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Kurz: Sommerakademie Datenschutz Kiel 17.08.98



Aufgrund Inputbufferoverflow relative Kurzfassung:

Die Veranstaltung war hochinteressant und international.
Zu den Gaesten aus u.a. USA, Schweiz und den Niederlanden
gesellte sich auch die Datenschutzbeauftragte von Polen.

Die Akademie bot Ausblicke auf einen geaenderten Ansatz
zum Datenschutz als Servicedienstleistung fuer Buerger.
Bestehende Angebote wurden kritisch zerpflueckt.

Das Verstaendnis der Datenschutzbeauftragten selbst
wurde hinterfragt. Prof. Lutterbeck etwa stellte fundierte
Vermutungen an darueber, wieviel die DSB vom Internet
verstanden haben anhand deren Web- und sonstigen Praesenz
im Netz. Ausser "Juristen arbeiten fuer Juristen" nahm er
den LfD Rheinland-Pfalz auf die Schippe. Denn der verbat
sich sogar ausdruecklich auf seiner WWW-Seite,
E-Mail zu empfangen. Doch selbst das ist unterbietbar.

Unterhalb dieses Niveaus blieben eigentlich nur Personen
wie die Thueringer Politproporzfrau oder Herr Jacob,
der zZ garnicht praesent ist im WWW.
In der letzten Datenschleuder wurde er gepackt unter
die Ueberschrift "Vorzeitige Zementierung des
Bundesdatenschutzbeauftragten". Gut, das Prinzip
Hoffnung sollte man nicht vergessen, auch wenn
Steinerweichen Wasser und Zeit braucht.

Hochinteressant war der Beitrag aus der Schweiz.
Dort wird "von Amts wegen" gehackt und Behoerden
von aussen und innen zerlegt. So etwa in dem Stil
"das ist der Firewall und da setzt man den Presslufthammer
an". Ich hockte da und staunte erstmal ebenso wie das
restliche Publikum. Die machten recht harte Aktionen wie
"da ist ein Arzt am Internet online und da kann man
eben seine Patientendaten von der Platte saugen,
ohne dass er es merkt" (sinngemaesse, nicht woertliche
Zitate). Auch die durchaus komplexen Rechtsfragen und
was sie im Laufe ihrer Aktionen dazu lernten, berichteten
die beiden Schweizer als Koreferat souveraen so, dass
einem das Lachen im Halse stecken blieb.
Ich bat sie um Kopien ihrer Folien und bekam die "normale"
Antwort: "URL folgt per Mail".

Erst aergerlich und nach etwas Beruhigung meinerseits
amuesant war der Fakt, dass sich ausgerechnet Juristen
bei der Erstellung des Tagungsbandes juristisch ueber
den Tisch ziehen liessen vom Luchterhand Verlag - soweit
ich das begriffen habe. Das Buch lag bei der Veranstaltung
bereits gedruckt  vor fuer 48 DM (300 Seiten A5, also
fuer 15 DM fotokopierbar, was ich begruendet empfehle).

Der Verlag hat keine Vertraege geschlossen mit den
Inhabern der Rechte; zumindest mit den rund zehn Rechte-
Inhabern, mit denen ich auf der Veranstaltung exakt dazu
sprach, weil ich die Genehmigung zur Verbreitung der
Texte im Internet wollte. Ich werde dazu in der naechsten
Zeit eine Reihe URLs erhalten, da die Inhaber ihr Werk
entweder bereits selbst dort publiziert haben - teilweise
schon vor der Veranstaltung - oder dies "jetzt" tun.
Insofern kann davon ausgegangen werden, dass die
Behauptung im Impressum "(c) by Luchterhand Verlag"
insbesondere fuer die honorarfrei erlangten Manuskripte
nur ein Druckfehler im Impressum ist; die honorarfrei
erlangten Manuskripte betrachte ich frei aehnlich GNU GPL.

