Re: MTV

["Gunnar Anzinger" <anzinger@guug.de>]

On 13 Dec 1996 12:43:00 +0100, Olaf Boos wrote:

>Hmmm, so neu ist das auch wieder nicht, zudem brauchte MTV da wohl nicht
>lange zu suchen. MTV selbst darf naemlich ein saftiges Entgelt dafuer
>berappen, dass sie ihr TV-Programm unverschluesselt in die Kabelnetze
>der DTAG einspeisen darf.

Naja, Deutsche Telekom und Kabel-TV ist eine Sache für sich...

Normalerweise läuft der Handel in einer freien Marktwirtschaft ja
bekanntlich so, dass man etwas von einem Lieferanten einkauft und mit
Gewinn an seine Kunden weiterverkauft. Genau so ist es auch bei den
meisten Betreibern von Kabel-TV-Netzen. Sie zahlen Geld an ihre
Lieferanten (also die Fernsehsender), um deren Programme weiterverbreiten
zu dürfen und kassieren Geld von ihren Kunden (also den Fersehzuschauern)
- und machen damit einen satten Gewinn.

Bei der Deutschen Telekom ist das anders: die kassieren Geld von den
Kunden *und* von den Lieferanten (d.h. die Fersehsender müssen dafür
bezahlen, dass ihre Programme verbreitet werden) - und machen dabei einen
satten Verlust! Manche Sender sehen allerdings nicht ein, dass sie in
Deutschland (im Gegensatz zu anderen Staaten) Geld an den Netzbetreiber
bezahlen sollen. Deshalb war z.B. CNN in Deutschland lange nicht im Kabel
vertreten, bis verschiedene Sponsoren die Kosten übernommen haben.

Viacom war allerdings auch dabei schon recht "kreativ": vor wenigen Jahren
haben sie beschlossen, ihre Programme MTV Europe und das neue VH-1
Deutschland über Satellit zu verschlüsseln. Wer die Programme über
Satellit empfangen will, muss einen Decoder kaufen und monatliche Gebühren
an Viacom (bzw. einen nationalen Vertriebspartner) bezahlen. Das ist
soweit noch nichts besonderes. Allerdings haben sie gleichzeitig eine
spezielle Vereinbarung mit der Deutschen Telekom abgeschlossen: die
Telekom zahlt einen pauschalen Preis an Viacom, damit sie ihren
Kabelteilnehmern die Programme MTV und VH-1 unverschlüsselt anbieten darf
(ha, wem fällt hier eine Parallele auf zu dem, was Viacom mit den
Online-Diensten vorhat? ;-)). Ich weiß nicht, wieviel die Telekom an
Viacom zahlt, aber es dürfte etwa so rauskommen, dass es den Preis für die
Verbreitung der Programme im Kabel mindestens aufwiegt.

Ciao, Gunnar