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Re: Fitug allows foreigners to vote at the upcoming German election



Lutz Donnerhacke schrieb am 18.09.2005 um 03:21:43:

> Ich möchte mich schon im Vorfeld für die überwältigende Hilfe danken.
> Derartig allein gelassen wie in den letzen vier Wochen habe ich mich noch
> nie gefühlt. Da bekommt man so richtig Lust, alles hinzuschmeißen.

Ich kann deine Enttäuschung verstehen, Lutz. Du hast in den vergangenen
Wochen sicherlich sehr, sehr viel Zeit und Herzblut in dieses Projekt
gesteckt, das ich übrigens auch ziemlich interessant finde.

Ich weiß nicht, wie es ausdrücken soll, aber wahrscheinlich muß auch
ich dich jetzt noch weiter enttäuschen. Ich habe gestern mal versucht,
ob auch ich mich als Wähler an dieser Internetabstimmung beteiligen
kann. Das Ergebnis war auch für mich enttäuschend: Auch mit großem
Engagement war es mir mit vertretbarem Aufwand nicht möglich, auf der
Webseite die benötigten Hinweise zu finden. Die Aufbereitung der
Informationen dort ist derartig miserabel, daß jeder duchschnittlich
interessierte Freak nach kurzer Zeit aufgeben wird und das ganze links
liegen lässt. Denn außer ein paar Freaks hat von dem ganzen Projekt
praktisch niemand erfahren, und auch wenn, ist die Wahl für
"Durchschnittsnutzer" ja auch praktisch unmöglich. Wer weiß denn schon,
was ein E.164-Code ist? Außer einer handvoll Freaks niemand. Von den
widersprüchlichen Angaben auf der Webseite (mal ist von Wahlkreis 0 die
Rede, aber dann muß man eben doch in Wahlkreis 049 wählen, etc.) ganz
abgesehen, sind die technischen Hürden ja ohnehin enorm.

Ich würde die Anzahl derjenigen, die sich an dieser Art der Wahl
beteiligen können, auf allerhöchstens 50000 Leute schätzen (also ca.
ein Promille der Wahlberechtigten in .de), etwas realistischer
betrachtet maximal 10000 Leute. Denn wer hat schon ein Linux-System
(oder vergleichbares) und darüber hinaus auch noch Ahnung davon, wie
man ein Bash-Skript und ein Perl-Skript herunterlädt, ausführbar macht
und benutzt? Mal ganz abgesehen davon, daß man ja eigentlich auch noch
prüfen müsste, was diese Programm eigentlich tun - wer will sich schon
ein Programm herunterladen, das dann womöglich die Festplatte löscht
oder was weiß ich. Und wer, außer ein paar Fanatikern, hat schon einen
PGP-Schlüssel auf einem Keyserver liegen und kann darüber hinaus auch
noch mit GPG auf der Kommandozeile umgehen? Als dann das Perlskript
wegen fehlender Perlmodule nicht ausführbar war, stand auch ich kurz
davor, diesen Kram einfach seinzulassen.

Das ganze ist derartig kompliziert und derartig schlecht dokumentiert,
daß es außer denjenigen, die es programmiert haben, praktisch niemand
benutzen kann. Und das ist eigentlich schade, denn - wie gesagt -
eigentlich finde ich die Idee einer Internetwahl mit dem Ziel einer
freien, geheimen, gleichen Wahl (aka jeder nur eine Stimme und anonyme
Stimmabgabe) sehr interessant. Diese Art der Durchführung ist aber
einfach nur ein Enttäuschung für alle Beteiligten: die Wahlleiter und
die Wähler. Es sollte mich wundern, wenn die Wahlbeteiligung bei
wesentlich über 100-200 Leuten liegt.


Jens

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