Der Praesident des Landtages Schleswig-Holstein, Herr
Arens, hielt eine Rede, die mir besser gefiel als sein
Manuskript im Tagungsband und ich bat ihn gleichfalls um
Genehmigung zur Verbreitung des Textes im Internet.
Er genehmigte dies und gab mir sein Originalmanuskript
mit seinen handschriftlichen Korrekturen :-)

Da das muendlich gesprochene Wort eine eigene Rechtsfigur
ist und die Aufzeichnung des Offenen Kanal Kiel vom Ton durch
Gratisnutzung der landeseigenen Tontechnik Schleswig-Holsteins
erfolgte, hat der Offene Kanal Kiel ein eigenes Urheberrecht
eher nur an den Bilddaten. Einer Konvertierung der fuenfeinhalb
Stunden Ton auf MP3 und eine Freigabe fuer die Oeffentlichkeit
auf einer frei kopierbaren CD (Rohlingkosten ca. 3 DM, bei MP3
wuerden auch zehn Stunden draufpassen) steht eigentlich
nichst im Wege ausser Arbeit. Die Haelfte der Veranstaltung als
S-VHS-Kopie habe ich bereits dank der freundlichen Kooperation
des OK in Kiel, den Rest bekomme ich noch :-)
Nun gut, das war meine Arbeit am Dienstag, dem Tag
nach dem Kongress.

Bei allem Laestern: Herr Baeumler hat exzellente Arbeit
geleistet und seine Vision bezueglich Datenschutz als Dienst
am Buerger wurde ueberspitzt "Cafe Baeumler" genannt:
er steht in der Einganghalle einer geaenderten Behoerde (evtl.
Landesanstalt oeff. Rechts) im Internet-Cafe des LfD und
beraet Buerger.

Dass er als LfD  im Amt einstimmig bestaetigt wurde,
kann eigentlich nur zwei Ursachen haben: entweder hat
er allen Honig um den Bart geschmiert oder er war
einfach gut im Amt. Ersteres war eindeutig nicht der
Fall, da hat er keine Kontroverse gescheut, wenn es
wirklich wichtig war und klar Stellung bezogen; aber
nie im militaerischen Sinne, sondern inhaltlich fundiert.

Erhellend und erschreckend waren die beiden Visionen
von Dr. John Borking "2008 - Ende der Privatheit".
Da schilderte er ausser der "bekannten" Vision des
starken Staates a la 1984 Big Brother eine zweite
Variante, die "Little Sister - Konsumroboter".

In der Abschlussdiskussion wurde dazu ergaenzt,
das eigentlich realistische und wirklich ueble sei
die Kombination beider Visionen: der Staat mit dem
Zugriffsrecht auf "alle" Daten und die Wirtschaft mit
dem Modell Konsumroboter.

Sendedaten
OK Kiel 19.8. 16:30-18:00  OK Flensburg 24.08. 17:50-19:20
Teil 1, Eroeffnung. Baeumler Arens Witte Hoffmann-Riem Lutterbeck

Kiel 20.8. 15:55-16:40 Flensburg 25.08. 18:15-19:00
Teil 2, Blick nach Europa. Baeriswyl, Heinzmann Borking

Kiel 21.8. 16:00-17:30 Flensburg 26.8. 18:30-20:00
Teil 3, Infoboerse. Koenigshofen - Kuehn

Kiel 22.8. 18:30-20:15 Flensburg 27.8. 17:45-19:30
Teil 4, Abschlussdiskussion, Leitung Mutius.

wau
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"Wenn heute die Sicherheitsnadel erfunden wuerde, bestuende sie aus
20 beweglichen Teilen und muesste zweimal im Jahr zur Inspektion"
(Kieler Taxifahrer, der einst am VW Kaefer Ventilspiel mit Finger-
naegeln einstellte, als Antwort, warum er keinen MB E-Klasse kauft)