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Re: Hacker, bleib bei Deinem Keyboard!
- To: "fitug list" <debate@fitug.de>
- Subject: Re: Hacker, bleib bei Deinem Keyboard!
- From: Boris Groendahl <boris@berlin.snafu.de>
- Date: Sun, 11 Jan 98 16:41:55 +0100
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- Sender: owner-debate@fitug.de
>>Mehr noch: diese Raeuberpistole bringt keinen
>>Erkenntnisgewinn -- denn Kanthers Wunsch,
>>Kryptotechnik zu verbieten, erklaert sich ohne
>>jedes Fragezeichen durch seinen sattsam
>>bekannten Ueberwachungswahn.
>
>Nee, Boris. Das nun gerade nicht. Wenn es so einfach waere, koennte
>man geradezu beruhigt sein und sich weiter den Frust ueber die
>CDU/CSU in sich hineinfressen. Das Beunruhigende ist aber, dass sich
>sog. "Sicherheitspolitiker" u.a. in *allen Industrielaendern* bemuessigt
>sehen, fuer eine Einschraenkung der Kryptierfreiheit Propaganda zu
>machen. Die Kryptodebatte ist weder ein Produkt der besonderen
>deutschen Geschichte des XX. Jahrhunderts noch ein Ausfluss
>spezifischer Wahnvorstellungen des Herrn Bundesinnenministers.
Das behaupte ich doch gar nicht. Ich behaupte nur, dass Kanther
bekanntermassen gerne Wohnungen, Arztpraxen und Anwaltskanzleien abhoert
und dass es deshalb nur logisch ist, dass er etwas gegen freie starke
Kryptographie hat. Punktum. Ohne dass es irgendwelcher Geheimvertraege
oder finsterer NSA-Gesellen, die ihn zum Jagen tragen muessen, bedarf.
Ich sehe nicht, an welcher Stelle da irgendetwas so unverstaendlich ist,
dass man sich einen solchen Bloedsinn aus den Fingern saugen muss.
>>Und sie lenkt ab vom wesentlichen -- mir geht
>>es naemlich zum Beispiel am Arsch vorbei,
>>wieviele von wem bezahlte Industriespione am
>>Standort Deutschland herumlaufen.
>
>Mir nicht. Ich will auch morgen was zu fressen haben. Dieses Ziel
>scheint mir besser erreichbar, wenn sich in *ganz Europa* die Einsicht
>durchsetzt, dass eine konsequente Foerderung starker Kryptographie
>ohne GAK-Maetzchen ein gutes Wirtschaftsfoerderungsprogramm
>darstellt.
Verstehe ich nicht.
Das Problem mit der Wirtschaftsspionage-Argumentation ist, dass sie
taktisch schlau aussieht, in Wirklichkeit aber nach hinten losgeht.
Denn man koennte sich ja folgende Taktik ueberlegen. Um Kanther vom
Kryptoverbot abzubringen, erzaehlen wir ihm: Pass mal auf, Kanther, fuer
diese ganze Verbrechensbekaempfung bringt das eh nix, aber Du handelst
Dir das Problem ein, dass die Amis hier rumlaufen, die Nachschluessel
benutzen, und unserer Industrie schaden. Also, lieber Kanther, lass das
lieber bleiben.
Das Problem ist (und genau die Position hat der Schlapphut-Referent auf
dem CCC-Kongress vertreten): Dann sagt Kanther "Au scheisse, wir muessen
die Industrie schuetzen. Aber die Privatleute wollen trotzdem weiter
abhoeren." Und dann kommen die schoenen Deals, und mit der
vielbeschworenen Einigkeit von Cypherpunks und Industrie ist Essig.
Boris.
Boris Groendahl.
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