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Re: [FYI] Mr Erkki Liikanen on Internet security and privacy
- To: Kai Raven <kai.raven@t-online.de>
- Subject: Re: [FYI] Mr Erkki Liikanen on Internet security and privacy
- From: Thomas Roessler <roessler@does-not-exist.org>
- Date: Fri, 5 Oct 2001 12:53:51 +0200
- Cc: Debate <debate@lists.fitug.de>
On 2001-10-05 10:12:41 +0200, Kai Raven wrote:
>>Das ist typisches Politiker-Gewäsch, was ich mittlerweile gar
>>nicht mehr ertragen kann: Es geht nur noch um das Gefühl der
>>Sicherheit, nicht mehr um die Sicherheit selbst. Mit dieser
>>Gefühlsduselei kann man natürlich allerhand Unsinn anstellen und
>>verkaufen.
>Stimmt.
[...]
>mit dem Sicherheitsgefühl und dem noch nicht festgeschriebenen
>Grundrecht auf Sicherheit des Bürgers [...] kann man das Land mit
>Kameras vollpflastern, Überwachungsbefugnisse ausweiten etc, etc.
Ja, und?
Wir leben in einer Demokratie. Und da wird das Verhalten der Wähler
- und damit auch die Politik - trivialerweise durch deren
Wahrnehmung der Realität bestimmt, die von der Realität durchaus
verschieden sein kann.
Wenn also die Durchschnittsbevölkerung immer älter wird (ein
wichtiger Faktor in der subjektiven Wahrnehmung von Sicherheit oder
Unsicherheit!), wenn die subjektive "Bedrohtheit" (etwa durch
unflätiges Benehmen von Jugendlichen in der Straßenbahn oder durch
Besoffene, die irgendwo in die Ecke urinieren) ansteigt, wenn diese
diffuse Bedrohtheit weiterhin in eine zunehmende Angst vor
Kriminalität projiziert wird (dieser komische Halbwüchsige, mit den
Füßen auf der Sitzbank, der Omi so arrogant und aggressiv anschaut -
ob der gleich die Handtasche stiehlt?) - dann darf man sich nicht
darüber wundern, daß Kameras, Überwachungsmaßnahmen und dergleichen
mehr irgendwann mehrheitsfähig werden.
Und dann sind übrigens Kameras insbesondere ein Erfolgsmodell - es
reicht zur Erfüllung des tatsächlichen (wenngleich wohl eher
unausgesprochenen) Anforderungsprofils schon aus, daß sie bloß
"nichtkonformes Benehmen" aus dem Blickfeld wichtiger Wähler
entfernen und dadurch deren subjektive Wahrnehmung von Bedrohtheit
reduzieren.
(Und ja, das ist irrational - wer hat denn behauptet, politische
Meinungsbildung verlaufe immer nur rational?)
--
Thomas Roessler http://log.does-not-exist.org/