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[FYI] Der SPIEGEL: "Auf einem Ohr blind"
- To: debate@fitug.de
- Subject: [FYI] Der SPIEGEL: "Auf einem Ohr blind"
- From: Horns@t-online.de (Axel H. Horns)
- Date: Sat, 19 Dec 1998 09:44:31 +0100
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LAUSCHANGRIFF
Auf einem Ohr blind
Auch die neue Regierung will, daß der BND unkontrolliert im
Äther lauscht. Das Bundesverfassungsgericht muß entscheiden,
ob die Schnüffelpraxis legal ist.
[...]
Kein Außenstehender blickt durch, auch die nicht, denen die
Kontrolle des Apparats von Gesetzes wegen obliegt. Der
SPD-Abgeordnete Claus Arndt leistete im Karlsruher
Gerichtssaal den Offenbarungseid. Der stellvertretende
Vorsitzende der G-10-Kommission des Bundestages - eines
geheimen Zirkels, der die Abhöroperationen des BND überwachen
soll - gestand, eine wirksame Kontrolle sei bei dem Umfang
der Aktivitäten nicht mehr möglich. Arndt, Lauschexperte seit
30 Jahren: "Ich habe Bauchschmerzen."
Wie erfolgreich der Raubzug auf den globalen Datenautobahnen
tatsächlich ist, gehört bei allen Diensten zu den
Top-Geheimnissen. Längst ist die weltweite Kommunikation
vogelfrei, der tausendfache Lauschangriff inzwischen
Gewohnheitsrecht von Regierungen und ihren Geheimdiensten.
Grenzen setzen nur technische und finanzielle Möglichkeiten.
[...]
In Monschau in der Eifel erfaßt der BND in der Kurzwelle
flächendeckend "fremde diplomatische Verkehre", auch die
verschlüsselten Telefonate und Faxe aller Botschaften in
Bonn. Mit Hilfe von amerikanischen Cray-Supercomputern
versuchen Spezialisten, die Codes zu entschlüsseln, mehr als
ein Dutzend hat der BND bereits geknackt; die der Japaner und
der Italiener trotz heftiger Anstrengung noch nicht.
Im Umgang mit Material aus dem Äther sind die Pullacher
pingelig: Nicht einmal das Kanzleramt erhält
Originalmitschnitte. Mit farblichen Markierungen weist der
BND die Empfänger auf die besondere Sensibilität der
Informationen hin: Ein gelber Strich am Rand ("Gelbstrich")
steht für abgefangene Telefonate, Faxe und Telexe.
"Rotstrich" kennzeichnet geknackte diplomatische Funkpost.
Empfänger: das Auswärtige Amt von Joschka Fischer.
[...]
UDO LUDWIG, GEORG MASCOLO
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