[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
Re: Pazifismus oder Gewalt? (was:Re: LINUX-Initiative (fwd)) (fwd)
- To: debate@fitug.de
- Subject: Re: Pazifismus oder Gewalt? (was:Re: LINUX-Initiative (fwd)) (fwd)
- From: Angelika Goedde <goedde@sonett.asfh-berlin.de>
- Date: Thu, 11 Feb 1999 19:14:45 +0100
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- Sender: owner-debate@fitug.de
Hallo Hartmut,
> PILCH Hartmut created on 11.02.1999 at 16:33:22 following message:
>> On Thu, 11 Feb 1999, Angelika Goedde wrote:
>> (...)
>Ich folge der Sicht vom "buergerlichen Staat" als einer Einheit, der das
>"andere Deutschland" o.ae. gegenuebersteht, nicht. Diese Sicht bildete
>die Grundlage fuer die (von Stalin festgelegte) KPD-Linie, derzufolge
>Hitler zuerst an die Macht kommen muesse. Sie hinderte 1933 Kommunisten
>und Sozialdemokraten daran, breite Buendnisse gegen Hitler zu bauen. Wenn
>ich die sozialdemokratischen Plakate vom Mai (!) 1933 gegen Hitler als
>"Vertreter der Bourgeoisie und des Kapitalismus" sehe, muss ich mir an den
>Kopf fassen. Diese SPD-Parteibuerokraten sind mitschuld am
>historischen GAU.
Wo schrieb _ich_ etwas von dieser Einheit im Sinne Stalins etc.?
Interpretierst Du etwas da hinein, was ich gar nicht geschrieben habe?
Ich habe Dir meine Staatstheorie doch noch gar dargelegt:-)...
Auf jeden Fall aber ist sie eine andere als die der buergerlichen
Theoretiker/innen, die dem Persoenlichkeitsfetisch bzw. Personenkult
huldigen (was ja u.a. die RAF auch gemacht hat... - siehe
Schleyerentfuehrung bzw. die diversen Attentate auf angebliche "Saeulen
des Staates"). Du kommst in Deinen Ausfuehrungen meiner Auffassung recht
nahe und ich fand dazu vor langer Zeit dazu auch Interessantes bei dem
Philosophen Plechanow in seinem Buch: "Ueber die Rolle der Persoenlichkeit
in der Geschichte".
Doch nun zu Stalin:
Die von Stalin festgelegte Linie der KPD war die
"Sozialfaschismusideologie".
Sie richtete also ihren Hauptkampf gegen die SPD und machte z.T. mit den
Naziorganisationen Buendnispolitik, sie sprengten z.T. gemeinsam
Wahlveranstaltungen der SPD und arbeiteten in Streiks zusammen.
Die falschen "Kommunisten" unter Stalin hatten ferner keine adaequate
Faschismustheorie [(es ueberwog die vulgaere Dimitroff-Theorie), Thalheimer
und Trotzki wurden verfolgt bzw. konnten ihre Theorien nicht verbreiten...]
Der Faschismus haette verhindert werden koennen, wenn in gemeinsamer
Einheit die KPD und SPD (bzw. die grosse Basis) eine entschiedene
Politik/Strategie gegen die NSADP und ihre Sturmtruppen durchgefuehrt
haetten. In dem Moment, wo es der NSDAP gelang, entscheidenden Einfluss
unter den Arbeitern zu bekommen, war es zu spaet. Diesen Einfluss bekamen
die Nazis durch die Politik Stalins, der mittels seiner
Geheimorganisationen, die
zur Durchstalinisierung aller kommunistischer Parteien beitrugen (Gegner
Stalins wurden ausgeschaltet) dem Nationalsozialismus in die Haende
spielte.
Aber dazu gibt viele Forschungen und Buecher...und ich moechte hier nicht
weiter "ausholen". Wer sich mit der Geschichte des sowj. Geheimdienstes
auseinandersetzen will, dem sei "Ich war Stalins Agent" von Walter
G. Krivitsky und der Roman "Tagebuch der Hoelle" von Jan Valtin empfohlen.
Wenn Ihr noch mehr dazu wissen wollt, bitte auf der pm-ebene.
Fakt ist - und dazu kam ich nach mehrjaehriger Forschung:
Stalin hat dem Fortschritt der Menschheit hin zum konkreten Humanismus
mehr geschadet als der Schlaechter Hitler [wenn ich die Geschichte
verstaendlichheitshalber hier auch einmal auf Personen reduzieren
darf]..., weil der Stalinismus die Hoffnung der Menschheit auf eine
hoeher entwickelte Gesellschaftsform als das buergerliche
Verkehrsverhaeltnis bzw. die kapitalistische Produktion fuer einen
langen historischen Zeitraum zerstoert hat...
Und hier noch kurz zum buergerlichen Lager in der Krise vor 1933:
Innerhalb der deutschen Bourgeousie gab es auch verschiedene Interessen.
Letztendlich aber siegte die Harzburger Front ueber das Bruenig-Lager.
(siehe zu diesem Aspekt: A.Sohn-Rethel, Oekonomie und Klassenstruktur
des deutschen Faschismus, wohl vom ca-ira-verlag kuerzlich wiederaufgelegt).
D.h. die deutsche Bourgeosisie setzte seit der Wirtschaftskrise mehr und
mehr - wenn auch einige mit Zaehneknirschen - auf Hitler.
Im Staatsapparat aber sassen sehr viele, die bereits mehr oder weniger
aktiv
fuer Hitler waren - die SS/NSDAP rekrutierte sich auch im Wesentlichen aus
Beamten und Mittelstand..., der nationalen Kraft der Mitte, die Schroeder
in seiner Regierungsansprache heraufbeschworen und angesprochen hat.
Ich bin aber dafuer, diesen politisch-historischen Disput auf die
pm-ebene zu verlegen und uns zu bemuehen, wieder darauf zurueckzukommen,
wie wir den Vormarsch von M& in die Mistbildungspolitik verhindern
koennen.
Lest doch Rigos Mail _bitte_ dazu noch einmal... und vielleicht
kommen ja doch noch ein paar konkrete und konstruktiver Vorschlaege
sowie Menschen, die das umsetzen und angehen?
Gruss,
Angelika
ps.: sorry, dass der Header schon wieder so schlecht configuriert ist
- ich werde aber ab dem Wochenende ein neues Mailprogramm installieren!