[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

WAZ: Phantomas entlarvt Verbrecher



Hallo,

Infos zu einem neuen Gesichtserkennungsprogramm aus dem Ruhrpott:

---------------------------------------------------------------------------------------------
Bochums Phantomas entlarvt Verbrecher.
Software aus dem Revier ist weltweit begehrt
Von Martin Bommersheim
aus WAZ BOCHUM vom 15.10.98

Das Computerprogramm einer Bochumer Firma verspricht, die Verbrecherjagd der

Polizei zu revolutionieren. "Phantomas" erkennt alle Übeltäter mit einem
Klick.

Das blaue Gebäude im Schatten der Ruhr-Uni hat es in sich. ZN ist hier zu
Hause, eine 1993 gegründete Firma für intelligente Software. Fremde haben
keinen Zutritt, dafür sorgt ein elektronischer Pförtner. Der Computer läßt
nur bekannte, gespeicherte Leute rein.

"Schlüssel haben wir weggeworfen", sagt Norbert Wendt. Er holt Besucher
deshalb gleich am Eingang ab, steckt seine Chipkarte in einen unscheinbaren
Ständer und schaut wenige Sekunden in einen etwa taschenbuchgroßen, dunklen
Spiegel.
Eine Kamera "liest" Wendts Gesicht, gelbe und rote Punkte leuchten im
Wechsel. Dann surrt der Türöffner. Der Computer hat ihn wiedererkannt. Der
Marketingleiter des 45 Mitarbeiter starken Hochtechnologie-Betriebs darf
eintreten.

Nach demselben Prinzip wie diese Erfindung, die ZN den Innovationspreis der 
Deutschen Wirtschaft 1996 einbrachte, erleichtert "Phantomas" die 
Identifizierung von Kriminellen. Beispiel Banküberfall: Das zusammen mit der

Ruhr-Uni entwickelte Programm ermöglicht, ein gezeichnetes Phantombild oder
das Foto aus einer Überwachungskamera mit den Archiven im Kriminalamt
abzugleichen. 
Der Rechner sortiert eine Reihenfolge jener Bilder aus, die der Vorlage 
möglichst ähnlich sehen. Zeugen, die sich bislang mühevoll durch
Schuhkartons mit Polizeifotos quälen, brauchen sich nun nur noch die Auswahl
anzusehen.

Die Software, der Arbeitsweise des menschlichen Gehirns nachempfunden, ist
nur schwer auszutricksen. Kriminelle, die sich mit Perücke, Brille oder
angeklebtem Schnauzer zu tarnen versuchen, entlarvt Kommissar Computer.
Wendt erklärt das System so: Über jedes Gesicht legt Phantomas ein
Gitternetz, mißt an allen Knotenpunkten die Helligkeitsunterschiede." Nach
wenigen Sekunden hat der Computer sich die Merkmale eingeprägt. Was er
einmal weiß, vergißt er nie.

Beim hauseigenen Test erkannte er die 26jährige ZN Mitarbeiterin Elke 
Saßmannshausen etwa auf einem Foto wieder, das sie bei der Einschulung mit 
Zahnlücken zeigt.

Schnell und erfolgreich arbeitet "Phantomas". Im Police Department Santa
Ana, Kalifornien, überprüfte es 10 000 Bilder in drei Minuten. In Dortmund,
wo das System seit einem Jahr getestet wird, hat es eineiige Zwillinge
unterscheiden können, berichtet Wendt. Rund 100 000 Mark würde die
Ausrüstung für große Präsidien wie in Dortmund kosten. Das Landeskriminalamt
entscheidet noch.

Der Test offenbarte auch momentane Grenzen der Technik.
Täter mit Strumpfmaske kann "Phantomas" nicht enttarnen.
Problem Nummer zwei: "Leider", sagt Wendt", filmen Überwachungskameras in
Banken von der Decke." Beste Ergebnisse liefert das Programm bei Aufnahmen
direkt von vorn.

Dennoch hat Warschaus Polizei schon in Bochum bestellt.
Dort war der Handlungsdruck groß. Wendt: "Der Polizeipräsident wurde 
erschossen."
--------------------------------------------------------------------------------------------------------

Ciao
Kai