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[FYI] Strukturwandel der medialen Öffentlichkeit - Wird das Medienethos ausgehöhlt?
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- Subject: [FYI] Strukturwandel der medialen Öffentlichkeit - Wird das Medienethos ausgehöhlt?
- From: "Axel H Horns" <horns@ipjur.com>
- Date: Sat, 18 Aug 2001 20:10:34 +0200
http://www.jurpc.de/aufsatz/20010136.htm
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Rafael Capurro *
Strukturwandel der medialen Öffentlichkeit - Wird das Medienethos
ausgehöhlt?
JurPC Web-Dok. 136/2001, Abs. 1 - 35
[...]
Kurzfassung
Die Massenmedien, so die Ausgangsbeobachtung, haben ein ambivalentes
Verhältnis zum Internet. Während vor etwa einem Jahr die Berichte
über das Internet in den Massenmedien vorwiegend negativ waren, lässt
sich in letzter Zeit eine Trendwende feststellen. Das sollte aber
nicht darüber hinwegtäuschen, dass die hierarchische Struktur 'Ein
Sender viele Empfänger' durch das Internet insofern grundsätzlich in
Frage gestellt ist, als jeder Empfänger zugleich ein Sender werden
kann. Darauf reagieren die Massenmedien mit Internet-Angeboten, bei
denen eine stärkere Interaktion gegeben ist. Die Macht des Senders
bleibt aber dabei letztlich unangetastet. Damit stellt sich die
Frage, inwiefern das herkömmliche Medienethos, also die tatsächlichen
Strukturen, die das zwischenmenschliche massenmediale Verhältnis
bisher prägten, durch das Internet ausgehöhlt werden.
Aufgabe der Ethik ist es, über die Begründung von Ethos bzw. Moral
nach- und vorzudenken. Ein Strukturwandel der Öffentlichkeit zeichnet
sich ab, der nicht weniger radikal ist, als der Wandel von einer
oralen zu einer Schriftkultur oder von einer Printkultur zur heutigen
noch herrschenden Kultur der audiovisuellen Massenmedien. Angesichts
der Globalität der Weltvernetzung wird die Frage nach einem
Weltinformationsethos gestellt, bei der nicht mehr nur um die
Verantwortung der Sender-Oligopole und ihrer Mitarbeiter, die
Journalisten, geht, sondern um eine komplexe weltweite Struktur, in
der die Rollen Sender/Empfänger austauschbar sind.
Hierbei geht es weniger um die Kodifizierung einer neuen
Informationsmoral, als vielmehr um die Ausbildung einer solchen
Moral, in welcher, so meine Vermutung, der Stellenwert der bisherigen
Oligopole abgeschwächt ist. Die unterschiedlichen moralischen
Traditionen lassen sich weniger durch universale Imperative als durch
situationsbezogene Desiderative in Einklang bringen. Jenseits einer
Ethik des Ge- oder Verbots, tritt eine Ethik des Angebots ein. Das
alte Ethos der Massenmedien des 20. Jahrhunderts wird in der Tat
ausgehölt. Es ist jetzt unsere Aufgabe, an einem veränderten, durch
die Weltvernetzung geprägten Weltinformationsethos aktiv
mitzuarbeiten.
[...]
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