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Re: [Debate] ITU will IPv6 Adressraum



Die ITU will da schon seit geraumer Zeit mitspielen. Die grosse Frage ist, ob 
ICANN, IANA, IETF und die Community die diese Organisationen ausmachen sie 
mitspielen lassen. Ich wäre da eher skeptisch. Aber die ITU schafft es immer 
'mal wieder eine Menge Lärm zu machen, insbesondere in Europa. Denn Europa ist 
stärker in der formalen Standardisierung à la ISO/ITU verankert als z.B. die 
USA.

Gruss

Rigo

On Friday 26 February 2010 16:15:27 Niels Dettenbach wrote:
> (hoffe ich bin mit dem Thema nicht zu off-topic hier)
> 
> ...weniger als 10% des IPv4 Adressraumes sind noch nicht alloziiert. IPv6
>  wird wohlweigerlich kommen.
> 
> Während bisher die IRs wie IANA, RIPE (u.a. für Europa) & Co. eine doch
>  recht weit  communitygetriebene Politik der Adressvergabe pflegten, will
>  nun auch die ITU global mitspielen.
> 
> M.E. will die traditionell im Telco-Sektor beheimatete ITU in Zeiten, in
>  denen die klassische circuit switched Kommunikation a la Telefonnetz
>  gegenüber "paketgeswitchten" Netzwerken a la IP an Bedeutung zu verlieren
>  scheint ihr obsoletes Organisationsmodell auf das Internet "migrieren",
>  indem die ITU zukünftig eine "parallele" Policy für die
>  Adressraumverwaltung schaffen will.
> 
> Nach Äußerungen der ITU sei eine solche neue / parallele Vergabepolicy
>  nötig um vor allem Drittlweltändern die Partizipation am Internet möglich
>  zu machen. Der "Vorschlag" sieht u.a. vor, das - entgegen der bisherigen
>  Praxis - IP- Adressräume zukünftig in Verantwortung der jeweiligen Staaten
>  und Länder erfolgen soll.
> 
> Gerade hierin sehen viele Kritiker - vor allem in Fachkreisen scheinen sich
> bisher wenige Befürworter zu finden - eine ganze reihe Probleme
>  juristischer, politischer wie sozialer Art.
> 
> Zudem sei es nunmehr nötig, das Internet - wie auch das Telefonnetz - als
> Kommunikationsnetzwerk "zuverlässiger" zu gestalten, wie es die ITU ja auch
> bereits im Telefonnetz über lange Zeit erfolgreich "gemeistert hätte". Das
> Internet brauche "zuverlässige" Policies und Strukturen.
> 
> 
> Ressourcen:
> -> NRO Response to ITU Comments on the Management of Internet Protocol (IP)
> Addresses
> http://www.ripe.net/info/internet-management/itu-proposal-200410.html
> 
> -> RIPE NCC Position On The ITU IPv6 Group
> http://seclists.org/nanog/2010/Feb/1082
> 
> -> BE HEARD! APNIC COMMUNITY CONSULTATION NEXT WEEK
> https://www.arin.net/announcements/2010/20100224.html
> 
> 
> Meine persönliche Meinung:
> Auch wenn die "klassische" Kommerzialisierung des Internets über die
>  letzten 10-20 Jahre sicher einen enormen Schub bekommen hat, halte ich es
>  noch lange nicht für nötig oder sinnvoll nun auch die Strukturen des
>  Internets den "klassischen" - also obsoleten bzw. überholten politischen
>  wie geschäftlichen Modellen der Telco-Industrie anpassen zu müssen.
> 
> Bisher lässt die ITU übrigens weit offen, wo denn die Löcher oder Fehler im
> bestehenden System zu finden sind. Das Argument gerade Drittweltländern
> "helfen" zu wollen, klingt für mich nach Lobbyismus und Politikerfang, denn
> das neue Modell ermöglicht ja gerade erst Korruption, Monopolisierung und
> politische Einflußnahme auf das Internet. Aber irgendwie muß man das
>  Konzept ja auch politisch verkaufen können.
> 
> Bekommt die ITU die Vergabepolitik wie gewünscht in die Hände, werden (ITU
> üblich) wieder viele wichtige Entscheidungen hinter verschlossenen Türen
> beschlossen werden. Lobbyismus und privatwirtschaftliche Belange hatten
>  immer enormen Einfluß auf die Arbeit der ITU.
> 
> Legt man die "Verantwortung" für die Vergabe von IP-Adressraum (auch bei
>  IPv6) in die Hände lokaler Regierungen, wird das Internet als das bisher
>  weitestgehende demokratische Medium der Meinungsfreiheit wohl stark
>  beschädigt werden.
> 
> Der entstehende "Overhead" durch die Parallelverwaltung steht m.E. keinem
> erkennbaren Nutzen gegenüber.
> 
> Interessant dürfte auch sein, das sich selbst unter den Adressnutzern
>  bisher niemand für den Vorschlag der ITU öffentlich begeistern konnte -
>  gegenteilige Stimmen werden dafür umso lauter. Inwieweit aber
>  "Internet-Nutzer" überhaupt gefragt werden, bleibt wohl (ITU-like) offen.
>  Entscheiden sollen offenbar Politiker oder Gremien - eine
>  communitybezogene / -getriebene Abstimmung wird es wohl kaum geben.
> 
> Wer Interesse oder Lust hat. kann sich an der aktuellen Anhörung beim APNIC
> (03.03.2010 - 14:00 - 15:30 (UTC +8) einschalten (Live Video Stream) und
>  afaik per Jabber auch Fragen ans Board stellen:
> http://www.apnic.net/publications/news/2010/apnic-29-consultation
> 
> 
> Beste Grüße und schon mal schönes Wochenende,
> 
> 
> 
> Niels.
> 
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