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RE: [FYI] GEZ



|> ... daher auch keinen Marktmechanismus, der fuer einen
|> Qualitaetswettbewerb sorgen koennte.
|
|Es gibt auch auf dem freien Markt kaum einen - ja durchaus
|wuenschenswerten - Qualitaetswettbewerb, es gibt lediglich
|einen Kampf um die Quote. Das sind recht gegensaetzliche
|Dinge.

Natürlich gibt es den - bei Zeitungen und Zeitschriften genau
wie im Web. Die Behauptung, Qualität könne nur von ö-r-Medien
produziert werden, ist doch ein Ammenmärchen und eine Schutz-
behauptung, die vor allem von den auf ihre Pfründe bedachten
Funktionären der ö-r-Rundfunkbürokratien kolportiert wird. 

|Und gerade an diesem Quotenwettbewerb brauchte sich der ö-r
|Rundfunks in seiner urspruenglichen Definition nicht betei-
|ligen. Das ist kein Bug, das war mal ein Feature.

Das Problem, was Patalong im zweiten Teil seines Artikels durch-
aus anschneidet, was Du aber völlig ignorierst, ist doch, daß 
öffentlich-rechtliche Angebote im Wettbewerb zu Privaten stehen,
dabei aber dank Gebührenfinanzierung niemals verlieren können,
selbst wenn sie sich dabei unglaublich dämlich anstellen und Un-
summen an Geld verschleudern. Dann wird eben von Seiten der Rund-
funkgebührenkommission mal eben ein höherer Finanzbedarf konstatiert,
und schon fließen ein paar zusätzliche Millionen in die Taschen
der Damen und Herren Rundfunkbürokraten. Die privat finanzierten An-
bieter können ja sehen wo sie bleiben. In genau dem gleichen Muster
betreibt z.B. der SWR hier im Süden im Radiobereich eine regel-
rechte Frequenzverstopfung mit seiner mittlerweile auf fünf(!) 
Radioprogrammen angewachsenen Senderkette, die ausnahmslos jeweils
auf mehreren Frequenzen ausgestrahlt werden. Die Folge ist eine 
extreme Monokultur im Bereich Hörfunk, wo in Baden-Württemberg nur
noch zwei, drei große Privatsender gegen das SWR-Monopol bestehen
können. Lokales, kommerziell erfolgreiches Radio gibt es in Baden-
Württemberg gar nicht (im Gegensatz z.B. zu den USA, wo solche
Sender den Hauptteil der Versorgung darstellen), allenfalls noch ein
paar nichtkommerzielle Alternativsender, die sich vor allem da-
durch auszeichnen, daß ihre Reichweite praktisch null ist, auf-
grund ungünstiger Frequenzzuweisungen.

Interessanterweise empfand ich das Musikprogramm der Sender in USA
auch als wesentlich abwechslungsreicher und differenzierter; je nach
persönlichem Geschmack kann man sich durchaus was 'raussuchen. Hier
in B-W gibt es ja praktisch keinen Sender, der mal was anderes als
den Britney-Spears-Christina-Aguilera-Einheitsbrei spielt :-((

|> Schaden fuer alle entsteht vor allem dadurch, dass man weiterhin
|> die Frage "Wollt Ihr den totalen Markt?" immer selbstverstaendlich
|> mit Ja
|> beantworten zu muessen glaubt, auch wenn es gar keinen Markt gibt.
|
|Es gibt diesen Markt durchaus. Und - ich werde nicht muede
|es zu betonen - er ist wichtiger denn je.

Ich finde den Markt auch sehr wichtig - nur willst Du doch nicht ernst-
haft behaupten, daß durch die jetzt ergangene Entscheidung der Markt oder
die Qualität der Informationen in irgendeiner Art und Weise profitiert. 

Privatradio in Baden-Württemberg ist ein schönes Beispiel dafür, wie
der Markt durch einen mit Unsummen an öffentlichen Geldern ausgestatteten
Monopolisten praktisch erdrückt wird. Der Pluralität dient das mit 
Sicherheit nicht, auch nicht der Qualität (das wäre ja auch das erste Mal
auf der Welt, daß ein (Quasi-)Monopol zu einer besseren Qualität führt).

Auf Dauer sehe ich nur eine Chance für die ö-r-Medien, wenn sie den
unseligen Absolutheitsanspruch völlig aufgeben und sich darauf beschränken,
ein Angebot unter vielen zu machen. Es muß aber auf jeden Fall gewährleistet
bleiben, daß auch ein Raum für unabhängige Anbieter bleibt. Der Umfang
dieses
öffentlich-rechtlichen Medienangebots sollte sich dann vor allem auch an der
Zumutbarkeit der Aufwendungen dafür ausrichten; eine Zwangsabgabe von > 30,-
DM
pro Haushalt oder Person und Monat halte ich für völlig überzogen. Über
einen
Betrag von < 5,- DM / Monat kann man reden, dann sollen sie halt auf die
Büro-
kratieapparate und die Aufwendungen für Brot und (z.B. Fußball-)Spiele ver-
zichten, da sehe ich eh keinen Grund, warum das private Anbieter nicht
genauso
leisten könnten. Und bei einer Webpräsenz der ö-r-Medien warte ich eh immer 
noch auf eine Analyse, die dafür einen tatsächlich vorhandenen Bedarf
belegt.

gruss,
 chris