
der Autor Fruechte ernten und den Stueckpreis senken koennte.
Andererseits wuerde ich, wenn ich etwa fuer jemanden MS XXX raubkopiere,
darueber hinaus das Gefuehl haben, mich zum Kollaborateur zu machen, der
andere in ein Netz von Abhaengigkeiten gegenueber einem Dritten stuerzt.
Daher "Gib Caesar, was Caesars ist".

> Dies unterscheidet sich grundlegend vom ersten. Das Erste erlaubte den
> Menschen koexistenz, wirtschaft, wachstum, entwicklung - das Zweite
> verhindert selbiges. (=> Patentrechte, DMCA, Kopierschutz,
> Softwarelizenzen etc.)

Wiegesagt koennen auch solche Rechte sich noch zum Teil auf einen
Gerechtigkeitssinn stuetzen.  Selbst fuer DMCA kann man ins Feld fuehren,
dass Napster, EFF, OpenCulture usw kein Modell anbieten, welches Kunst und
Kultur besser finanzieren kann.  Diese Bereiche werden zwar schon vom
heutigen Marktmodell schlecht behandelt, aber die Digitalisierung
beschleunigt noch weiter den Vorgang, der immer mehr Leute zwingt,
Versicherungspolicen zu verkaeufen oder Taxi zu fahren.

Bei DMCA gibt es immerhin noch ein Dilemma, welches diesen Namen verdient.
Bei Swpat sieht die Legitimierung dann schliesslich ganz duenn aus.  Es
gibt vielleicht keinen einzigen Fall, bei dem der Anspruch auf ein
20jaehriges Monopol fuer eine Rechenregel bei kundigen Leuten auf
Verstaendnis stossen kann.  Insgesamt sorgen Swpat dafuer, dass weniger
Programmierer als bisher vom Programmieren leben koennen.

> genau. Daher muß ja der Versuch, Gesetze durchzudrücken, die gegen das
> Gefühlsmäßige Recht der Bevölkerung verstossen eigentlich dem Tode
> geweiht sein. Ist er aber nicht !? Warum ? Weil die Gesetze heute
> nicht mehr dem psychologischen Rechtsbewußtsein entspringen. Diese
> Felder sind sowieso weitgehend abgedeckt. Sie entspringen eher einer
> profitorientierten Phantasie, die so virtuell ist, daß sie sich dem
> Verständnis des Großteils der Bevölkerung entschwindet. Ein Bildleser
> interessiert sich wenig für die Hintergründe. ;)

In der Tat interessieren sich nur relativ kleine Schichten fuer Probleme
wie DMCA und Swpat, so dass man die Betroffenen ziemlich leicht durch Geld
ueberrumpeln und gegen deren Rechtsbewusstsein Gesetze machen kann.  Oft
hat sich diese Mehrheit aber auch selber vorzuwerfen, dass sie sich nicht
besser politisch organisiert.

--
Hartmut Pilch                                      http://phm.ffii.org/
Schutz der Innovation vor der Patentinflation:   http://swpat.ffii.org/
85000 Stimmen gegen Logikpatente:            http://www.noepatents.org/