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Re: Hacker, bleib bei Deinem Keyboard!



>>Mehr noch: diese Raeuberpistole bringt keinen
>>Erkenntnisgewinn -- denn Kanthers Wunsch,
>>Kryptotechnik zu verbieten, erklaert sich ohne
>>jedes Fragezeichen durch seinen sattsam
>>bekannten Ueberwachungswahn. 
>
>Nee, Boris. Das nun gerade nicht. Wenn es so einfach waere, koennte 
>man geradezu beruhigt sein und sich weiter den Frust ueber die 
>CDU/CSU in sich hineinfressen. Das Beunruhigende ist aber, dass sich 
>sog. "Sicherheitspolitiker" u.a. in *allen Industrielaendern* bemuessigt 
>sehen, fuer eine Einschraenkung der Kryptierfreiheit Propaganda zu 
>machen. Die Kryptodebatte ist weder ein Produkt der besonderen 
>deutschen Geschichte des XX. Jahrhunderts noch ein Ausfluss 
>spezifischer Wahnvorstellungen des Herrn Bundesinnenministers. 

Das behaupte ich doch gar nicht. Ich behaupte nur, dass Kanther 
bekanntermassen gerne Wohnungen, Arztpraxen und Anwaltskanzleien abhoert 
und dass es deshalb nur logisch ist, dass er etwas gegen freie starke 
Kryptographie hat. Punktum. Ohne dass es irgendwelcher Geheimvertraege 
oder finsterer NSA-Gesellen, die ihn zum Jagen tragen muessen, bedarf.

Ich sehe nicht, an welcher Stelle da irgendetwas so unverstaendlich ist, 
dass man sich einen solchen Bloedsinn aus den Fingern saugen muss.

>>Und sie lenkt ab vom wesentlichen -- mir geht
>>es naemlich zum Beispiel am Arsch vorbei,
>>wieviele von wem bezahlte Industriespione am
>>Standort Deutschland herumlaufen. 
>
>Mir nicht. Ich will auch morgen was zu fressen haben. Dieses Ziel 
>scheint mir besser erreichbar, wenn sich in *ganz Europa* die Einsicht 
>durchsetzt, dass eine konsequente Foerderung starker Kryptographie 
>ohne GAK-Maetzchen ein gutes Wirtschaftsfoerderungsprogramm 
>darstellt.

Verstehe ich nicht.

Das Problem mit der Wirtschaftsspionage-Argumentation ist, dass sie 
taktisch schlau aussieht, in Wirklichkeit aber nach hinten losgeht.

Denn man koennte sich ja folgende Taktik ueberlegen. Um Kanther vom 
Kryptoverbot abzubringen, erzaehlen wir ihm: Pass mal auf, Kanther, fuer 
diese ganze Verbrechensbekaempfung bringt das eh nix, aber Du handelst 
Dir das Problem ein, dass die Amis hier rumlaufen, die Nachschluessel 
benutzen, und unserer Industrie schaden. Also, lieber Kanther, lass das 
lieber bleiben.

Das Problem ist (und genau die Position hat der Schlapphut-Referent auf 
dem CCC-Kongress vertreten): Dann sagt Kanther "Au scheisse, wir muessen 
die Industrie schuetzen. Aber die Privatleute wollen trotzdem weiter 
abhoeren." Und dann kommen die schoenen Deals, und mit der 
vielbeschworenen Einigkeit von Cypherpunks und Industrie ist Essig.

Boris.

Boris Groendahl.
________________ Texte Und Konzepte Fuer Medien.