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[FYI] [heise] Freenet AG: Abmahnungen statt Websperren



Hallo,

---[schnipp]---

Freenet AG: Abmahnungen statt Websperren

   [15.03.2004 13:58]

   Nachdem die Sperre[1] von Webseiten durch den Internet-Provider
   Freenet gescheitert[2] ist, versucht das Unternehmen auf
   juristischem Wege, die unliebsamen Inhalte von Kritikern der Firma
   aus dem Internet zu verbannen. heise online liegen mehrere
   Abmahnungen vor, mit denen Freenet gegen Kritiker vorgeht. Das
   Unternehmen nimmt dabei auch Personen ins Visier, die Links auf die
   Seiten von Kritikern verbreiten, weil sich diese den Inhalt der
   Seiten zu Eigen gemacht hätten. Inzwischen werden neue Vorwürfe
   gegen Freenet laut.

   Dirk Hertfelder hat am vergangenen Mittwoch eine Abmahnung
   erhalten, die es ihm unter anderem untersagt, auf Webseiten Dritter
   zu verweisen, sofern diese rufschädigende oder beleidigende Inhalte
   gegen Freenet enthielten. Der ehemalige Freenet-Kunde hat daraufhin
   erst einmal sämtliche Links, Erfahrungsberichte und Empfehlungen
   für Freenet-Kunden von seiner Webseite[3] mit dem Titel "Anormaler
   Freedirk" gelöscht.

   Die Kanzlei, die Freenet vertritt, macht ordentlich Druck.
   Hertfelder wurde zuerst nur ein Tag Zeit zur Abgabe einer
   Unterlassungserklärung gegeben -- zu kurz für den Privatmann, um
   einen Anwalt zu konsultieren. Freenet verlängerte die Frist
   inzwischen bis Dienstag unter der Voraussetzung, dass die
   beanstandeten Inhalte gelöscht wurden. Der Streitwert wurde mit
   100.000 Euro angegeben, sodass Hertfelder nun über 1000 Euro
   Gebühren für die Abmahnung zahlen soll. Wie es mit der Webseite
   weitergeht, konnte Hertfelder heute gegenüber heise online noch
   nicht berichten: Er will sich zuerst mit seinem Anwalt beraten.

   Die anonymen Autoren der Seite "Freenetbeschiss" hingegen denken
   offenbar nicht daran, aufzugeben. Nachdem ihre Webpräsenz bereits
   von zwei Providern gelöscht wurde, sind sind inzwischen auf drei[4]
   im Ausland[5] angesiedelte Provider[6] ausgewichen. Kämpferisch
   heißt es auf der Webseite: "Unsere Seite wird immer im Netz
   existieren. Sie soll eine Hilfe für alle Abgezockten sein, die sich
   gegen die Geschäftspraktiken des Internetproviders zur Wehr setzen
   wollen."

   Vorerst kostenfrei ging die Seite Chef duzen[7] aus, in deren
   Forum[8] über die Arbeitsbedingungen im Kieler Call-Center von
   Freenet berichtet wurde. Der Betreiber der Webseite ging mit der
   Forderung der Rechtsabteilung des Providers aber eher humorvoll um.
   Er löschte die beanstandeten Inhalte nicht kommentarlos, sondern
   ersetzte die Äußerungen durch das jeweilige Gegenteil und markierte
   die Passagen rot. Statt einer Beschwerde liest man nun
   beispielsweise: "Wir sind uns doch wohl uneinig: Glück wird dort
   sowohl den Kunden gebracht, als auch den hochmotivierten
   Mitarbeitern. Und der Hamburger Super-Provider nagt deshalb
   vielleicht bald aus Großherzigkeit am Hungertuch."

   Weniger humorvoll sieht Andreas Kehren[9], Geschäftsführer der
   Mediador GmbH[10] seinen Streit mit Freenet. Er hat eine Abmahnung
   erhalten, weil er einen Link auf die Seite Freenetbeschiss an
   sämtliche Vertriebspartner Freenets verschickt hat. Damit hat er
   sich nach Auffassung des Providers die Inhalte zu Eigen gemacht und
   soll eine Unterlassungserklärung abgeben. Kehren weigert sich,
   diese Erklärung zu unterschreiben. Er führt unter anderem an, dass
   er die Mail als Privatmann verschickt habe. Sein Unternehmen war
   selbst Vertriebspartner von Freenet. Nach Angaben Kehrens ist noch
   eine Rechnung von über 50.000 Euro offen, weshalb er gegen Freenet
   klagen will. Mediador musste inzwischen Konkurs anmelden.

   In seinem Bemühen, rufschädigende Äußerungen zu unterbinden, ist
   der Provider insgesamt allerdings wenig erfolgreich. Bei den
   Kritikern gehen immer neue Solidaritätsbekundungen und
   Erfahrungsberichte ein. Die Seite von Dirk Hertfelder alleine
   konnte in den letzten Wochen über 30.000 Abrufe verbuchen. (Torsten
   Kleinz) / (jk[11]/c't)

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     http://www.heise.de/newsticker/meldung/45548

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     [3] http://www.dirk-hertfelder.de/
     [4] http://abzocke.planetaclix.pt/home.htm
     [5] http://www.ausgespoerrt.de.hm/
     [6] http://www.abzocke.de.gg/
     [7] http://www.chefduzen.de/
     [8] http://www.chefduzen.de/viewtopic.php?t=222
     [9] http://handy-andy.de/
     [10] http://mediador-gmbh.de/
     [11] mailto:jk@ct.heise.de

---[schnapp]---

Tschuess, Tim.

-- 
'Wenn man das Unmoegliche ausgeschlossen hat, muss, was
bleibt, die Wahrheit sein, wie unwarscheinlich auch immer
es sein mag.' -> Sherlock Holmes in "Das Zeichen der Vier"


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