Re: Software-Patente

[Daniel Koerner <daniel.koerner@freenet.de>]

Hi Martin,

Wednesday, July 21, 2004, 7:00:00 PM, you wrote:

> > Womit wir im Grunde direkt beim Punkt wären: Es ist nämlich in der
> > Praxis von der ursprünglichen Formel bis zur fertigen Software noch
> > ein ziemlich weiter Weg.

> Naja: Einmal durch den Compiler.

Du kannst ja mal versuchen, die Beschreibung des Y2K-Patents (siehe
vorige Artikel) durch den Compiler zu jagen.
Du glaubst ja wohl nicht, daß in der Patentschrift wirklich C-Source
enthalten ist ?

>> Dummerweise waren die (zugegebenerweise brillianten) Mathematiker, die
>> RSA erfunden haben, keine besonders guten Programmierer, 

> Der Code von Rivest, der hier rumliegt, scheint zwar etwas
> altmodischer C-Code zu sein, aber sonst okay. Und RSA waren
> auch keine reinen Mathematiker sondern Informatiker. Die
> ganze Mathematik im RSA-Verfahren ist viel älter und ist
> im wesentlichen der kleine Satz von Fermat (1640).

Trotzdem waren es wohl eher akademische als software-technische
Aspekte, die bei der Implementation eine Rolle spielten.

> Auch die Ideen von Falltürfunktionen zur Verschlüsselung ist
> älter. Wie man im Prinzip Public-Key-Crypto macht, haben
> sich Diffie, Hellmann, Merkle,... ausgedacht.

Eben. RSA ist ja auch definitiv ein Software-Patent gewesen. Nicht
gerade ein methodisches.

> Das RSA-Verfahren ist sicherlich ein Meilenstein aber als
> solcher nur zu sehr geringen Teilen den Herren RSA zu
> verdanken.

ok.

>> sodaß fast 20
>> Jahre lang der Gebrauch dieses Algorithmus innerhalb der U.S.A. durch
>> die (im krassen Gegensatz dazu) geringen technischen Fähigkeiten der
>> Erfinder beschränkt war.

> Das lag wohl eher an den Export-Gesetzen und den
> Lizenz-Bestimmungen. Oder war an RSAREF technisch
> irgendetwas auszusetzen?

Du kannst Dir ja mal die alternative Implementation, die innerhalb der
U.S.A. bis vor kurzem schlicht verboten war (jedenfalls in der
Nutzung), namens MPILIB ansehen.
Dann weißt Du was von Software-Technik !

> Trotzdem stimme ich Dir zu: Das RSA-Patent ist das
> perfekte Beispiel gegen (Software-)Patente:

Danke.

> In vielen kleinen Schritten wird von vielen Leuten auf
> Basis allgemein-bekannten mathematischen Wissens etwas
> nützliches entwickelt. Von den letzten in der langen
> Kette wird das Ergebnis dieses Prozesses patentiert,
> was dann der Nutzung der Technologie im Weg steht.

Was der grundsätzlichen Forderung nach bis dato unveröffentlichter
Innovation natürlich komplett widerspricht.

Daniel Koerner

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Daniel Koerner
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