[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: C@are Child



[...]
> Und, um wieder ontopic zu werden, auch Medien sind Drogen mit spezifischen
> Nebenwirkungen.  Ich frage mich halt jedesmal, wenn ich Nebenwirkungen
> vergleiche, cui bono?  Geeks haben nun mal ein anderes Konsumverhalten als
> TV-Glotzer.  Nun ist es so, daß einerseits Geeks langfristig gebraucht
> werden, und auch im neuen Medium Konsum, ja eine ganze Marktwirtschaft
> möglich ist, andererseits auf tote Moralpferde eingedroschen wird, wo es
> eigentlich um eine Auseinandersetzung mit echten Gefahren gehen sollte.
> Cui bono?

Das ist die wesentliche Frage. Wobei ich allerdings bezweifle, dass sie 
einfach durch eine Namensnennung (etwa "die Politiker" oder "der Papst")
zu beantworten ist. Weder ist die Zielgruppe eindeutig quantifizierbar 
(zwar mag sich "alle Welt" taeglich Arabella Kiesbloeder reinziehen - aber 
ich z.B. nicht - aber vielleicht fahre ich dafuer auf Hans Moeser ab - NOT!),
noch sind die Nebenwirkungen konkretisierbar, und den einzelnen Nutzniesser
findet man genausowenig. Das ist das typische an einem engvermaschten System:
es bewegt sich zwar in eine beobachtbare Richtung, aber es laesst sich kein
Faden identifizieren, an dem irgendjemand bewusst gezogen hat (Rueckblende:
vor einiger Zeit brachte ich als Argument anderswo, dass die Evolution nicht
optimiert, d.h nicht zielgerichtet ist - genau so ein System).

[...]
> > Das Filtersystem als minimales Grundrecht?
> 
> Wenn es mächtig ist, selbstverständlich.  Ich will ein procmail für TV,
> das Radio und die Schneckenpost.  Technik für alle.

Da ist mir jetzt bei Bekannten unlaengst wieder der Videorecorder mit
der blinkenden "12:00" aufgefallen. Und das waren keine Leute meiner
Elterngeneration, die noch mit Roehrenradios aufgewachsen sind und fuer die
die Zahlenknoepfe der Fernseh-Fernbedienung noch das maximal technisch 
managebare sind. Es wird immer Leute geben, fuer die jegliche Technik zu
kompliziert ist. Dein Filtersystem ist a priori zu kompliziert. Das einzige
Filtersystem, was noch breit akzeptiert wird, ist ein Zeitschriftenkiosk:
wenn Du selbst nicht den L^HFocus lesen willst, kaufst du ihn nicht, und
wenn Du nicht willst, dass die Kids den Playboy kaufen, dann biete ihn dort
nicht an. 

Alles andere ist zu kompliziert. Dummerweise: beim Internet geht das Prinzip
in die Hose, da es keine kioskartige Raum/Zeit-Beschraenkung besitzt. Und dann
wird aus einem maechtigen Filtersystem sofort auch gleich ein komplexes
Gebilde, welches im Extremfall die Dimension des Internets selbst besitzt.
Solche Systeme existieren auch anderswo: etwa das Gehirn, dessen einfachste 
brauchbare Beschreibung seiner selbst es selbst ist (ein Haufen Nervenzellen
trifft es nicht).

> > > Schon wieder viel zu lang,
> > 
> > Wo ist das Problem?
> 
> Das des Schreibenden, der niemand ermüden will.

Wer mitlesen will, tut das, wer nicht, der nicht. Weder Du noch ich
koennen das beeinflussen, schon gar nicht durch weniger ermuedendes
Newskonfetti.

-- 
         Dr.-Ing. Holger Veit             | INTERNET: Holger.Veit"at"gmd.de
|  |   / GMD - German National Research   | Phone: (+49) 2241 14 2448
|__|  /  Center for Information Technology| Fax:   (+49) 2241 14 2242
|  | /   Schloss Birlinghoven             |  Get XFree86/OS2 Bugfix Version
|  |/    D-53754 Sankt Augustin, Germany  |    V3.3.2 from ftp.xfree86.org
         WWW: http://borneo.gmd.de/~veit/ | /pub/XFree86/3.3.2/binaries/OS2