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Re: Motivation der FITUG-Gruender




Hallo Lukas,

ich war zwar nicht bei der Gründung von FITUG dabei, aber da ich die
Thematik schon seit längerem verfolge und auch bald nach der Gründung
Mitglied bei FITUG geworden bin, möchte ich doch kurz auf deine Mail
antworten:

>Ich finde Projekte wie FITUG grundsaetzlich sehr positiv; allerdings
>ist es IMO nur moeglich, in Politik und Gesellschaft ein besseres
>Bewusstsein fuer das Medium Internet zu schaffen, wenn Kraefte
>gebuendelt werden. Zweifelsohne ist es diesem Ziel abtraeglich, wenn
>die Aktivisten solcher Projekte sich auf viele separate Vereine
>verteilen.

Darin stimme ich dir absolut zu.

>Daher die Frage, welche Motivation steckte dahinter, mit FITUG einen
>weiteren Verein zu gruenden? Es existieren ja mitunter bereits
>Vereine, die sich Aehnliches zum Ziel gesetzt haben

Über die Definition von "ähnlich" kann man sich natürlich streiten. Ich
bin jedoch nicht der Meinung, dass in Deutschland bereits ein Verein
existierte, der ähnliche Ziele wie FITUG verfolgt - in vielen anderen
Ländern jedoch sehr wohl (z.B. die EFF in den USA).

Das Ziel von FITUG ist es doch in erster Linie, die Interessen der
Netz-User zu vertreten, gegenüber Regierung, Verwaltung und Justiz,
gegenüber Parteien und Medien, gegenüber Dienste-Anbietern etc. Besonders
wichtig ist es dabei, sich für die Erhaltung bzw. Erweiterung der
Bürgerrechte (insbesondere das Recht auf freie Meinungsäußerung und das
Recht auf ungestörte persönliche Kommunikation) einzusetzen und ihnen
gerade in den elektronischen Netzen Geltung zu verschaffen.

>(z.B. FIFF, Foebud);

Es mag schon sein, dass Vereine wie FIFF, Foebud und noch weitere sich
u.a. auch für die Ziele von FITUG einsetzen - aber höchstens mal so als
eine Sache neben vielen anderen. Wir brauchen aber eine Organisation, die
sich auf genau die genannten Ziele konzentriert.

FIFF: Das ist - wie der Name schon sagt - ein Verein von Informatikern.
Wir brauchen aber eine Organisation, die weit über diesen Personenkreis
hinausgeht, denn das Netz besteht nicht nur aus Informatikern - es werden
sogar anteilsmäßig immer weniger.

Foebud: Das ist IMHO mehr ein regional tätiger Verein aus dem Raum
Bielefeld. Wir brauchen aber eine überregionale Organisation für ganz
Deutschland, da die meisten relevanten Gesetze nun mal Bundesgesetze sind
und auch die Institutionen, mit denen wir es zu tun haben, überregional
organisiert sind. 

Außerdem würde ich Foebud mehr der Mailbox-Szene (Z-Netz) zuordnen. Sicher
sind die inzwischen auch im InterNet - wer ist das heute nicht? -, aber es
gibt da wohl doch bei vielen Leute gewisse Vorbehalte.

FIFF und Foebud: Beide würde ich im politischen Spektrum eher der
"links-alternativen" Szene zuordnen. Vielleicht mag das z.T. auch ein
Vorurteil sein, aber dieses Image haben sie nun mal. Wir brauchen aber
eine Organisation, die partei-politisch unabhängig ist, um unter den
Netz-Usern einigermaßen konsensfähig zu sein und von den Ansprechpartnern
(Parteien, Medien, etc.) nicht schon "vorverurteilt" zu werden.

>warum haben die FITUG-Gruender einen eigenen Verein
>aufgemacht, anstatt sich an existierenden Vereinen zu beteiligen?

Ich würde sagen: weil es eben noch *keinen* Verein gab, der geeignet
gewesen wäre, unsere Ziele zu verfolgen.

>Hoffe obiges klingt nicht zu sehr nach Flamebait.

Nein, war eine vernünftige und völlig berechtigte Frage.

Um noch einiges klarzustellen: Ich habe weder etwas gegen Informatiker
(bin ja selber einer :-)) noch gegen Mailboxen (bin selbst seit Jahren in
einer ziemlich aktiv) noch gegen linke Parteien (tendiere selber am
ehesten zur SPD, auch wenn die mich gerade beim Thema Bürgerrechte immer
wieder enttäuscht (-> Asylrecht, -> Lauschangriff)).

BTW: Heisst es eigentlich korrekt *der* FITUG oder *die* FITUG?

Ciao, Gunnar